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Tuesday, January 16, 2024

„Viele, die Not haben“ - Polling macht sich auf den Weg zur Dorfheizung - Merkur.de

Nahwärme auf einen Blick: Die speziellen Leitungen bringen die Nahwärme aus regionaler Biomasse (hier: Hackschnitzel aus Totholz) direkt in die Tölzer Häuser.

Unter der Regie von Martin Echtler wird in Oderding gerade eine Dorfheizung gebaut (wir berichteten). Auch in Polling will der Projektentwickler ein Nahwärmenetz errichten – noch größer und mit wesentlich mehr Abnehmern. Der Gemeinderat stimmte nun für den Abschluss eines Gestattungsvertrags – jedoch nicht einhellig.

Polling – „Es läuft alles super. Zwei Drittel der Leitungen sind verlegt“, berichtete Martin Echtler im Pollinger Gemeinderat über den Sachstand zur Dorfheizung im Ortsteil Oderding. Doch deswegen sprach der Oberhausener Wärmenetzbetreiber im Gremium nicht vor.

Pläne gibt es schon länger

Es ging um ein weiteres, noch größeres Projekt: „Ich würde mich freuen, wenn ich auch in Polling eine Dorfheizung bauen könnte.“ Entsprechende Pläne für das Klosterdorf gibt es schon seit Längerem. 2022 hatte es eine umfassende Bürgerbefragung gegeben, im vergangenen Jahr folgten mehrere Info-Veranstaltungen. Das Fazit: Das Interesse an einer Dorfheizung in Polling ist groß. Aktuell stehen laut Bürgermeister Martin Pape (CSU) „deutlich über 200 Interessenten“ auf der Liste.

Martin Echtler ist inzwischen der einzig verbliebene Kandidat als möglicher Betreiber einer Dorfheizung. Ein Bewerber ist bereits von selber abgesprungen, ein anderer hätte lediglich einen kleinen Teil von Polling mit Wärme versorgen wollen – nämlich nur das Quartier ums Kloster herum. Echtler hingegen würde einen Großteil des Kerndorfs abdecken.

Der Gemeinderat musste nun sein Einverständnis geben, dass ein Gestattungsvertrag mit Echtler ausgehandelt wird. „Damit ist noch keine Entscheidung gefallen, dass die Heizung tatsächlich gebaut wird“, betonte Pape vor der Abstimmung. Für Echtler war der Beschluss aber dennoch wichtig, um als potenzieller Betreiber noch innerhalb von Geltungsfristen Förderanträge stellen zu können. „Es ist ein Signal an ihn. Treffen wir heute keinen Beschluss, dann ist die Dorfheizung in Polling für 2024 gestorben“, so Pape. Der Gemeinderat votierte schließlich mit breiter Mehrheit für den Abschluss eines Gestattungsvertrags. Die beiden Gegenstimmen kamen von Robert Erhard (UWPEO) und Stefan Loy (WGP). Letzterer hatte sich in der Debatte mit einer Knallhartansage an den möglichen Betreiber gewandt: „Ich sag’s Ihnen ganz ehrlich, Herr Echtler, ich trau es ihnen nicht zu, dass Sie 200 Leute in Polling an eine Dorfheizung anschließen.“

Es gibt auch kritische Stimmen

Loy verwies auf die Summen, die jeder einzelne Haushalt für den Anschluss an die Dorfheizung privat aufbringen muss, und er meldete haftungsrechtliche Bedenken hinsichtlich Echtlers Firmenkonstrukt an. „Was passiert, wenn das Holz teurer wird?“ Für Loy gibt es „nur eine richtige Lösung“ in puncto „Dorfheizung in Polling“: „Es geht nur, wenn die Gemeinde das Projekt in der Hand hält.“ Doch diesbezüglich kam prompt Widerspruch vom Bürgermeister: Die Kommune dürfe demnach kommerziell gar nicht tätig werden.

Etwas sanftere, aber auch kritische Töne, kamen von Robert Erhard: „Ich trau es dem Martin schon zu“. Aber: „Polling ist eine andere Hausnummer als Oderding. Ich bin skeptisch und stimme dagegen, weil ich Dich schützen möchte“, so Erhard in Richtung Echtler.

Auch Markus Pawlowski äußerte Bedenken: „Die Unternehmensform als Einzelunternehmer halte ich für unglücklich – auch im eigenen Interesse des Betreibers“, erklärte der WGP-Gemeinderat. Bei dem Beschluss gehe es aber erst einmal nur darum, die förderrechtlichen Grundlagen zu schaffen – und so stimmte Pawlowski für den Abschluss des Gestattungsvertrags.

„Wenn das Wärmenetz abbezahlt und abgeschrieben ist, dann kann es gerne eine Genossenschaft übernehmen“, erklärte wiederum Echtler. Auf Loys und Erhards Wortmeldungen ging er nicht ein.

Für Echtler gab es in der Debatte aber auch viel Zuspruch: „Es geht jetzt erstmal nur um die Förderanträge. Und jedes Haus, das keine Öl- oder Gasheizung mehr hat, ist ein gutes Haus“, argumentierte Ulrike Seeling (UWPEO). Das Projekt, so konstatierte Michael Steininger-Yang (CSU), stehe unter Finanzierungsvorbehalt. Interessenten könnten bei Teuerungen jederzeit aussteigen.

Dass die mögliche Dorfheizung in Polling ein großes Thema in der Bevölkerung ist, verdeutlichte schließlich Rathausmitarbeiterin Heike Bohn: „Ich habe tatsächlich jeden Tag Gespräche zur Dorfheizung. Es sind wirklich viele, die die Not haben, etwas unternehmen zu müssen. Die zählen auf die Dorfheizung.“

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