Pünktlich zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums in Davos begann der Countdown. Nach dem Triumph in Iowa muss Donald Trump endgültig als wahrscheinlichster nächster US-Präsident gelten. Damit bleibt noch exakt ein Jahr bis zu seiner möglichen Inauguration am 20. Januar 2025, um den aktuell extrem labilen Planeten wetterfest zu machen.
Viele Deutsche wollen nicht wahrhaben, dass Trump 2 für die Welt gefährlicher ist als Trump 1. Die Amtszeit von 2017 bis 2021 endete nur deshalb halbwegs glimpflich für die Bundesrepublik, weil der US-Präsident seine Drohung nicht wahrmachte, der Nato den Rücken zu kehren. Nach einem Comeback, das lässt Trump durchblicken, kann es so weit kommen. Die Deutschen haben sich 80 Jahre lang so an den atomaren Schutz der USA gewöhnt, dass sie kaum mehr verstehen, was dies bedeuten würde: Die Bundesrepublik wäre dann schutzlos. Wie die Ukraine im Jahr 2022.
In der ersten Amtszeit von Donald Trump wurde der Worst Case einer russischen Aggression ohne US-Schutz von vielen als anti-russische Paranoia abgetan. Seit Putins Ukraine-Überfall ist es ein reales Szenario. Für die schleppend anlaufende deutsche „Zeitenwende“ aber käme eine zweite Trump-Präsidentschaft viel zu früh. Nun kann man nur noch improvisieren – und zumindest dafür sorgen, dass die Ukraine bei einem Trump-Triumph nicht Putin in die Hände fällt.
Kiew muss geschützt werden
Dazu müssten die Kämpfe enden und die Ukraine vor einem neuen Überfall geschützt werden. Was ein Ende der Kämpfe angeht, steht die Ukraine vor der Entscheidung: weiter alles auf die Karte einer Vertreibung der Russen setzen – oder den aktuellen Frontverlauf einfrieren (ohne ihn völkerrechtlich anzuerkennen) und die Befreiung vertagen. Könnte angesichts eines drohenden Trump-Comebacks dies die bessere der schlechten Alternativen sein?
Sie muss jedenfalls, um Putin von einem neuen Angriff abzuschrecken, flankiert werden von jenen Sicherheitsgarantien, die Kiew im vergangenen Juli von den G-7-Staaten zugesagt wurden. Bisher hat nur Großbritannien ein solches „Nato light“-Abkommen geschlossen. Im Kanzleramt in Berlin aber stocken die Verhandlungen mit Kiew. Dort und überall sonst, wo die Mächtigen des Westens sitzen, muss ab sofort klar sein: Es bleibt noch ein Jahr.
US-Wahl: Viele Deutsche wollen nicht wahrhaben, dass Trump 2 gefährlicher ist als Trump 1 - WELT
Read More
No comments:
Post a Comment