Auf der Karte, mit der der Deutsche Wetterdienst (DWD) die aktuellen Unwetterwarnungen illustriert, sind weite Teile Süddeutschlands rot gefärbt: Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen fast komplett, dazu die südlichen Regionen in Thüringen und Nordrhein-Westfalen. Überall dort droht große Glättegefahr. Ein Bereich, der das nördliche Saarland, die Eifel und den Hunsrück sowie das Rhein-Main-Gebiet umfasst, ist sogar violett eingefärbt. Das steht in diesem Fall für extreme Glättegefahr.
Nördlich des Gebiets, in dem der Glatteisregen fällt, wird vielerorts Schnee fallen, etwa in Teilen Hessens und im nördlichen Franken, in Teilen Nordrhein-Westfalens sowie in Berlin und Brandenburg. Örtlich, vor allem in den Mittelgebirgslagen, sollen 30 bis 40 Zentimeter zusammenkommen.
Die DWD-Meteorologen haben schon vorher vor einer "ausgewachsenen Unwetterlage" gewarnt, die "großräumige Auswirkungen" auf den Verkehr haben werde. Außerdem werde es "extremem Eisansatz an Gegenständen, Bäumen und Oberleitungen" geben sowie eine "erhöhte Eisbruchgefahr". Aufenthalte im Freien und Fahrten sollten unbedingt vermieden werden. Überall südlich einer Linie Düsseldorf - Dresden wird es gefährlich, das ist der Karte des Wetterdienstes zu entnehmen.
Mittlerweile beruhigt sich die Lage vielerorts wieder. In Baden-Württemberg etwa hob der Deutsche Wetterdienst (DWD) die Unwetterwarnung am Mittwochabend auf. Im Laufe des Tages aber bereiteten Glatteis, Eisregen und Schnee große Probleme in den betroffenen Regionen. Hier eine Übersicht der aktuellen Meldungen.
Flugverkehr
An den beiden größten Flughäfen Deutschlands mussten wegen des eisigen Wetters Hunderte Flüge gestrichen werden. Der Flughafen München hat von rund 650 geplanten Starts und Landungen mehr als 250 annulliert. Die Lufthansa teilte mit, man habe "den gesamten Flugplan für die Kurz- und Langstrecke deutlich reduziert". Am Flughafen Frankfurt konnten zeitweise wegen des Eisregens keine Flugzeuge mehr starten. Mittlerweile heben angesichts nachlassender Niederschläge wieder einzelne Maschinen ab, wie ein Fraport-Sprecher mitteilt. Der Flughafen Saarbrücken kündigte am Dienstagabend sogar an, dass er den Betrieb am Mittwoch komplett einstelle. Indirekt sind auch die Flughäfen in Berlin und Hamburg betroffen; dort wurden Verbindungen von und nach Frankfurt beziehungsweise München gestrichen.
Straßenverkehr
In Baden-Württemberg war die Lage auf den Straßen vielerorts kritisch, wie die Sprecher der dortigen Polizeipräsidien auf Anfrage sagten. So gab es am Morgen auf der A5 zwischen Rastatt und Baden-Baden gleich 17 Unfälle, weil sich auf der Fahrbahn eine dicke Eisschicht gebildet hatte. Es habe quasi im Minutentakt gekracht, weil Fahrzeuge ins Schlingern gekommen und gegen die Leitplanke oder gegen andere Autos geprallt seien. Daraufhin sperrte die Polizei die Autobahn teilweise. Bei einem Unfall auf der vereisten A8 bei Karlsruhe überschlug sich ein Auto. Ebenfalls auf der A8, allerdings weiter östlich am Aichelberg zwischen Ulm und Stuttgart, musste die Autobahn zeitweise voll gesperrt werden. Dort wurde ein Lkw-Fahrer schwer verletzt. Der Mann war aus seinem Fahrzeug ausgestiegen, weil er den Beteiligten eines kurz zuvor passierten Unfalls helfen wollte. Dabei wurde er von einem anderen Wagen erfasst.
Im Saarland zählte die Polizei gegen Mittag bereits mehr als 100 Verkehrsunfälle. Meist blieb es bei Blechschäden. Die A6 musste nach einem Crash mit mehreren beteiligten Fahrzeugen in Höhe St. Ingbert vorübergehend gesperrt werden. In Bitburg in Rheinland-Pfalz kam bei einem Unfall ein 34-jähriger Transporter-Fahrer ums Leben. Er kam in einer Kurve von der Fahrbahn ab und prallte mit seinem Wagen gegen einen Baum. Nahe Trier gab es einen Stau auf der A64, weil das Nachbarland Luxemburg keinen Schwerverkehr mehr hereinließ - die Lastwagen stauten sich und wurden auf Parkplätze umgeleitet.
Im südlichen Nordrhein-Westfalen musste am Nachmittag an vielen Orten der Busverkehr ganz oder teilweise eingestellt werden.
Trotz Glatteisgefahr kam es auf den Straßen in Bayern am Morgen nur vereinzelt zu Unfällen. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West berichtete zum Beispiel von lediglich fünf Unfällen in seinem Zuständigkeitsbereich. Im nördlichen Oberbayern krachte es viermal, auch hier blieb es laut Angaben eines Polizeisprechers bei Sachschäden. In anderen Teilen Bayerns sei die Lage ebenfalls beherrschbar gewesen.
Bahnverkehr
Die Deutsche Bahn stellte ihre Kunden vor dem Unwetter vorsorglich auf Beeinträchtigungen ein. Es könne deutschlandweit zu Verspätungen und Zugausfällen im Regional- und Fernverkehr kommen, sagte eine DB-Sprecherin. Die Höchstgeschwindigkeit der ICE sei vorsorglich auf Tempo 200 begrenzt worden. Wer seine Reise aufgrund des Wintereinbruchs verschieben möchte, könne sein Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen, heißt es auf der DB-Internetseite. Die Zugbindung für alle Fernverkehrszüge ist aufgehoben - das gilt allerdings nur für den Mittwoch. Am späten Vormittag teilte das Unternehmen dann mit, die Lage sei beherrschbar.
Eine Kuriosität gibt es bei den Hochgeschwindigkeitszügen zwischen Paris und Süddeutschland. Die Verbindungen werden sowohl von deutschen ICE als auch von französischen TGV bedient. Während die TGV am Mittwoch regulär fahren, fallen die ICE zumeist aus. Der Grund: Die deutschen Züge sind anfälliger für Beschädigungen durch herabfallende Eisklumpen und aufwirbelnde Schottersteine.
Schulen und öffentliche Einrichtungen
An vielen Schulen in Bayern fiel am Mittwoch der Präsenzunterricht aus. Betroffen sind Landkreise in nahezu allen Regierungsbezirken. Eine vollständige Liste der Schulausfälle hat das bayerische Kultusministerium auf seiner Website veröffentlicht. Auch in NRW müssen die Kinder und Jugendlichen in den Regierungsbezirken Köln und Arnsberg nicht in die Schule. Viele Schulen bleiben hier auch am Donnerstag noch geschlossen.
In Nürnberg wurde die Müllabfuhr eingestellt. "Die Gefahr für die Beschäftigten und die Verkehrsteilnehmer ist zu hoch", hieß es vom Abfallwirtschaftsbetrieb zur Begründung. Wegen des Wetters wurden auch die Zoos in Nürnberg und Augsburg geschlossen.
Ausblick auf die kommenden Tage
Zur Wochenmitte hin soll sich das Wetter beruhigen. Es werde zunächst kalt bleiben; vielerorts scheine aber die Sonne, so der Deutsche Wetterdienst. Für Donnerstag ist im Südosten des Landes Schnee gemeldet, ansonsten gibt es bei Temperaturen zwischen null und vier Grad nur einzelne Schneeschauer. Bis Mittag können im Südwesten noch einmal zehn Grad erreicht werden, bevor es auch dort kühler wird. Im Norden und in der Mitte setzt sich vermehrt die Sonne durch.
Am Freitag gibt es im Norden und Nordwesten sowie im östlichen Bergland einzelne Schneeschauer, ansonsten bleibt es trocken, Sonne und Wolken wechseln sich ab. Die Höchsttemperaturen liegen wieder zwischen null und vier Grad.
Extreme Glätte: Entspannung im Südwesten, viele Schulen in NRW bleiben zu - Süddeutsche Zeitung - SZ.de
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