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Saturday, March 18, 2023

Politik schreckt viele Jugendliche ab - Merle Grönlund ist Sprecherin des Melsunger Jugendparlaments - hna.de

Bücher wälzen ist ihr großes Hobby: Die 15-jährige Merle Grönlund vom Jugendparlament in Melsungen würde am liebsten nur lesen und eines Tages als Autorin eigene Bücher schreiben.

„Viele Jugendliche denken, dass eine Stimme mehr oder weniger in der Politik nichts ausmacht“, bemängelt Merle Grönlund vom Melsunger Jugendparlament.

Melsungen – Für sie ist es extrem frustrierend, dass sich so wenige Jugendliche für Politik interessieren. Derzeit geht die Melsungerin in die 10. Klasse des Engelsburg-Gymnasiums in Kassel.

Seit Ende vergangenen Jahres ist die 15-Jährige Sprecherin des Melsunger Jugendparlaments. „Meine Mutter hatte einen Artikel über das Jugendparlament in der HNA gelesen und hatte mich gefragt, ob das nichts für mich wäre“, sagt sie. „Ich fand das eine coole Sache.“

„Viele in meinem Alter sind gefangen in einer virtuellen Welt“

Zusammen mit zwölf anderen Jugendlichen hat sie sich aufstellen lassen und wurde in das Jugendparlament gewählt. „Die Wahlbeteiligung lag bei nur 15 Prozent. Da war ich richtig enttäuscht“, sagt Grönlund. „Meine Generation muss verstehen, dass sie auch ein Teil von etwas Großem ist.“

Neben der Einstellung der Jugendlichen sieht die 15-Jährige auch die Politik in der Verantwortung. Ihre Forderung: Politik müsse offener gestaltet werden. Zudem hätten auch einige Politiker aufgrund ihres Alters keinen Bezug mehr zu den Interessen der heutigen Jugend. Diese Interessen versuche sie nun im Jugendparlament in Melsungen einzubringen.

Mit Facebook, Instagram und Tiktok nichts zu tun

Auch privat hat Merle andere Träume und Hobbys als viele andere Jugendliche in ihrem Alter. Mit Facebook, Instagram oder TikTok möchte sie nichts zu tun haben: „Viele in meinem Alter sind gefangen in einer virtuellen Welt“, sagt sie.

„Sie sind sehr viel auf Social Media unterwegs.“ Im Gegensatz zu ihr, denn viele in ihrem Alter seien geschockt, wenn sie erfahren, dass sie keine sozialen Medien nutze. Ein Vorhaben, das in der heutigen Zeit kaum umzusetzen ist. Denn im digitalen Zeitalter ist es schwierig, ohne solche Apps bei Freunden immer auf dem aktuellen Stand zu sein.

Ihr großer Traum: eine eigene Bibliothek

Statt mit Apps verbringt sie ihre Zeit lieber mit Büchern: „Ich liebe es, einfach zu lesen, egal ob Krimi, Wissenschaft oder Dramen“, sagt sie und lacht. „Meistens zehn Bücher im Monat.“ Auch schlüpft sie gerne in die Rolle der Autorin: „Ich liebe es, hin und wieder Kurzgeschichten und Gedichte selber zu schreiben“, sagt sie.

Doch auch musikalisch hat sie große Vorlieben. Seit elf Jahren spielt sie Klavier und geht zweimal die Woche nach der Schule zum Klavierunterricht in Kassel. Zudem singt sie in Musicals und im Kirchenchor. Vor drei Jahren habe sie bei der Kirche sogar einen Chorleiterschein gemacht. Um sich nach der Schule sportlich zu betätigen, spielt die 15-Jährige Tennis im Melsunger Tennisverein.

Nach den Sommerferien geht es für Merle auf die Oberstufe. Gewählt hat sie die Leistungskurse Politik und Wirtschaft und Englisch. Bei ihrer Zukunft hingegen sei für Merle alles offen. „Ich will nach dem Abitur gerne studieren“, sagt sie. „Jura, Journalismus, Medizin, Psychologie – ich interessiere mich für so vieles.“ Ihr Traum eines Tages: In einer utopischen Welt ohne Geld selber als Autorin Bücher schreiben und in einem Haus am Meer wohnen mit einer eigenen Bibliothek.

Auch wünsche sie sich, eines Tages eine eigene Familie zu gründen. „Ich kenne das ja von zu Hause mit meinen zwei Schwestern und meinem Bruder. Mit unserem Hund sind wir die fünf Musketiere“, sagt sie und lacht.

Zwischen Reisen und Nachhaltigkeit

Zusammen mit ihrer Familie geht sie in den Ferien auf Reisen. Dabei besuchen sie Länder wie Dänemark, Italien und Griechenland oder es geht zum Skifahren nach Österreich. Allerdings beschleiche sie im Urlaub auch ein unangenehmes Gefühl: „Ich lerne gerne andere Kulturen und Länder kennen, weiß aber auch, dass es wichtig ist, nachhaltig zu leben“, so Grönlund.

Zum Beispiel ernähre sie sich vegetarisch und verringere ihren Konsum durch den Kauf gebrauchter Klamotten oder Handys. „Man merkt aber, dass wir zu Hause bei ein paar Dingen andere Ansichten haben als unsere Eltern.“

Letzte Generation rückt Klimaschutz in ein falsches Licht

Dabei stehe vor allem ihre Generation vor dem Problem, mit den Folgen des Klimawandels klarzukommen. Deshalb sei sie auch zwei Mal bei Fridays for Future-Demonstrationen mitgelaufen. Anders sehe sie die Letzte Generation.

Deren Absichten und Aktionen seien alles andere als sinnvoll: „Es macht keinen Sinn, sich an der Straße festzukleben und Kunst zu beschmieren“, sagt sie. „Das sind nicht meine Ideale und rückt den Klimaschutz in ein falsches Licht.“
(Kerim Eskalen)

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