Eigentlich hätte 2022 das Jahr des Aufschwungs nach der Pandemie werden sollen. Doch vor allem der russische Überfall auf die Ukraine und seine Folgen haben diese Hoffnungen in vielen Ländern jäh zerstört. Was wird nun das neue Jahr bringen? Nicht viel Gutes, wenn es nach der Einschätzung der Vorstandschefs großer Unternehmen in aller Welt geht. Laut einer aktuellen Umfrage könnte 2023 demnach ein Jahr werden, in dem der Weltwirtschaft vor allem aufgrund der hohen Inflation und geopolitischer Konflikte ein weiteres schwieriges Jahr bevorsteht.
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert lässt die Unternehmensberatung PwC regelmäßig führende Manager zu ihren Erwartungen befragen. In diesem Jahr nahmen rund 4500 Entscheider aus 71 Ländern teil. Die Ergebnisse wurden am Montagabend zum Start des Weltwirtschaftsforums im Schweizer Davos vorgestellt. Demnach hat sich die Stimmungslage innerhalb eines Jahres komplett gedreht. Heute gehen 73 Prozent der Befragten von einem Rückgang des Weltwirtschaftswachstums aus. Vor einem Jahr war nur rund jeder siebte Verantwortliche so pessimistisch. Dagegen glauben heute nur noch 18 Prozent an eine Steigerung der Wachstumszahlen (Vorjahr: 77 Prozent).
Die Untersuchung zeigt auch, dass die deutschen Manager besonders pessimistisch sind. Hier gehen vier von fünf Befragten von härteren Zeiten aus. Die deutsche Volkswirtschaft ist stärker in den Welthandel und die Globalisierung eingebunden als die meisten anderen. Deutlich stärker als im internationalen Durchschnitt sehen die deutschen Vorstandschefs geopolitische Konflikte und Cyberrisiken als Bedrohungen für Wachstum und Wohlstand. Dagegen werden in anderen Ländern Gesundheitsrisiken und soziale Ungleichheit stärker als Bedrohung wahrgenommen.
„Strukturelle und systemische Probleme“
Kurzfristig ist die Reaktion der Manager auf die Herausforderung eindeutig: neun von zehn Befragten in Deutschland wollen die Betriebskosten senken, ebenso viele wollen die hohen Kostensteigerungen in Form höherer Preise weitergeben oder haben dies schon getan. Als Reaktion auf die Probleme mit Lieferketten in der Vergangenheit sind immerhin 88 Prozent entschlossen, ihr Netz an Zulieferern zu erweitern. Vielleicht nähren die harten Sofortmaßnahmen die Hoffnung auf baldige Besserung: Zumindest sind 59 Prozent der deutschen Manager sehr zuversichtlich, dass ihr Unternehmen in den kommenden drei Jahren wachsen wird. International liegt der Wert etwas niedriger.
„Wir alle stehen vor strukturellen und systemischen Problemen“, kommentiert Petra Justenhoven die aktuelle Lage. Für die Sprecherin der Geschäftsführung von PwC Deutschland ist neben den akuten Krisenmaßnahmen der Einsatz moderner Technologien ein Schlüssel für zukünftiges Wachstum. In Deutschland gaben 86 Prozent der Manager an, in diesem Jahr trotz aller Schwierigkeiten die Investitionen in die Automatisierung erhöhen zu wollen. Knapp drei Viertel wollen zudem in Technologien wie Künstliche Intelligenz investieren.
In jüngster Zeit wurde die Attraktivität des Standorts Deutschland stark diskutiert, weil etwa die hohen Energiekosten Investitionen ins Ausland umlenken könnten und andere Länder wie etwa die USA riesige Subventionsprogramme für Zukunftstechnologien aufgesetzt haben. Im Ausland teilt man diese Sorgen offenbar derzeit nicht. Rund 18 Prozent der Manager gaben an, dass Deutschland für sie ein wichtiger Wachstumsmarkt sei – genauso viel wie im Vorjahr. Mehr waren es nur für die USA (40 Prozent) und China, das jedoch gegenüber dem Vorjahr um 4 Punkte auf 23 Prozent verloren hat.
Die rigide Covid-Politik Pekings sowie die Sorge vor einer Eskalation im Konflikt um Taiwan besorgen auch die Wirtschaftslenker zunehmend. Das nach seinem EU-Austritt mit vielen Herausforderungen kämpfende Vereinigte Königreich hat in der Umfrage leicht zugelegt und zu Deutschland aufgeschlossen.
Umfrage zu Davos: Manager sehen schwarz für die Weltwirtschaft 2023 - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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