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Saturday, December 31, 2022

Prüfers Kolumne: Der Online-Handel löst viele alte Probleme – und schafft viele neue - Handelsblatt

Der Autor

Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.

Ich bestelle mittlerweile fast alle Güter in meinem Leben über das Internet. Filme, Bücher, Kleidung und natürlich auch Lebensmittel. Am häufigsten Lebensmittel. Der Onlinekauf ist so praktisch: Früher habe ich Stunden um Stunden in Supermärkten verbracht, lange in der Schlange gewartet, weil von drei Kassen nur eine besetzt war. Oder vor Regalen gestanden, um nach irgendeiner Zutat zu suchen, von der Yotam Ottolenghi in seinem Kochbuch wie selbstverständlich annimmt, dass sie im Handel erhältlich sei.

Heute brauch ich nur die Suchfunktion zu betätigen, um herauszufinden, dass der Supermarkt keine Bockshornklee-Samen führt. Und ich muss mich nicht mehr mit Kleingeld an der Supermarktkasse herumärgern, sondern kann mir Gedanken machen, warum meine präferierte Zahlungsmethode vom Online-Supermarkt nicht akzeptiert wird, meine Bank andererseits nicht am Sofortüberweisungs-Service teilnimmt, den der Online-Supermarkt gerne für den Transfer nutzen würde.

Es ist überhaupt überraschend, wie zuverlässig es das Internet geschafft hat, alte Probleme gegen neue Probleme auszutauschen. Seit ich mir meine Kleidung liefern lasse, habe ich keine Probleme mehr mit Verkäufern, die mich abschätzig angucken, während ich eine in ihren Augen unpassende Hose anprobiere. Stattdessen habe ich Probleme mit der Hose, die nicht passt. Und mit den Öffnungszeiten der Paketshops, in denen ich die Hose im Retour-Paket zurückgeben muss. Eine Hose, die ich nie bestellt hätte, hätte mich ein Verkäufer abschätzig angeschaut.

Ich finde es überhaupt schwer, Größen in Internet abzuschätzen. Ich habe voluminöse Blumenvasen kaufen wollen und dann etwas geliefert bekommen, das kaum größer war als ein Schnapsglas. Einmal wollte ich ein Kostüm bestellen und bekam ein Puppenkleid. Denn auf dem Bildschirm eines Smartphones sieht leider alles gleich klein aus, und wer sich nicht die Mühe macht, die Produktbeschreibung genau zu lesen, erlebt schnell Überraschungen.

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Am meisten muss man aufpassen, wenn man Alltagsartikel bestellt. Ich habe schon einmal mehrere Kilo Ingwer geschickt bekommen, obwohl ich dachte, ich hätte nur hundert Gramm bestellt. Und ich bekam eine Großpackung von zehn Kartons Schokomüsli geschickt, obwohl ich nur einen wollte. Mein Online-Supermarkt bietet eben auch stiegenweise Lieferung an, und das Angebot sieht fast genauso aus, wie das für die Einzelpackung. Es dauert übrigens ganz schön lange, bis man zehn Packungen Schokomüsli aufgegessen hat. Vor allem hat man danach das Gefühl, im Leben nie mehr Schokomüsli essen zu wollen.

Und dann stellt man sich vor, im Supermarkt angeekelt einen großen Bogen um das Regal mit Müslipackungen zu machen, und ist froh, nie mehr so einen Supermarkt betreten zu müssen. Und dann klingelt es an der Tür und der Bote bringt weitere zehn Packungen Schokomüsli, weil man versehentlich in der Angebotsmaske die Abo-Funktion angeklickt hat.

Mehr: Die Problem-Post und warum Anti-Briefporto ein Geschäftsmodell sein kann

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