Jetzt bekommen die Menschen das ganze Drama auch noch schriftlich: Wer eine Gasheizung nutzt, hat gerade ein Schreiben seines Versorgers bekommen. Dort rechnet dieser auf Basis des Verbrauchs der letzten Abrechnung vor, wie stark sich die Gaskosten durch den jüngsten Preisanstieg erhöhen werden. Manche müssen mit einer Verdoppelung rechnen. Das sind schnell mehrere Hundert Euro zusätzlich.
Der Brief ist eine neue gesetzliche Vorgabe und soll die Verbraucher warnen. Auch wenn mit dem Grundversorgungstarif verglichen wird, den viele gar nicht haben, so ist die Botschaft klar: Es wird richtig teuer, und es sollte jetzt dringend Gas gespart werden. Das Schreiben macht auch gleich einen Vorschlag und rechnet die Einsparung für den Bürger durch: Raumtemperatur um ein Grad senken. Macht sechs Prozent weniger Verbrauch. Bei rund 8000 Kilowattstunden (kWh) Jahresverbrauch bringt das je nach Vertrag knapp 60 Euro Einsparung im Jahr.
Das ist noch nicht so ermutigend, um überhaupt mit dem Sparen zu beginnen. Aber davon sollte man sich nicht bremsen lassen. Denn zum einen ist bei vielen Menschen der Verbrauch höher und damit das Einsparpotential, etwa bei Familien. Zum anderen können sie den Heizkörper auch mal um zwei statt ein Grad runterdrehen. Zudem gibt es viele weitere Möglichkeiten, zusätzlich zu sparen. „Im besten Fall kann der Verbrauch mit Verhaltensänderungen um 10 bis 20 Prozent reduziert werden. Für mehr sind dann bauliche Maßnahmen nötig“, sagt Alexander Steinfeldt von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online, die unter anderem von EU und Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird. Nicht nur Gasnutzer müssen sparen, auch Heizen mit Öl oder die immer beliebteren Holzpellets ist deutlich teurer geworden.
Stoßlüften macht den Unterschied
Steinfeldt empfiehlt zunächst eine Bestandsaufnahme. „Man sollte wissen, wie hoch der Verbrauch und ob er überdurchschnittlich ist. Dann fällt es leichter, sich für das Energiesparen zu motivieren. Die meisten unterschätzen ihre tatsächlichen Heizkosten.“ Co2online hilft dabei, indem es einen kostenlosen Heizspiegel erstellt. Dazu sind im Internet nur ein paar Angaben zur Größe der Immobilie und der letzten Gasrechnung nötig. Mehr als drei Minuten dauere das nicht. Das Ergebnis ist dann genauer als das im gesetzlich vorgeschriebenen Energieausweis. Auf Basis dieses Heizspiegels hat co2online für die F.A.S. ausgerechnet, um wie viel der Heizungsverbrauch durch die bekanntesten Sparmaßnahmen sinkt. Jeder kann sich dann selbst überlegen, was er bereit ist, umzusetzen.
Die Beratungsgesellschaft hat für Gas-, Öl- und Holzpelletheizungen gerechnet. Sie ermittelte Daten für eine Wohnung und für ein Haus in drei verschiedenen baulichen Zuständen, also zum Beispiel unsaniert oder saniert oder Alt- und Neubau. Die Ergebnisse lassen sich auch näherungsweise auf andere Fälle übertragen. Ist die Wohnung also zum Beispiel doppelt so groß wie die in den Rechnungen berücksichtigte 70 Quadratmeter-Wohnung, darf das Einsparvolumen beim Heizen in etwa verdoppelt werden. Ähnliches gilt, wenn in der Wohnung vier und nicht zwei Personen wohnen. Dann kann man das Sparvolumen beim Duschen verdoppeln. Man darf allerdings nicht die Einsparungen jeder einzelnen Sparmaßnahme addieren. Denn jede Einsparung an der einen Stelle reduziert ein wenig das Sparpotential der anderen Maßnahmen.
Am meisten senkt die Heizkosten eine leicht zu verwirklichende Verhaltensänderung. Wer in der Wohnung ein dauergekipptes Fenster schließt (im Haus zwei) und nur noch regelmäßig für wenige Minuten stoßlüftet, spart je nach Heizung bis zu 3600 Kilowattstunden. Denn die Wohnung kühlt dann nicht so schnell aus, die Luft wird schneller ausgetauscht. Die Heizung sollte in der Zeit heruntergestellt werden. Wer noch einen Vertrag von 2021 hat, würde so durchschnittlich bis zu 250 Euro im Jahr sparen, wer aktuelle Preise zahlen muss, schon 720 Euro.
Ein bedeutsamer Spartipp ist auch die niedrigere Temperatur, die schon in dem gesetzlich vorgeschriebenen Schreiben des Gasversorgers genannt wurde. Wer sie um durchschnittlich zwei Grad senkt, spart ähnlich viel wie mit Stoßlüften. Durchschnitt meint hierbei, dass man sehr flexibel ist: Ähnliche Ergebnisse erzielt man zum Beispiel auch, wenn man die Heizung in der Hälfte der Zeit um vier Grad reduziert, also etwa tagsüber, wenn man im Büro sitzt. Oder wenn man die Hälfte der Räume um vier Grad reduziert, die anderen gar nicht. Dabei sollte man aber bedenken, dass der Wärmebedarf eines Raumes steigt, wenn der Nachbarraum deutlich kälter ist. Zu groß sollten die Unterschiede also innerhalb der Wohnung nicht werden. Auch sollten die Räume nicht unter 15 Grad auskühlen, weil sich sonst Schimmel bilden könnte. Mindesttemperaturen in Mietverträgen wurden übrigens gerade für nichtig erklärt. Co2online empfiehlt 18 Grad für Küche und Schlafräume (Einstellung 2 am Heizregler), 20 Grad fürs Wohn- und Arbeitszimmer (Stufe 3) und 22 Grad fürs Bad (Stufe 4).
Ähnlich große Einsparungen liefert auch ein Sparduschkopf, der den Wärmebedarf und den Wasserverbrauch reduziert. Solche Duschköpfe sollten nicht mehr als 6 Liter pro Minute durchlaufen lassen. Ältere verbrauchen teilweise mehr als doppelt so viel. „Ein Sparduschkopf ist mit kaum einem Komfortverlust verbunden“, beruhigt Steinfeldt.
Die größte Einsparung liefert die Dämmung von Heizungsrohren. Das kostet weniger als 100 Euro, ist aber nur für Hauseigentümer möglich. Die teuerste Maßnahme ist der hydraulische Abgleich, also eine Prüfung der Heizungseinstellungen. Sie kostet mehrere Hundert Euro, die Einsparung ist durchschnittlich. Aber nach ein paar Jahren hat sich auch diese Maßnahme gerechnet.
Energiesparen: So viel Geld spart cleveres Heizen - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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