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Wednesday, August 24, 2022

"Das werden viele kleine Bäckereien nicht überleben" - rbb24

Kostenexplosion - "Das werden viele kleine Bäckereien nicht überleben"

Mi 24.08.22 | 16:39 Uhr | Von Daniel Friedrich

Die Preise für Backwaren haben sich seit dem Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen, gestiegenen Energiekosten deutlich erhöht. Für viele Bäcker in Südbrandenburg bedeutet das ein Bangen um ihre Existenz. Von Daniel Friedrich

Erst im vergangenen Jahr hat sich der Luckauer Bäcker und Konditormeister René Klinkmüller einen neuen Ofen angeschafft. Der ist zwar energiesparend, heizt aber mit Gas und treibt die laufenden Kosten derzeit stark in die Höhe. "Das sind 100.000 Euro, die hier stehen", sagt der Bäcker, auf seinen Ofen zeigend. "Und die müssen natürlich auch irgendwie finanziert werden." Seine Energiekosten hätten sich seit Jahresbeginn fast vervierfacht, sagt Klinkmüller. Er überlegt nun, sich Solarpanele auf das Dach setzen zu lassen und Nachtstrom zu speichern.

Um über die Runden zu kommen, muss er Schritt für Schritt seine Preise anheben. Bei Broten und Brötchen hat er im vergangenen Monat die Kosten um fünf Prozent erhöht, sagt Klinkmüller: "Die Preise für Butter und der Mehl haben sich verdoppelt, da müssen wir halt auch schauen, dass wir nachlegen, damit die Preisspanne nicht zu groß wird."

Angst um die Kundschaft

Doch die gesamten Preissprünge an die Kunden weitergeben will der Bäcker auch nicht: "Ich hab' halt Angst davor, dass der Kunde sagt, ihm ist die Preisspanne zu groß und dann wandert er ab zum Discounter." Dementsprechend greift Klinkmüller auf finanzielle Rücklagen zurück. Eine Konsequenz daraus ist, dass er für die kommenden Jahre keine Investitionen plant.

Große Einsparmöglichkeiten gibt es kaum. Zwei Drittel der hiesigen Bäcker heizen laut Bäckerinnung mit Gas. Zu den gestiegenen Energiepreisen komme ein höherer Mindestlohn ab Herbst, teurere Saaten sowie weitere Preissprünge beim Mehl.

Rene Klinkmüller, Bäcker und Konditormeister aus Luckau (links) hinter seiner Bäckereitheke präsentiert eines seiner Brote. Im Vordergrund steht Horst Teuscher, Geschäftsführer Lausitzer und Spreewälder Bäcker- und Konditoreninnung.v.l.: René Klinkmüller und Horst Teuscher.

Getreide aus der Ukraine spielt keine Rolle

All das, obwohl für die Bäcker in Südbrandenburg ukrainisches Getreide keine Rolle spiele, sagt Horst Teuscher, Geschäftsführer der Lausitzer und Spreewälder Bäcker- und Konditoreninnung: "Wir reden ja über die Ernte von 2021 und noch nicht über die von 2022, die die Ukraine ja jetzt nicht anbaut." Hiesige Bäcker buken allerdings fast ausschließlich mit Mehl aus regionalem Getreide. Das werde jetzt zu einem Spekulationsgeschäft und weltweit an der Börse gehandelt, ergänzt Teuscher.

Er befürchtet deshalb, dass es einige Kollegen nicht über den Winter schaffen werden: "Wir sind zwar noch nicht am Ende der Fahnenstange, aber ich denke, dass das viele kleine Bäckereien nicht überleben."

Auch Konditormeister René Klinkmüller wird seine Preise noch einmal neu kalkulieren müssen - zum Beispiel für die Stollen in der nahenden Weihnachtszeit. "Die 30 Euro für das Kilo werden wir nicht unterschreiten", sagt er. Neben doppelt so hohen Preisen für Butter und Mehl seien auch die Kosten für Stollen-Zutaten, wie Cranberries und Pistazien, gestiegen. "Im letzten Jahr lagen wir noch bei 25 Euro", erinnert sich Klinkmüller. Immerhin, so freut sich der Bäcker, hätten seine Kunden bisher Verständnis für die gestiegenen Preise.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.08.2022, 15.12 Uhr

Beitrag von Daniel Friedrich

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