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Monday, July 4, 2022

Viele Badetote schon zu Beginn des Sommers: Kaltes Grab Badesee - rbb24

Viele Badetote zu Beginn des Sommers - Kaltes Grab Badesee

Di 05.07.22 | 06:21 Uhr | Von Stephan Ozsvath

Nahezu jedes Wochenende sind zuletzt Menschen in Berlin und Brandenburg ertrunken - meistens Männer, die sich wohl selbst überschätzen. Auch wer sich im Wasser längst abgekühlt fühlt, kann noch einen Hitzschlag erleiden. Von Stephan Ozsvath

Erst am Wochenende ist ein 30-Jähriger im Schlachtensee ertrunken. Es ist mindestens der vierte Badetote innerhalb von zwei Wochen in Berlin - und sie haben eines gemeinsam: "Alle Unfälle sind an unbewachten Badestellen geschehen", sagt DLRG-Rettungstaucher Christopher Wellner. Er gehört zu den bis zu 250 Ehrenamtlichen, die an den Wochenenden an den Berliner Gewässern dafür sorgen, dass niemand ertrinkt.

Die meisten Ertrunkenen – das zeigt die Statistik – sind Männer. Wellner vermutet, "dass es mit Selbstüberschätzung zu tun hat." Auch Alkohol sei oft im Spiel. Bei großer Hitze kühlten sich Schwimmer zudem oft nicht ab, bevor sie ins Wasser gehen, um den Kreislauf an den Temperaturunterschied zu gewöhnen. "Das können bis zu 20 Grad sein", sagt Wellner, der im Hauptberuf Lehrer ist. "Da kann ein spontaner Sprung ins Wasser tödlich sein."

Hauptursache Selbstüberschätzung

Bei Brandenburg an der Havel starb am vergangenen Sonntag ein 82-Jähriger, der offenbar zu schnell ins Wasser sprang. "Wir sind verständigt worden, dass ein Schwimmer nach dem Sprung ins Wasser nicht mehr aufgetaucht ist", berichtet der Brandenburger Feuerwehreinsatzleiter Hendrik Hänig. Nach einer halben Stunde konnten die Retter den Mann zwar aus dem Beetzsee bergen, er starb aber im Krankenhaus.

Die Hitze sei auch deshalb gefährlich, weil beim Schwimmen der Kopf aus dem Wasser rage. Wenn die Sonne darauf brennt, drohe ein Hitzschlag, warnt Daniel Keip von der DLRG Brandenburg, der 4.000 Ehrenamtliche angehören. Häufigste Todesursache sei Selbstüberschätzung, glaubt auch er. "Es kann die Überanstrengung sein, weil man zu weit rausschwimmt und vergisst, den Rückweg einzuplanen."

Ein paar Bier am See mit Freunden beeinträchtige die körperlichen Fähigkeiten zusätzlich. Große Temperaturunterschiede seien auch "für das stärkste Herz" nicht zu überbrücken, wenn man direkt vom Bad in der Sonne zum Bad im kühlen Gewässer übergeht.

Auch eine Binsenweisheit: Bloß nicht ins Wasser springen, wenn man nicht weiß, was unter der Wasserlinie ist. "Unsere Taucher haben vor zwei Wochen an der Potsdamer Freundschaftsinsel Fahrräder, Einkaufswagen und Straßenschilder hinausgeholt", erzählt Rettungsschwimmer Keip. "Wenn man sich beim Sprung dort verheddert, bleibt man schlicht unten und wir müssen denjenigen wieder holen, der da unten geblieben ist." Wer von Brücken springe, sei "schlicht lebensmüde", urteilt er.

Grundregel: Keine unbewachten Badestellen nutzen

Letztes Jahr starben in den drei Sommermonaten in Brandenburg achtzehn Menschen beim Baden, in Berlin acht. Dieses Jahr waren es nur am Pfingstwochenende in Brandenburg schon drei Badetote, in Berlin alleine in den letzten zwei Wochen vier.

"Wichtig ist immer, dass der Notruf schnell kommt", sagt der Berliner Rettungstaucher Christopher Wellner. Sicherer sei das Baden deshalb dort, "wo die Wasserrettung vor Ort ist". Die Rettungsschwimmer der DLRG sind in Berlin an der Oberen Havel, der Unteren Havel, am Tegeler See und am Müggelsee stationiert.

Viele Nichtschwimmer durch Corona und Geflüchtete

Wegen der Corona-Pandemie hätten zudem ein bis zwei Schülerjahrgänge "nicht richtig schwimmen gelernt", rechnet Wellner vor. Auch Geflüchtete aus Syrien oder Afghanistan könnten sich häufig nicht über Wasser halten, ergänzt sein Brandenburger Kollege Keip.

Mit verstärkten Kursangeboten versuche man diesen Mangel nachträglich auszugleichen. Doch auch die Rettungsschwimmer konnten wegen geschlossener Schwimmbäder nicht gut genug ausgebildet werden. Das sei aber überlebenswichtig, sagt Daniel Keip, denn Ertrinkende "klammern sich an alles, auch an die Retter."

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.07.22, 16:28 Uhr

Beitrag von Stephan Ozsvath

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