Die Strompreise sind infolge der Energiekrise auf Rekordniveau. Viele dürften daher einen genauen Blick auf die nächste Stromrechnung werfen. Doch diese enthält in der Regel zahlreiche Posten und Details, die das Studieren der Rechnung gar nicht so leicht machen. Unter dem Strich bildet so eine Stromrechnung ab, wie komplex der Strommarkt geworden ist.
Der Stromzähler steht jetzt auf der Rechnung
Ein ganz neuer Posten ist da jetzt zum Beispiel der Stromzähler, denn das Messen des Stromverbrauchs ist zu einer eigenständigen Dienstleistung geworden. Dort soll ein eigener Wettbewerb entstehen. Dabei geht es um intelligente Dienstleistungen aber auch natürlich um die Kosten. Theoretisch können die meisten Kunden jetzt ein Unternehmen selbst beauftragen, die Strommessung bei ihnen durchzuführen. In der Praxis tut sich da allerdings noch nicht allzu viel und es bleibt beim zuständigen Grundversorger der das Messgerät einbaut und abrechnet.
Konsequenz ist auf jeden Fall, dass der Stromzähler ein eigener Posten geworden ist. Unterschieden werden dabei drei Gerätetypen. Die klassischen Zähler mit dem drehenden Rad, digitale Messgeräte und intelligente Stromzähler - das sind digitale Zähler, die noch ein Kommunikationsmodul haben und beispielsweise in Echtzeit ihre Messungen an den sogenannten Messstellenbetreiber weiterleiten.
Intelligente Zähler kosten am meisten
Die Kosten für die Zähler sind gestaffelt. Am günstigsten sind die klassischen Messgeräte, immer noch recht günstig sind die digitalen Zähler – die maximal 20 Euro im Jahr kosten dürfen. Und nach der Verbrauchsmenge abgerechnet werden die intelligenten Zähler. Die kosten bei einem Vier-Personen-Haushalt etwa 40 bis 60 Euro im Jahr.
Man kann sich seinen Anbieter dabei grundsätzlich aussuchen - und damit auch das Zählerangebot, das einem am meisten zusagt. Allerdings gibt es bislang noch kaum Firmen, die in diesen Markt eingestiegen sind.
Grundpreis und Arbeitspreis auf der Stromrechnung
Der Zähler ist allerdings nur ein kleiner Posten auf der Stromrechnung. Denn wenn man sich so eine Stromrechnung mal genauer anschaut, kommt man auf zwei weitere zentrale Posten. Der eine ist der sogenannte Grundpreis. Eine feste monatliche Gebühr. In der Regel werden damit Kosten abgedeckt, die unabhängig vom Stromverbrauch sind, beispielsweise die Rechnungslegung, oder bislang auch die Kosten für den Stromzähler.
Und dann ist da der Arbeitspreis. Das ist der Preis für den wirklich verbrauchten Strom. Die Einheit dafür ist die Kilowattstunde. Dazu kann man auch "elektrische Arbeit" sagen. Wer zum Beispiel eine Stunde lang mit einem Staubsauger die Wohnung saugt, verbraucht ungefähr eine Kilowattstunde. Wer zehn Stunden lang eine klassische einhundert Watt Glühbirne brennen lässt, verbraucht auch eine Kilowattstunde elektrische Arbeit. Oder, wenn es eine moderne 10 Watt LED-Birne ist, dann verbraucht die in 100 Stunden eine Kilowattstunde Energie.
Der Preis derzeit für eine Kilowattstunde Strom liegt in etwa bei 30 bis 40 Cent. Eine Familie verbraucht im Jahr, ganz grob abgeschätzt, so um die 4.000 Kilowattstunden Strom – macht also 1.200 bis 1.600 Euro.
Steuern, Abgaben und Umlagen
Eine wichtige Rolle auf der Stromrechnung spielen auch die Steuern, Abgaben und Umlagen. Das liegt daran, dass Strom eben nicht nur nach den reinen Erzeugungskosten abgerechnet wird, sondern noch ganz viele andere Bestandteile hat, die in der Rechnung aufgeschlüsselt werden. Steuern, Abgaben und Umlagen stehen für knapp ein Viertel der Stromrechnung.
Dazu hat bislang zum Beispiel die EEG-Umlage gehört - die zum ersten Juli wegfiel und zuletzt 4,4 Cent bei jeder Kilowattstunde betrug. Damit wurde der Ausbau der Erneuerbaren Energien überhaupt erst in diesem Umfang möglich. Denn über die EEG-Umlage wurde die Förderung der Erneuerbaren Energien finanziert.
Kraft-Wärme-Kopplung
Dann gibt es noch die KWK-Umlage. Damit wird die Stromerzeugung mit Hilfe von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) unterstützt. Das sind Anlagen die nicht nur Strom produzieren, sondern hier wird die Abwärme bei der Stromerzeugung genutzt, um Heizenergie zur Verfügung zu stellen. Da sich das nicht direkt rechnet, aber extrem sinnvoll ist, gibt es hierfür eine Förderung, die über die KWK-Umlage finanziert wird. Ungefähr 0,4 Cent sind das.
Stromnetz verursacht ebenfalls erhebliche Kosten
Auch das Stromnetz will betrieben werden und kostet eine ordentliche Stange Geld. Neben dem eigentlichen Netzentgelt, gewissermaßen der Maut für die Nutzung der Stromleitungen, gibt es auch noch drei Umlagen die einzeln in der Stromrechnung ausgewiesen werden können: zum Beispiel die §19-StromNEV-Umlage.
Damit wird gefördert, dass manche Stromverbraucher, in der Regel Firmen, ihren Stromverbrauch so gestalten, dass er in sogenannte lastschwache Zeiten fällt – also in Zeiten, in denen ansonsten wenig Strom verbraucht wird. Das entlastet ja die Netze zu Stoßzeiten. Und es gibt Ausnahmen bei den Netzentgelten für Großverbraucher. Damit die nicht zu stark belastet werden, kriegen die einen über diese Umlage finanzierten Rabatt.
Dann gibt es noch die Offshore-Umlage. Damit werden Betreiber von Offshore-Windparks entschädigt, wenn sich deren Anbindung ans Stromnetz verzögert.
Und noch die Umlage für abschaltbare Lasten: Darüber wird bezahlt, dass manche Firmen es zulassen, dass man sie bei Bedarf vom Stromnetz abkoppelt – ihnen also den Strom abstellen kann, wenn es gerade mal knapp wird, und vorübergehend zu wenig Strom erzeugt wird. So lässt sich das Stromnetz leichter in der Balance halten.
Und neben Strom- und Mehrwertsteuer gibt es noch den schönen Begriff Konzessionsabgabe. Das ist Geld das an die Kommunen geht. Dafür, dass die Netzbetreiber ja ihre Stromleitungen irgendwo verlegen müssen. Eine Art Pacht für den Grund und Boden der von den Stromleitungen genutzt wird.
Entfall der EEG-Umlage senkt Strompreis nicht
Leider führt der Wegfall der EEG-Umlage aber nicht zu einer Preissenkung beim Strom. Das bremst lediglich den Preisanstieg. Denn der Börsenstrompreis ist in letzter Zeit schier durch die Decke gegangen. Und das liegt an folgendem Mechanismus: An der Strombörse in Leipzig bestimmt immer das teuerste Kraftwerk das gerade noch notwendig ist, um den Strombedarf zu decken, den Gesamtpreis. Das nennt sich "Merit Order".
Man kann sich das so vorstellen: Zuerst werden die allergünstigsten Kraftwerke vermarktet. Das sind Solarstrom, Windkraft und auch die Wasserkraft. Auch die Atomkraft schneidet da recht gut ab. Und wenn das nicht reicht, kommen eben noch Kohle- und Gaskraftwerke ins Spiel. Wegen der deutlich gestiegenen Gaspreise bedeutet das, wenn auch Gaskraftwerke aktiviert werden müssen, bestimmen deren gerade extrem hohen Betriebskosten den Preis für den gesamten Strom.
Gaskraftwerke verteuern Strom erheblich
Derzeit werden für einzelne Stunden im kommenden Winter im Voraushandel zehnmal so hohe Preise an der Börse verlangt, wie im vergangenen Winter. Das heißt nicht, dass sich die Kosten für die Beschaffung von Strom insgesamt verzehnfachen – der Trend aber geht massiv nach oben.
Beim Endverbraucher kommt dabei immer eine Mischkalkulation des eigenen Versorgers an. Denn seriös agierende Stromversorger kaufen, mit großem Vorlauf, ständig Strom ein, sodass der Strom der beispielsweise jetzt gerade verbraucht wird, in Teilen schon vor Jahren bestellt wurde. Zu vermutlich vergleichsweise geschenkten Preisen. Weitere Teile wurden aber sicherlich auch noch kurzfristiger, vor ein paar Monaten, Wochen oder Tagen geordert – zu dann wohl recht happigen Konditionen.
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So viele Details: Das steht alles auf der Stromrechnung - br.de
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