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Sunday, July 31, 2022

Fehlendes Material und hohe Kosten: Handwerkspräsident fürchtet viele Insolvenzen - DER SPIEGEL

Dachdecker arbeiten vor der Kulisse der Turmkuppeln der Frauenkirche in München

Dachdecker arbeiten vor der Kulisse der Turmkuppeln der Frauenkirche in München

Foto: Peter Kneffel / dpa

Das Handwerk leidet und braucht Hilfe, warnt Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. »Die Unternehmen und Betriebe im Handwerk sind stark verunsichert durch die Lage insgesamt, speziell durch die Materialknappheit und exorbitante Preissteigerungen, durch dramatische Energiepreiserhöhungen und die Inflation«, sagt er. Wollseifer fordert die Bundesregierung zu Entlastungen auf.

Schon vor zwei Monaten habe knapp die Hälfte der Handwerksbetriebe von mindestens einer Verdopplung der Energiekosten berichtet. »Jetzt werden es wahrscheinlich noch wesentlich mehr sein.« Diese Kosten könnten nicht vollumfänglich an Kundinnen und Kunden weitergegeben werden – vor allem auch nicht bei Auftragen von Ländern und Kommunen. Viele Aufträge seien daher »nur noch als Minusgeschäft zu erfüllen, was auf Dauer kein Betrieb aushalten kann.«

Während der Bund Preisgleitklauseln für öffentliche Gebäude vorschreibe, sei dieses wichtige Signal für die Firmen bei Ländern und Kommunen offensichtlich nicht angekommen, klagte Wollseifer. Solche Klauseln in den Verträgen legen fest, dass der Auftraggeber steigende Preise bis zur Ausführung seines Auftrags ganz oder anteilig übernimmt.

»Unsere Betriebe sagen uns, dass nur etwa zehn Prozent der Kommunen bereit sind, Preisgleitklauseln in laufende Verträge oder neue Verträge einzubauen«, moniert Wollseifer. Daher beteiligten sich viele Betriebe nicht gern an öffentlichen Ausschreibungen. Es könne aber nicht im Interesse der Kommunen und Länder liegen, dass »unsere Betriebe Verträge zu voraussichtlich defizitären Aufträgen abschließen«. Dies würden sie bei lang laufenden Aufträgen nicht überstehen. Es könne nicht gewünscht sein, dass viele Firmen vor Ort in die Insolvenz gingen. »Dann fehlen Steuerzahler, dann fehlt die Leistung für die Kommune.« Handlungsempfehlungen des Bundes seien nötig.

Dazu komme, dass es immer mehr Stornierungen und Auftragsverschiebungen gebe. Betriebe beispielsweise im Tiefbau kämpften sogar mit kompletten Produktionsausfällen, weil etwa Stahl und Bitumen fehlten. Im Kfz-Handwerk gebe es große Probleme, weil Ersatzteile nicht erhältlich seien. Das bringe viele Betriebe an den Rand der Existenz.

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    Die Bundesregierung müsse die betroffenen Handwerksbetriebe unterstützen, »damit sie durch diese schwierige Zeit kommen«. Der Staat könne nicht alle Risiken abfedern, aber bei Unterstützungsprogrammen dürften die kleinen und mittleren Betriebe nicht außen vor bleiben. »Wir haben da eine Schieflage, vor allem beim Thema Energiekosten«, betonte Wollseifer. »Es kann nicht sein, dass man sich nur daran ausrichtet, ob ein Unternehmen international orientiert ist und im internationalen Wettbewerb steht.«

    kig/dpa-AFX

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