Am zweiten Adventssamstag sind die Kundenströme in den bayerischen Geschäften ausgeblieben. "Von Geschenkfieber keine Spur", sagte Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern. Alles in allem seien um die 40 Prozent weniger Kunden gekommen als an einem "normalen" zweiten Adventssamstag wie vor der Pandemie. Daran hatte aber laut Ohlmann wohl auch das schlechte Wetter einen Anteil. "Wir hatten uns mehr ausgerechnet", sagt der Handelsexperte.
Unwissenheit und Unsicherheit bei vielen
Gerade mit Blick auf die anstehende Einführung der 2G-Regelung (geimpft oder genesen) im Handel habe man gehofft, dass jene Kunden, die künftig nicht mehr kommen könnten, die Chance noch zum Shopping nutzten. Allerdings sei die Verunsicherung insgesamt groß. "Viele haben schon heute mit ihren Impfpässen gewunken. "
Die anstehenden Verschärfungen sind das eine - die bestehenden Regeln das andere. Schon seit mehr als einer Woche gelten in Bayern neue Regeln, was die maximale Kundenzahl pro Verkaufsfläche betrifft. In Hotspots (Inzidenz von über 1.000) etwa heißt es: höchstens ein Kunde auf 20 Quadratmeter Verkaufsfläche. Sonst sind es 10 Quadratmeter.
Weihnachtsshopping immer öfter online
Ohlmann erwartet, dass sich ein noch größerer Anteil des Weihnachtsgeschäfts ins Internet verlagern wird. Bislang hatte der Handelsverband ein Gesamtvolumen von 14,2 Milliarden Euro prognostiziert, davon 2,3 Milliarden Euro im Onlinehandel. Nun werde der Onlineanteil eher Richtung 3 Milliarden Euro gehen. "Das geht natürlich zu Lasten des stationären Handels", warnte er. Auch wenn viele Händler ihr Onlinegeschäft ausgebaut hätten.
Etwas Hoffnung hat Ohlmann mit Blick auf die kommenden Wochenenden. Vielleicht warteten manche Geimpfte noch ab. Doch bis dahin "glühen die Tastaturen in den bayerischen Wohnzimmern" beim Weihnachtseinkauf.
Auch in anderen Bundesländern fehlen die Kunden
Auch in den anderen Bundesländern waren viele Einzelhändler enttäuscht, weil der erhoffte Kundenansturm ausblieb. In vielen Bundesländern gelten bereits die 2G-Regeln für den Einzelhandel - seit Samstag etwa in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg ebenso wie in Rheinland-Pfalz, Hamburg und Schleswig-Holstein.
Am Sonntag beziehungsweise am Montag kommen dann weitere Länder hinzu, darunter neben Hessen zum Beispiel auch Sachsen-Anhalt als letztes Bundesland im Osten - anderswo im Osten galt eine solche Regel schon vor den Bund-Länder-Beschlüssen. In Bayern und Niedersachsen sollen entsprechende Regelungen Mitte kommender Woche in Kraft treten.
Handelsverband fordert Entschädigungen
Um die Folgen der Einführung von 2G-Regeln zu kompensieren, fordert der Handelsverband Deutschland (HDE) von der Bundesregierung zusätzliche Hilfen für den Einzelhandel. "Bereits heute muss in den Bundesländern, die bereits eine 2G-Regelung für den Handel eingeführt haben, ein Umsatzverlust in den betroffenen Unternehmen von bis zu 35 Prozent festgestellt werden. Im Innenstadthandel sind die Kundenfrequenzen um fast 40 Prozent zurückgegangen", schrieb HDE-Präsident Josef Sanktjohanser in einem Brief an die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den voraussichtlichen nächsten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Ziel müsse es sein, "die zu befürchtenden Verluste möglichst schnell und fair abzufedern". Dafür reichten die bestehenden Entschädigungsregelungen bei weitem nicht aus.
Leere Läden: Viele Bayern wollen nicht shoppen - BR24
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