Der deutsch-französische Flugzeughersteller Airbus hat so viele Aufträge wie noch nie erhalten. Im Jahr 2023 gingen bei dem Konzern Bestellungen für 2.094 Flugzeuge ein – ein Branchenrekord, der den bisherigen Spitzenwert von 1.503 Bestellungen aus dem Jahr 2013 übertraf. Zu dem Erfolg trugen die Beliebtheit der Kurzstreckenflugzeuge der A320-Familie und die A350-Langstreckenflugzeuge bei.

Trotz anhaltender Probleme in der Lieferkette im vergangenen Jahr lieferte das Unternehmen nach eigenen Angaben 735 Flugzeuge an Kunden aus. Damit übertraf Airbus sein Ziel von 720 ausgelieferten Flugzeugen und lag deutlich über den 661 Maschinen im Jahr 2022. Auch der Auftragsbestand erreichte mit fast 8.600 Flugzeugen einen Rekordwert. 

Nach der Pandemie habe man erwartet, dass sich die Luftfahrt irgendwann zwischen 2023 und 2025 erholen würde, sagte Christian Scherer, der neue Geschäftsführer der Verkehrsflugzeugsparte in Toulouse. "Aber was wir 2023 gesehen haben, war, dass neben dem Markt für Single-Aisle-Flugzeuge (Schmalrumpfflugzeuge mit nur einem Mittelgang, Anm. d. Red.) auch der Markt für Großraumflugzeuge viel früher und kräftiger als erwartet zurückgekehrt ist." Der Flugzeugmarkt habe sich endgültig von der Corona-Krise erholt. 

Pro Monat künftig zehn neue A350

Die größte Bestellung erhielt der französisch-deutsche Konzern von der indischen Billigfluggesellschaft IndiGo, die im Juni mit 500 A320 den größten Einzelauftrag in der Geschichte der zivilen Luftfahrt erteilte. Air India bestellte 250 Flugzeuge, darunter 40 A350, Turkish Airlines 230 Flugzeuge, darunter 60 A350. "Wir haben noch nie so viele A320 oder A350 in einem Jahr verkauft. (…) Es gibt eine starke Dynamik", sagte Scherer. Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, will Airbus laut Scherer die Zahl der monatlich produzierten A320 von 48 im Jahr 2023 auf 75 und die Zahl der monatlich produzierten A350 von fünf auf zehn im Jahr 2026 erhöhen.

Während Airbus Rekordbestellungen erhält, strauchelt US-Konkurrent Boeing: Zwar verzeichnete das Unternehmen mit 1.456 Bestellungen ebenfalls einen Auftragsschub, was auf den Erfolg der 737 MAX (987 Bestellungen) und des Langstreckenfliegers 787 (313 Bestellungen) zurückzuführen ist. Allerdings kämpft Boeing weiterhin mit Problemen bei der Produktion und Qualitätskontrolle und lieferte 2023 nur 528 Flugzeuge aus. Vergangene Woche musste eine Boeing 737 MAX von Alaska Airlines notlanden, da sich ein Rumpfstück aus der Maschine gelöst hatte. Die US-Luftfahrtbehörde FAA leitete Ermittlungen ein.