Die Onlineplattform X wird in Deutschland immer unbeliebter. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom beabsichtigt jeder Dritte, sein Profil zu löschen. Anlass ist demnach die Zunahme von Hatespeech und Desinformation.
Wegen der Umwälzungen seit der Übernahme durch Elon Musk kehren einer Umfrage zufolge immer mehr Nutzer dem Kurznachrichtendienst X den Rücken. Mehr als ein Drittel der Befragten in Deutschland verbringe auf der früher als Twitter bekannten Plattform weniger Zeit als noch vor rund einem Jahr, ergab eine repräsentative Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Knapp ein Fünftel der aktiven Nutzerinnen und Nutzer habe die Aktivitäten sogar komplett eingestellt. Fast die Hälfte der Befragten sei der Auffassung, dass Falschinformationen und Hassrede auf X in den vergangenen Monaten zugenommen hätten, hieß es in der Studie weiter. Daher habe fast ein Drittel (32 Prozent) der Befragten vor, das eigene Profil auf dem Kurznachrichtendienst perspektivisch zu löschen. Weitere elf Prozent spielten mit dem Gedanken. Fünf Prozent hätten das bereits getan.
Nur sieben Prozent der Befragten nutzen die Plattform seit Musks Übernahme häufiger oder posten mehr. Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Befragten nutzt die Plattform so oft wie vorher. 55 Prozent gaben an, dass sie die Plattform weiterhin als leicht zugängliche Nachrichten- und Informationsquelle für sich sehen. Bei der repräsentativen Umfrage wurden 1.037 Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland ab 16 Jahren befragt.
Mangel an geschulten Moderatoren
"Die Zunahme von Fake News und Hate Speech und der weitgehende Verzicht auf die Moderation von Inhalten bei Twitter/X wirkt auf Nutzerinnen und Nutzer zunehmend abschreckend", sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Online-Plattformen brauchen heute mehr denn je geschulte Moderatorinnen und Moderatoren, die gemeldete illegale oder regelwidrige Inhalte schnell löschen." Eine Statistik der EU-Kommission zufolge beschäftigt die Alphabet-Tochter Google in Europa die meisten sogenannter Content Moderatoren, insgesamt knapp 17.000. X komme auf weniger als 3.000.
Der Kurznachrichtendienst war nach der Übernahme von Twitter und der Umbenennung in X durch Musk in die Kritik geraten. Unter anderem hatte der Unternehmer die Regeln gegen Desinformation und Hetze auf der Plattform gelockert. Außerdem fielen viele Beschäftigte aus dem dafür zuständigen Bereich der Moderation der Entlassungswelle in dem Unternehmen aus San Francisco zum Opfer. Dies brockte dem Kurznachrichtendienst ein Verfahren wegen Missachtung verschärfter europäischer Digitalgesetze ein. Musk selbst wurde auch Antisemitismus in einigen Tweets und Posts vorgeworfen.
Bundesregierung ist noch auf X vertreten
Die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, hatte Mitte Oktober den X-Kanal der Antidiskriminierungsstelle (ADS) geschlossen. Sie erklärte dazu, als staatliche Stelle habe die ADS eine Vorbildfunktion. Deshalb sei ein Verbleib auf X nicht länger vertretbar. Sie rief auch die Ministerien und andere öffentliche Stellen auf, ihren Verbleib auf X zu prüfen. Auch die Bundesstiftung Gleichstellung schloss Ende Oktober ihren Kanal.
Das Bistum Mainz kündigte am Montag an, seine Aktivitäten auf der Plattform "in Reaktion auf unerwünschte Entwicklungen" zu pausieren.
Die Bundesregierung ist weiterhin auf X vertreten. Sie hatte in den vergangenen Monaten mehrfach mitgeteilt, ihr Engagement auf X auf den Prüfstand zu stellen. Der Bund ist bereits auf dem deutschen Rivalen Mastodon aktiv.
Viele deutsche Nutzer wollen Nachrichtendienst X verlassen - tagesschau.de
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