Awdijiwka? Noch nie gehört? Allenfalls eine vage Vorstellung? Diese in der Ostukraine gelegene Stadt bombt die russische Armee gerade in Schutt und Asche, wovon die wenigsten Notiz genommen haben dürften, weil es in den Nachrichten nur am Rande vermeldet wird. Wladimir Putins Kalkül, die Zeit zu einem seiner engsten Verbündeten zu machen, scheint aufzugehen. Würde internationale Aufmerksamkeit über Sieg und Niederlage im Krieg Russlands gegen die Ukraine entscheiden, dann stünde es inzwischen sehr schlecht um die Ukraine. Es ist still um sie geworden – und das nicht erst seit dem Angriff der Hamas-Terroristen auf Israel, der die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf den Nahen Osten gelenkt hat.
Schon lange vor dem 7. Oktober sind die Stimmen jener, die die russischen Bomben verurteilen, leiser geworden und seltener zu hören gewesen. Wann wurden zuletzt in deutschen Talkshows Folter, Vergewaltigungen und Hinrichtungen durch russische Soldaten angeprangert? Damit kein Missverständnis entsteht: Hier sollen keine Kriege gegeneinander ausgespielt oder gar hierarchisiert werden. Es geht um die Frage, was passiert, wenn die internationale Aufmerksamkeit, wenn die Aufmerksamkeit auch jedes Einzelnen für die Ukraine immer schwächer wird. Was bedeutet es für die Ukrainer, und was bedeutet es für Europa?
Vergessene Ukraine: Wie viele Kriege ertragen wir? - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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