Viele Menschen sind derzeit erkältet. Grund für die hartnäckigen und langanhaltenden Infekte sind neben dem nasskalten Herbstwetter auch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie.
Betritt man aktuell eine Arztpraxis, hört man bereits aus dem Wartezimmer: Husten, Niesen und Schneuzen. Wer das Gefühl hat, dass sich die Infekte derzeit besonders hartnäckig halten, liegt richtig. Das zeigt auch der Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts, demzufolge die Aktivität von Erkrankungen der Atemwege in Deutschland Ende Oktober insgesamt gestiegen ist.
Bei jedem dritten Patienten ist die Ursache der Erkältungssymptome eine Corona-Erkrankung, doch auch indirekt ist das Coronavirus dafür mitverantwortlich, dass sich die Infektionen derzeit häufen.
Immunsystem ist nicht abgehärtet
Auch in der Hamburger Arztpraxis von Maren Sommer klagen viele Patienten über ungewöhnlich lange Erkältungssymptome. "Es mutiert nicht nur Corona, es mutieren die anderen Viren auch", so Sommer. Auch solche, die grippale Infekte auslösen.
Aufgrund der Pandemie-Maßnahmen aus den vergangenen Jahren - verstärkte Hygiene und die Vermeidung von Kontakten - fehle dem Immunsystem jedoch der Kontakt zu diesen neuen Viren. Daher müsse sich der Körper erst "updaten" um die neuen Virus-Varianten abwehren zu können.
Kleinkinder sind besonders betroffen
Insbesondere bei Kleinkindern zeigt sich dieser Effekt. So meldeten Kindergärten und Schulen nach den Sommerferien viele kranke Kinder. Häufig stecken die Kinder dann ihre Eltern an und diese tragen die Viren wiederum zu den Arbeitsstellen. Besonders von grippalen Infekten betroffen sind derzeit Menschen zwischen 35 und 59 Jahren. Hinzukommt das ohnehin herausfordernde Herbstwetter, denn die Erreger mögen es kalt.
Über die Schleimhäute in Nase und Rachen gelangen die Viren in den Körper. Durch die Vielzahl der Virenstämme können dann auch mehrere Infektionen hintereinander auftreten. Um andere nicht anzustecken, sollten Menschen mit Symptomen - und auch das kennen viele aus der Corona-Pandemie - eine OP-Einweg-Maske tragen.
Wer krank ist, sollte zuhause bleiben
Wenn Erkrankte über mehrere Tage Symptome wie Fieber, Husten und starke Schlappheit haben, sollten sie laut Sommer immer eine Arztpraxis aufsuchen. Wer sich zu krank zum Arbeiten fühle, solle zuhause bleiben. So appelliert auch Virologe Johannes K.-M. Knobloch vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Dies sei ohnehin ratsam, denn um gesund zu werden, brauche der menschliche Körper ausreichend Schlaf und möglichst wenig Stress.
Empfehlung für Grippe- und Corona-Impfung
Thomas Harder, stellvertretender Leiter des Fachgebiets Impfprävention am Robert-Koch-Institut, empfiehlt außerdem eine Grippeschutzimpfung sowie eine Corona-Impfung für Risikopatienten. Laut Harder sind das insbesondere:
- ältere Personen über 65 Jahre
- Personen mit Vorerkrankungen im Bereich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, Asthma, Diabetes Mellitus
- Schwangere
Der Höhepunkt der Influenzawelle sei erst am Anfang des nächsten Jahres zu erwarten und eine Impfung daher weiterhin empfehlenswert.
Krank: Was sollte man essen und trinken?
Gegen grippale Infekte lässt sich hingegen kaum etwas tun, doch ein starkes Immunsystem verkürzt die Zeit der Erkältung. Dafür empfiehlt Virologe Hendrik Streeck von der Universität Bonn eine gesunde Ernährung mit viel Vitamin C. Optimal seien 100 Milligramm am Tag, also etwa zwei Orangen oder zwei Zitronen.
Wen es bereits erwischt hat, greift am besten zu heißer Zitrone oder Ingwertee, um die Bakterien aus dem Rachen zu spülen. Auf Nahrungsergänzungsmittel sollten Erkrankte besser verzichten, nur Zink stelle für einen kurzen Zeitraum eine Ausnahme dar. Besser helfe ein Klassiker: die Hühnersuppe. Mit etwas Zeit und Ruhe werden Erkrankte nicht nur wieder gesund, sondern auch gegen viele Erreger immun.
Erkältungswelle in Deutschland: Warum werden aktuell so viele Menschen krank? - zdf.de
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