Technische Probleme beim Tochterunternehmen Postbank könnten die Deutsche Bank im vierten Quartal rund 30 bis 35 Millionen Euro kosten. In den drei Monaten zuvor seien es weniger als 10 Millionen Euro gewesen, sagte Finanzchef James von Moltke bei der Vorstellung der Quartalszahlen. Er schloss Rechtsstreitigkeiten im Kontext der Probleme nicht aus.
Die Deutsche Bank stellte im Zusammenhang mit den Postbank-Problemen 25 Millionen Euro als Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle zurück. Im vierten Quartal könne eine ähnliche Summe anfallen, sagte von Moltke in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Bei der Umstellung der Informationssysteme der Postbank, die eigentlich im Juli abgeschlossen sein sollte, war es zu erheblichen Einschränkungen gekommen. Zeitweise konnten Kundinnen und Kunden nicht auf ihre Konten zugreifen, der Kundenservice war kaum erreichbar. Betroffene beklagten sich nach Angaben von Verbraucherschützern zum Beispiel über gesperrte Konten und verzögerte Anschlussfinanzierungen. Ein Sonderbeauftragter im Auftrag der Finanzaufsicht Bafin überwacht inzwischen, dass die Deutsche Bank die Probleme in den Griff bekommt.
Konzernchef Christian Sewing sagte, die Bank werde alles tun, um noch bestehende Einschränkungen zu beheben. Das Institut sei dabei auf einem guten Weg und habe zwei Drittel der Rückstände abgearbeitet. »Das gibt uns große Zuversicht, dass wir unseren Kunden wie geplant bis Ende des Jahres wieder das Serviceniveau bieten können, das sie zu Recht von uns erwarten«, schrieb der Vorstandschef in einem Brief an die Mitarbeiter.
Auf die Frage, ob das Geldhaus irgendwelche Rückstellungen für potenzielle Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit den Postbank-Problemen verbucht hat, sagte von Moltke in einer Telefonkonferenz: »Es ist nicht notwendigerweise unsere Erwartung, dass es solche Schritte geben könnte, obgleich das eine Möglichkeit ist.« Es handele sich mehr um eine Eventualität als eine Gewissheit.
Wachsende Zuversicht trotz Gewinnrückgangs
Trotz der Probleme bei der Postbank wächst die Zuversicht beim Mutterhaus. Der Vorstand sei zuversichtlich, die für 2025 gesetzten strategischen Ziele nicht nur zu erreichen, sondern sogar übertreffen zu können, schrieb Sewing.
Im dritten Quartal musste der Konzern wegen höherer Steuern einen Gewinnrückgang hinnehmen. Während der Vorsteuergewinn um sieben Prozent auf 1,7 Milliarden Euro stieg, entfiel auf Aktionäre ein Überschuss von gut einer Milliarde Euro und damit acht Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Analysten hatten jedoch einen stärkeren Rückgang erwartet. So legte das Geldhaus lediglich 245 Millionen Euro für mögliche Kreditausfälle zurück – rund 100 Millionen weniger als ein Jahr zuvor.
Die gesamten Erträge des Konzerns wuchsen trotz der stark gestiegenen Zinsen lediglich um drei Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Während es in der Unternehmensbank deutlich und der Privatkundenbank leicht aufwärts ging, musste der Konzern in der Investmentbank und bei der Fondstochter DWS Rückgänge hinnehmen.
Für das Gesamtjahr rechnet Vorstandschef Sewing jetzt mit höheren Erträgen für den Konzern: Sie sollen rund 29 Milliarden Euro erreichen und damit etwa das obere Ende der bisherigen Zielspanne.
Deutsche Bank: Postbank-Debakel kostet viele Millionen - DER SPIEGEL
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