Kündigungen beim Deutschlandticket: Viele kehren wieder zum Auto zurück - fr.de

Die Euphorie um das Deutschlandticket ebbt etwas ab. Immer wieder kündigen Fahrgäste das nur im Abo erhältliche Ticket. Die Gründe sind verschieden.

München – Unbegrenzt, deutschlandweit und bequem – das verspricht das Deutschlandticket für 49 Euro pro Monat. Für einige Personengruppen ist der Nachfolger des 9-Euro-Tickets sogar noch günstiger. Mehr als elf Millionen gekaufte Abos verzeichnete der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Doch viele haben das Ticket für den Nah- und Regionalverkehr bereits wieder gekündigt.

Jede:r Zehnte kündigt Deutschlandticket: „Es ist ein Kommen und Gehen“

„Es ist ein Kommen und Gehen“, sagte ein Sprecher des Verbandes. Mehr als jedes zehnte Abo des Deutschlandtickets wurde schon einmal gekündigt. Das geht aus einer bundesweiten Marktforschung hervor, wie der VDV auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitteilte. Mit einem Trick lässt sich das Deutschlandticket auch einzeln kaufen.

Deutschlandticket
Preis pro Monat	49 Euro
Geltungsbereich	Deutschlandweit in allen Verkehrsmitteln des ÖPNV
Kündigungsfrist	monatlich kündbar

Alle Kundengruppen würden nach Verbands-Angaben die monatliche Kündigung in Anspruch nehmen. 17 Prozent der Neu-Abonnent:innen, die vorher lediglich einzelne Fahrscheine gekauft haben, kündigten laut Analyse das Abonnement bereits. Bei Autofahrer:innen sind es etwas mehr. 19 Prozent der Neukund:innen, die den öffentlichen Nahverkehr zuvor kaum genutzt haben, nutzten die Kündigungsmöglichkeit. Bei sogenannten Abo-Umsteigern, die vor dem Deutschlandticket schon ein anderes Abo für den ÖPNV hatten, sind es sieben Prozent.

Große Verkaufswelle des Deutschlandtickets abgeschwächt: Daran könnte es liegen

Doch woran liegt das? Laut Verband spiele Urlaub eine Rolle – gerade bei Pendler:innen, die das Abo kündigen und nach wenigen Wochen wieder ein neues abschließen. Für andere dagegen sei gerade eine Reise der Grund, das Deutschlandticket zu kaufen. „Wir sehen, dass sich die erste große Verkaufswelle, die es zur Einführung des Deutschlandtickets gab, in den Folgemonaten nun etwas abgeschwächt hat“, erklärte VDV-Präsident Ingo Wortmann in einer Mitteilung. Viele würden das Abo auch einfach weiter laufen lassen.

Eine ARD-Reportage zeigte kürzlich jedoch, dass Kunden nicht nur angesichts der Urlaubszeit kündigen oder beim Kauf zögern. Zahlreiche Fahrgäste meldeten sich darin zu Wort. Sie berichteten von verspäteten Bussen und Bahnen sowie überfüllten Zügen, die teilweise sogar ganz ausfielen. Auch Achim Stauß, Konzernsprecher der Deutschen Bahn, räumte ein, dass Pünktlichkeit ein großes Problem ist. Auf dem Land fehlt dagegen vielerorts eine ausreichende Infrastruktur. Zwar habe das Deutschlandticket den Zugang zum ÖPNV vereinfacht, laut Bundesverkehrsminister Volker Wissing steht aber noch eine Verbesserung der Angebote und Infrastruktur aus, sagte der FDP-Politiker in der ARD-Sendung.

Finanzierung des Deutschlandtickets unklar: So können Sie das 49-Euro-Ticket kündigen

Die Analyse des Verbands zeigt, dass das Abo in erster Linie je nach Bedarf verwendet wird. Aber auch die Finanzierungsfrage des Deutschlandtickets macht Fahrgästen zu schaffen. „Denn solange nicht klar ist, dass die Finanzierung und damit der Fortbestand des Deutschland-Tickets gesichert sind, zögern viele Kundinnen und Kunden noch“, betonte Wortmann. Wie es mit dem Ticket künftig weiter geht, ist unklar. Schon jetzt geht man davon aus, dass das Deutschlandticket künftig teurer werden könnte.

Das 49-Euro-Ticket kann jeweils bis zum 10. eines Kalendermonats gekündigt werden, weist die Deutsche Bahn hin. Ansonsten verlängert es sich automatisch. Wird das Ticket erst nach dem 10. gekauft, sind auch im darauffolgenden Monat 49 Euro fällig. Zuletzt beklagte die Verbraucherzentrale Mängel bei der Online-Kündigung des Deutschlandtickets auf einigen Webseiten. (kas/dpa)

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