Als der SSV Jahn Regensburg Mitte Juli 2022 in seine sechste Zweitligasaison in Folge startete, war es wie immer: Die meisten Experten hatten die Oberpfälzer als Abstiegskandidaten auf dem Zettel. Und wie die fünf Male zuvor lachten sich die Regensburger eins, als sie nach zwei Spieltagen mit 5:0 Toren und sechs Punkten wieder an der Tabellenspitze standen und danach auch noch den 1. FC Köln mit 4:3 nach Elfmeterschießen im DFB-Pokal ausschalteten.
Perfekter Saisonstart übertüncht die Probleme
Was für ein Saisonstart des SSV Jahn, der allen Skeptikern eine lange Nase zeigte und erst am 4. Spieltag erstmals verlor (0:1 bei Hannover 96). Vieles lief zunächst gut für die Mannschaft von Trainer Mersad Selimbegovic. Eine weitestgehend eingespielte Elf harmonierte gut, ehe eine herbe 0:6-Heimniederlage gegen den Karlsruher SC den Faden erstmal reißen ließ. Doch wie immer in Krisenzeiten blieben sie ruhig beim Jahn und arbeiteten in Ruhe weiter. Nach der Hinrunde belegte man mit 19 Punkten Platz zwölf. Alles im Soll also.
Niederlagenserie und Trainerentlassung
Doch das änderte sich in der Rückserie. Aus den ersten sechs Partien holten die Rot-Weißen nur einen Zähler und wurden bis auf den letzten Tabellenplatz durchgereicht. Spätestens jetzt war klar: In diesem Jahr könnte es tatsächlich eng werden mit dem Klassenerhalt. Noch einmal bäumte sich die Mannschaft kurz auf und feierte zwei Siege. Doch danach war die Luft auch schon wieder draußen. Die Entlassung von Selimbegovic war der Versuch, noch einmal einen Impuls zu setzen. Doch auch der neue Coach Joe Enochs konnte die Talfahrt nicht mehr stoppen.
Transferpanne wirkt nach - Geschäftsführerwechsel zur Unzeit
Die Gründe sind für den Absturz sind vielschichtig. Natürlich verfügt der SSV Jahn über einen der kleinsten Etats aller Zweitligisten. Konnte man das in den vergangenen Jahren durch Zusammenhalt, taktische Disziplin und Kampfgeist wettmachen, klappte das diese Saison nicht. Dazu blieben zu viele Profis - und gerade auch die Neuzugänge - unter ihren Möglichkeiten.
Dazu kam die Unruhe um Sport-Geschäftsführer Roger Stilz, der im September hinschmiss - zur Unzeit. Hintergrund war wohl, dass der Schweizer die peinliche Transferpanne um Sarpreet Singh zu verantworten hatte, der spät nachverpflichtet wurde, aber erst für 2023 eine Spielgenehmigung bekam.
Harmlose Offensive
Insbesondere in der Offensive hakte es: Gemeinsam mit Hansa Rostock stellt der Jahn den schlechtesten Angriff der Liga (nur 30 Tore nach 32 Spieltagen). Einen echten Torjäger suchte man in dieser Spielzeit vergebens. Bezeichnend, dass kein Jahn-Spieler vorne in der Torschützenliste auftaucht. Prince Osei Owusu führt mit neun Treffern das interne Ranking vor Andreas Albers und Kaan Caliskaner, die jeweils sechs mageren Torerfolge beisteuerten, an.
Keine Impulse von Sportdirektor Werner
Besonders die Abgänge von Jan-Niklas Beste (1. FC Heidenheim) und Max Besuschkow (Hannover 96) konnten nie kompensiert werden. Das müssen sich auch die Kaderplaner vorwerfen lassen. Die ersten Konsequenzen aus der enttäuschenden Saison bekam dann nach dem 33. Spieltag prompt Stilz-Nachfolger Tobias Werner zu spüren, der erst im Dezember 2022 ins Amt gekommen war. Denn Werner konnte seit Amtsantritt keine Impulse setzen. Die finanziellen Möglichkeiten, in der Winterpause zu reagieren und die Mannschaft noch zu verstärken, waren offenbar da, wurden aber nicht genutzt.
Seit dem Weggang von Christian Keller zum 1. FC Köln ist ein sportliches Kompetenzvakuum im Verein nicht wegzudiskutieren.
Ungewisse Zukunft
In der Summe waren das zu viele Baustellen. Und so muss der Jahn zurück in die 3. Liga. Dass Präsident Hans Rothammer seinen Posten öffentlich anbot (seine Amtszeit läuft nur noch bis 30. Juni), spricht dafür, dass es einen größeren Umbruch geben könnte. Ob und wie schnell es dann zurück in die 2. Bundesliga gehen kann, ist momentan kaum absehbar.
Zu viele Baustellen: Jahn Regensburgs Abstieg hat Gründe - BR24
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