Große Vorräte mit einem Haken
Ein Überblick: Wie viele Panzer hat Russland?
Das von der russischen Staatsagentur Tass veröffentlichte Bild zeigt einen russischen Panzer vom Typen T-72B3 bei Cherson.
© Quelle: picture alliance/dpa/TASS | Stringer
Russlands brutaler Vernichtungskrieg gegen die Ukraine war bisher kaum von nennenswerten Erfolgen gekennzeichnet. Keine einzige Region der Ukraine konnte von den russischen Truppen vollständig eingenommen oder gar kontrolliert werden. Gleichzeitig sind die Verluste an Soldaten und Material auf beiden Seiten enorm. Vor allem die russische Armee hat in der Ukraine viele Panzer verloren. Dennoch wird immer wieder davor gewarnt, die russischen Streitkräfte zu unterschätzen. „Russland hat nach wie vor einen erheblichen quantitativen Vorteil bei Truppen, Waffen und militärischer Ausrüstung“, hieß es im Januar in einer gemeinsamen Erklärung der ukrainischen Außen- und Verteidigungsminister. „Der Kreml ist entschlossen, die Feindseligkeiten weiter zu eskalieren.“ Die Gefahr einer neuen Großoffensive der russischen Streitkräfte sei sehr real.
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Wie viele Panzer hat Russland?
Es gibt recht gute Schätzungen, über wie viele Panzer Russland verfügt. „Russland hatte zu Beginn des Krieges etwa 3300 Panzer, von denen etwa 1300 in der Ukraine zerstört wurden“, sagt Gardekommandant Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Bei diesen Panzern handelte es sich um die aktiven Armeebestände.
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Die meisten Panzer, die Russland heute besitzt, stammen aber noch aus Sowjetzeiten. „Ich schätze, dass Russland noch zwischen 10.000 und 11.000 Panzer auf Lager hat, die gerade zum Teil repariert werden.“ Ähnlich hatte sich im Dezember auch Estlands Geheimdienstchef Margo Grosberg geäußert. „Stand heute hat Russland rund 9.000 Panzer in Reparatur- und Lagerstützpunkten“, so Grosberg bei einem Pressebriefing
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Russlands Präsident Wladimir Putin ist nach eigenen Worten fest von einem Sieg in der Ukraine überzeugt.
© Quelle: Reuters
Die alten sowjetischen Panzer instandzusetzen, wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Zudem sind in den vergangenen Monaten immer wieder alte Panzer zerlegt worden, weil Ersatzteile für Reparaturen an der Front benötigt wurden. Alle werden daher nicht wieder einsatzbereit gemacht werden können. In den nächsten Wochen und Monaten, so Reisner, wird Russland durch Reparaturen etwa 2000 weitere Panzer erhalten. Rund 4000 russische Panzer könnten dann in der Ukraine zum Einsatz kommen. Geheimdienstchef Grosberg geht sogar von bis zu 3000 zusätzlichen Panzern aus, die Russland instandsetzen und in die Ukraine bringen könnte. Damit stünden der ukrainischen Armee dann 5000 russische Panzer gegenüber.
Besonders hoch sind die Verluste bei den Kämpfen in der Ukraine auf russischer Seite bei den Kampfpanzern, wie eine Aufstellung von John Spencer, Professor an der Militärakademie in New York, zeigt.
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Die Übersicht enthält Daten des Oryx-Projektes, das ausschließlich zerstörtes Gerät der Russen auf Basis von Foto- oder Videobeweisen dokumentiert. Da nicht jeder zerstörte Panzer auch fotografiert und das Foto veröffentlicht wird, sind diese Zahlen vergleichsweise niedrig. Außerdem enthält die Aufstellung noch Zahlen, die von der ukrainischen Armee veröffentlicht werden und die Fachleute als sehr überhöht ansehen. Die tatsächlichen Zahlen liegen also irgendwo dazwischen. Von Russlands Kampfpanzern wurden demnach zwischen 47,4 und 90,6 Prozent zerstört.
András Rácz, Experte für die russische Verteidigungspolitik bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), geht von mindestens 50 bis 55 Prozent zerstörten Kampfpanzern aus und betont, dass es aber auch höhere Schätzungen gibt. Er gibt aber zu bedenken, dass die Zahlen sich auf den Bestand zu Beginn des russischen Großangriffs am 24. Februar 2022 beziehen. „Seitdem wurden viele alte T62-Panzer repariert und für den Kriegseinsatz instandgesetzt“, sagt der Experte dem RND. Wenn die Intensität der Kämpfe auf dem jetzigen Niveau bleibe, hielten die Russen nicht mehr als höchstens sechs bis neuen Monate durch, bis ihnen die modernen Panzer ausgehen.
In den russischen Depots befindet sich jedoch noch viel Material. Der Haken an den vielen Panzern: Sie sind sehr alt, technisch nicht auf dem neusten Stand und den westlichen Panzern deutlich unterlegen. Das technologische Niveau der Russen nehme stetig ab, so Experte Rácz, aber die Aufrechterhaltung eines niedrigeren technologischen Niveaus sei für eine lange Zeit noch möglich.
Wie viele T-90-Panzer hat Russland?
In der weltgrößten Panzerfabrik Uralwagonsawod, 1300 Kilometer östlich von Moskau, werden inzwischen rund um die Uhr Panzer repariert und neu gebaut. Rund 600 T-90-Panzer für die russische Armee sollen dort laut „Forbes“ produziert worden sein. Insgesamt dürfte sich die Zahl auf etwa 1000 Panzer vom Typ T-90 belaufen. Davon hatte Russland in den vergangenen Jahren aber immer wieder einige an Partnerstaaten abgegeben. Zu Beginn des Krieges verfügte die russische Armee über rund 650 T-90, von denen etwa die Hälfte bei den Kämpfen in der Ukraine zerstört wurde.
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Hauptstadt-Radar
Persönliche Eindrücke und Hintergründe aus dem Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.
Russland ist dringend auf neue Panzer angewiesen und hat die Produktion hochgefahren. Die Schichtzeiten sind verlängert worden, neue Mitarbeiter werden seit Monaten händeringend gesucht. Die Regierung hatte sogar versprochen, neue Arbeiter für das Panzerwerk Uralwagonsawod von der Mobilmachung auszunehmen. Offenbar gibt es trotzdem zu wenig Interessenten. Der russische Investigativjournalist Andrej Soldatow berichtet, dass die Personalprobleme inzwischen so groß sind, dass in der Panzerfabrik viele Häftlinge als ungelernte Hilfsarbeiter zur Zwangsarbeit eingesetzt werden.
Wie viele Panzer hat Russland? Ein Überblick - RND
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