Über die vielen Veranstaltungen in der Region und einen Tag, an dem die Welt den Atem anhielt, schreibt Jan-Christoph Eisenberg in unserer Wochenkolumne „Zwischen den Zeilen“.
Die Veranstaltungskalender in Waldhessen sind an den kommenden Wochenenden so prall gefüllt, wie seit Langem nicht mehr. Schon vor Corona hatten sich viele Ausrichter von Festen und Feiern auf die letzten schönen Tage nach den Sommerferien fokussiert – wohl aus Sorge, dass es vorher in der Urlaubszeit an Publikum mangeln könnte. In diesem Jahr kommen noch zwei weitere Faktoren hinzu: Das 50-jährige Jubiläum der Gebietsreform, das nach dem zentralen Festakt des Kreises nun auch in zahlreichen Kommunen begangen wird. Zudem schwingt bei der Terminwahl auch die latente Angst mit, dass bei steigenden Corona-Infektionszahlen im Herbst Veranstaltungen dieser Größenordnung nicht mehr oder nur unter strengen Hygieneauflagen möglich sein werden. Die Waldhessen haben damit die Qual der Wahl, für welche der vielen Veranstaltungen sie sich entscheiden. Da sage noch einer, im ländlichen Raum sei nichts los!
An das Attentat bei den Olympischen Spielen in München 1972 erinnert sich auch unser 71 Jahre alter Leser Herbert H. aus Herfa. Er sei hautnah dabei gewesen, als die beiden Hubschrauber mit den Attentätern und den israelischen Geiseln an Bord um kurz nach 22.30 Uhr auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck landeten. Dort wollten die Terroristen mit ihren Geiseln in eine wartende Maschine der Lufthansa steigen, um sich nach Kairo fliegen zu lassen. Doch dazu kam es nicht. Scharfschützen der Polizei eröffneten das Feuer.
Der damals 21 Jahre alte Stabsunteroffizier Herbert H. war von 1971 bis 1974 als Flugzeugmechaniker am Fliegerhorst für die Waffenschule 50 der Luftwaffe tätig. Am Abend des Attentats sei er von einem Freund nach dem Fußballtraining bei seinem damaligen Verein TSV Türkenfeld zum Fliegerhorst zurückgefahren worden.
Obwohl eigentlich für Zivilfahrzeuge offen, musste sein Kumpel vor den Toren den Wagen stoppen. Es gebe einen Alarm. So habe Herbert H. den 1,5 Kilometer langen Weg zu seiner Unterkunft im Kilometerbau zu Fuß zurücklegen müssen. Auf dem Weg dorthin habe er vom Tower her die Geräusche von Triebwerken wahrgenommen. Zusammen mit zwei Kameraden sei er dann in Richtung Tower gegangen und habe dort von einem hohen Aschehaufen über den Zaun hinüber zum Tower geblickt. Nur 200 Meter von dem Hügel entfernt seien die zwei Hubschrauber gelandet und nur wenig später die ersten Schüsse gefallen. Mehrmals habe er eine Gänsehaut bekommen.
Das sei auch heute noch so, wenn er sich an die Toten und Verletzten erinnere. Herbert H. bezeichnet sich selbst als Augenzeuge, der 50 Jahre geschwiegen habe. Am Tag darauf habe er im Vorbeifahren mit seiner kleinen Kamera Fotos von den Hubschraubern gemacht. Der Film sei in der Dunkelkammer schnell entwickelt worden, um unzählige Abzüge für Vorgesetzte und Kameraden zu machen. Die Negative habe der Kommandant des Fliegerhorsts aus Furcht vor Repressalien in einem Aschenbecher verbrannt. In einem alten Fotoalbum hat Herbert H. noch viele Erinnerungsfotos an seine Zeit im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck. Darunter auch das eines ausgebrannten Hubschraubers.
Zum Schluss noch eine schlechte Nachricht für alle Freunde des waldhessischen „Nationalgerichts“, der Hausmacher Wurst: Die traditionsreiche Fleischerei Knies aus dem Heringer Stadtteil Kleinensee wird Ende November ihren Betrieb einstellen. An der Nachfrage hat es im Land der „Stracken“ und „Runden“ nicht gemangelt. Zu den ausschlaggebenden Gründen zählt vielmehr, dass kleine Handwerksbetriebe kaum noch Personal finden.
Von Jan-c. Eisenberg
Viele Feste, ein Augenzeuge und ein Abschied - hna.de
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