Stand: 27.09.2022 16:44 Uhr
Vor dem Landgericht Itzehoe hat am Dienstag eine Juristin ausgesagt, die zwischen 2014 und 2016 zu dem Lager-Komplex Stutthof vorermittelt hatte.
Im Prozess gegen eine ehemalige KZ-Schreibkraft im Lager Stutthof bei Danzig ging es am Dienstag um die Frage, wie es dazu kam, dass die mittlerweile 97 Jahre alte Irmgard F. wegen Beihilfe zum Mord in 11.000 Fällen angeklagt wurde. Dazu war vor dem Landgericht Itzehoe eine Juristin als Zeugin geladen. Sie hatte zwischen 2014 und 2016 zu dem Lager-Komplex Stutthof vorermittelt.
Erkenntnisse gingen an Staatsanwaltschaft Itzehoe
Die Juristin hatte damals Archive nach Namen von KZ-Angestellten durchsucht, die vom Alter her noch leben könnten. Dabei stieß sie auch auf Irmgard F. , die zwischen 1943 und 1945 für den Lagerkommandanten als Stenotypistin gearbeitet hatte. Die Erkenntnisse leitete sie an die Staatsanwalt Itzehoe weiter. Aus ihrer Sicht waren Ermittlungen wegen des Verdachts auf Beihilfe zum Mord geboten. Schon in den 1950er und 1960er Jahren habe der Bundesgerichtshof geurteilt: Jeder, der für eine Institution arbeitet, in der systematischer Massenmord verübt wird, sei Teil des Systems - auch eine Sekretärin.
Juristin sieht juristisches, politisches und gesellschaftliches Versagen
Die Juristin sagte aus, Irmgard F. und viele andere hätten viel früher angeklagt werden können. Dass die Angeklagte erst jetzt vor Gericht steht, sei ein juristisches, politisches und gesellschaftliches Versagen. Dieser Meinung sind auch die Nebenklagevertreter. Für viele Opfer käme dieser Prozess viel zu spät.
Außerdem wurde am Dienstag beschlossen, dass es zu einem Ortstermin in Stutthof kommen wird. Am 4. November werden sich zwei Richter und ein Historiker direkt vor Ort ein Bild machen und recherchieren.
Weitere Informationen
Stutthof: "Für viele Opfer kommt der Prozess zu spät" - NDR.de
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