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Saturday, July 2, 2022

Frust und viele Fragen: Die Tücken der neuen Corona-Testverordnung - ZDFheute

Seit zwei Tagen gelten die neuen Regeln zum Corona-Bürgertest. Viele finden sie verwirrend. Ob jemand Anspruch auf einen verbilligten Test hat, ist kaum zu überprüfen.

Eine Mitarbeiterin eines Testzentrums in Berlin nimmt einen Nasenabstrich für einen Corona-Schnelltest.
Die neue Testverordnung verärgert manche Bürger und Betreiber von Teststellen.
Quelle: Hofmann/dpa

Am Mittwochnachmittag, kurz nach 15 Uhr, ging der Stress für Michael Raisch los. Das Bundesgesundheitsministerium verkündete da die neue Corona-Testverordnung, die schon einen Tag später in Kraft trat. Durch sie änderten sich auch für seine Teststationen über Nacht viele Abläufe komplett.

15 Teststationen betreibt Raisch aktuell im Großraum Stuttgart. Die Informationen, wie genau die neuen Regeln aussehen, musste er sich selbst zusammensuchen.

Wir haben das natürlich im Vorfeld über die Medien schon verfolgt, mussten dann aber auf die Veröffentlichung warten, um zu wissen, was rechtlich nun tatsächlich gilt.
Michael Raisch, Teststellen-Betreiber

Über Nacht mussten sie dann Systeme umstellen, die Webseite neu programmieren und vor allem: die Mitarbeitenden schulen, damit die wissen, wer ab sofort unter welchen Bedingungen einen Bürgertest bekommt. Bis vier Uhr morgens hat das gedauert.

Neue Corona-Testregeln: Viele Unklarheiten bei Bürgern

Seither müssen Raisch und seine Mitarbeitenden viele Fragen beantworten - an der Hotline, die derzeit fast dauerbelegt ist, und an den Teststationen: "Da kamen sehr, sehr viele Leute, die erst mal kein Verständnis hatten. Und da mussten wir eben sagen: Das ist nicht unsere Entscheidung, wir müssen diese neue Verordnung umsetzen", sagt Michael Raisch.

Wut und Frust seien da bei einigen Besuchern dabei gewesen, erzählt eine Mitarbeiterin. Das sei auch an ihr ausgelassen worden. Der erste Eindruck von Michael Raisch: Es kommen nun weniger Leute, um sich testen zu lassen.

Nimmt die Testbereitschaft ab?

Ein Eindruck, den auch Tatjana Zambo bestätigt. Sie ist Präsidentin des Landesapotherkerverbandes Baden-Württemberg und betreibt in Gaggenau zusammen mit der Stadt eine Teststation.

Es steht zu befürchten, dass sich viele Menschen angesichts der ohnehin durch hohe Energie- und Lebensmittelpreise belasteten Geldbörsen gar nicht mehr testen lassen.
Tatjana Zambo, Landesapotherkerverband Baden-Württemberg

Zuletzt waren in ihrer Teststation rund 30 Prozent der Schnelltests positiv, sie befürchtet, dass nun viele Infektionen unerkannt bleiben. Vor allem der erste Tag sei chaotisch gewesen, erzählt Tatjana Zambo. Viele hatten ihren Test schon vorab gebucht und dachten, er sei noch kostenlos - doch die Regeln hatten sich ja über Nacht geändert.

Viele andere erwarteten, dass der Test in jedem Fall für maximal drei Euro zu haben sei - doch auch diese Vergünstigung gilt nur für bestimmte Gruppen, etwa Menschen, die eine Veranstaltung in einem Innenraum besuchen wollen. Viele andere müssen den Test ab sofort komplett aus eigener Tasche bezahlen, zwölf Euro kostet das in ihrer Teststation.

Corona-Teststationen beklagen Kontrollaufwand

Tatjana Zambo beklagt jede Menge zusätzliche Kontroll- und Dokumentationsaufgaben: In vielen Fällen müssen die Patienten selbst glaubhaft versichern, dass sie zu einer Gruppe gehören, die weiterhin Anspruch auf einen kostenlosen oder verbilligten Test hat. Doch wie soll man beispielsweise überprüfen, ob jemand tatsächlich die Großeltern zu Hause besucht oder das nur behauptet?

Dass eine solche Überprüfung oft nicht möglich ist, kritisiert auch die Kassenärztliche Vereinigung, die für die Abrechnungen der Tests zuständig ist:

Im Ergebnis können wir nicht verantworten, sehenden Auges Auszahlungen auf Abrechnungen zu leisten, deren Richtigkeit wir nicht ansatzweise prüfen können.
Kassenärztliche Bundesvereinigung

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Mehrere Bundesländer gegen neue Strategie

Auch manche Bundesländer kritisieren die neue Teststrategie in einer Umfrage von ZDFheute: Bremen, Niedersachsen und Thüringen etwa. Viele andere unterstützen die Anpassung.

Und auch der Bundesgesundheitsminister verteidigt die neue Testverordnung weiter: Man hätte die Tests gerne weiter für alle kostenlos angeboten, die Kosten von rund einer Milliarde pro Monat seien aber nicht weiter finanzierbar gewesen. Bei den Nachweisen des Testgrunds sei man auf die Ehrlichkeit der Bürger angewiesen. Dabei zu lügen, sei gezielter Betrug.

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