Studie der Aufarbeitungsbeauftragten - Viele Opfer des DDR-Regimes leiden heute noch unter den Folgen
Schlechtere Gesundheit und ein geringeres Einkommen als der Durchschnitt: Noch immer leiden Menschen in Brandenburg unter den Folgen des Unrechts, dass sie zu DDR-Zeiten erlitten haben. Das zeigt der Bericht der Aufarbeitungsbeauftragten.
Gut drei Jahrzehnte nach der Wende leiden Menschen in Brandenburg noch immer unter den Folgen des DDR-Unrechts.
Die Lebensbedingungen von Menschen, die Unrecht erlitten haben und politisch verfolgt gewesen sind, seien schlechter als die der vergleichbaren Bevölkerung, heißt es im Tätigkeitsbericht der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD), Maria Nooke. Der Bericht wurde am Montag in Potsdam an Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke übergeben.
Nooke sprach von "großen Gerechtigkeitslücken" bei Einkommen und Gesundheit. Die Befunde seien "alarmierend".
Schlechtere Gesundheit, geringeres Einkommen
Wie eine Sozialstudie der Aufarbeitungsbeauftragten ergeben hat, sind die Einkommen der Betroffenen deutlich geringer. Außerdem sei die Gesundheit der Opfer von DDR-Unrecht auffällig schlechter. Sie müssten deshalb häufiger vorzeitig in Rente gehen. Das gelte auch für ihre Angehörigen, die erstmals in die Untersuchung einbezogen waren.
Nooke zufolge ist auch das Anerkennungsverfahren schwierig: "Im Land Brandenburg erhielten in 2020/21 ca. 4800 Betroffenen die sogenannte Opferrente. Die bekommt man bei einer strafrechtlichen Rehabilitierung ab 90 Tagen Haft. Eine Versorgungsleistung für anerkannte Gesundheitsschäden aufgrund politischer Verfolgung erhielten in 2020/21 aber nur 142 Betroffene."
In der Studie hätten aber zwei Drittel der Betroffenen angegeben, auch heute noch unter gesundheitlichen Folgen ihrer Verfolgung zu leiden. "Die anspruchsberechtigte Gruppe ist deswegen noch viel größer", so die Landesbeauftragte.
Stiftung Anerkennung und Hilfe beendet Arbeit
In Potsdam, Neuruppin und Senftenberg gibt es einmal im Monat Traumaberatungen für Betroffene. Aufgrund der großen Nachfrage soll dieses Angebot ausgebaut werden.
Bei der Anlauf- und Beratungsstelle der Stiftung Anerkennung und Hilfe für Menschen, die als Minderjährige in Psychiatrien und Behinderteneinrichtungen vor 1990 Leid und Unrecht erlitten, meldeten sich bis zum Ende der Anmeldefrist Mitte vergangenen Jahres fast 2.500 Menschen. Viele hätten psychische, aber auch körperliche Gewalt erlitten. Die Stiftung zahlte bis Ende April den Angaben zufolge an knapp 1.800 Menschen Hilfen in Höhe von 18,8 Millionen Euro aus. Ende dieses Jahres stellt die Stiftung die Arbeit ein. Sie war von der Bundesregierung, den Bundesländern und der evangelischen und katholischen Kirche errichtet worden
Außerdem wurde ein Härtefallfonds des Landes Brandenburg, der seit 2015 besteht, in diesem Jahr um 10.000 Euro auf 60.000 Euro aufgestockt.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 13.06.2022, 19:30 Uhr
Viele Opfer des DDR-Regimes leiden laut Studie heute noch unter den Folgen - rbb24
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