Die Großanleger an den Kapitalmärkten setzen schon seit längerem auf nachhaltige Finanzanlagen. Wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, hervorgeht, sind es in Deutschland so viele wie noch nie. Der Umfrage zufolge berücksichtigen 83 Prozent der institutionellen Investoren in ihren Anlageentscheidungen nachhaltige Kriterien. Das sind Umwelt (Environment), soziale Entwicklung (Social) und gute Unternehmensführung. Abgekürzt nach den englischen Begriffen spricht der Finanzmarkt von ESG-Kritierien.
Die Großanleger investierten primär aus Überzeugung nachhaltig, nennt Union Investment einen Grund für den Rekordwert in ihrer Investorenbefragung, die erstmals im Jahr 2010 durchgeführt wurde. In der Vergangenheit hätten die Großanleger dagegen ihre nachhaltigen Anlagen am häufigsten mit den regulatorischen Anforderungen begründet. In Bezug auf die Regulierung hätten auch professionelle Anleger noch Informationslücken und einen sehr unterschiedlichen Kenntnisstand, berichtet die Fonddsgesellschaft.
Derzeit muss sich die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, die DWS, mit Vorwürfen des Greenwashing auseinandersetzen. Anlageprodukte sollen grüner als tatsächlich vermarktet worden sein. Staatsanwaltschaft und Finanzaufsicht Bafin ermitteln wegen des Verdachts auf Kapitalanlagebetrug. Vorstandschef Asoka Wöhrmann trat nach einer Razzia vor wenigen Wochen zurück. Das Marketingrad, das die Finanzbranche und insbesondere die Fondsgesellschaften mit grünen Anlageprodukten drehen, ruft immer mehr Argwohn unter kritischen Anlegern hervor.
Auch die EU-Kommission tut sich mit der Festlegung nachhaltiger Kriterien schwer. So wurde Atomkraft als Übergangstechnologie und somit als nachhaltig eingestuft. In Frankreich wird dies begrüßt, in Deutschland aber abgelehnt. Das zeigt auch die Umfrage von Union Investment: 89 Prozent der institutionellen Anleger in Deutschland stufen sie als nicht nachhaltig ein.
Für die Nachhaltigkeitsstudie 2022 wurden im Auftrag der Fondsgesellschaft 203 institutionelle Investoren befragt. Der nun erreichte Höchststand im Anteil nachhaltig investierender Großanleger entspricht einem Anstieg von fünf Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zum Jahr 2018 ist der Anteil sogar um 18 Prozentpunkte gestiegen.
So viele Großanleger wie noch nie legen nachhaltig an - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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