von Trang Nguyen am 23.03.2022
EFAHRER.com/L. BrackE-Auto-Akku
Elektroautos stehen allgemein in der Kritik, dass durch sie viele Arbeitsplätze in der Automobilindustrie wegfallen. Die Unternehmensberatung McKinsey hat einen Fachbeitrag veröffentlicht, in dem sie dieser Kritik entgegen hält. Durch die Akku-Fertigung entstehe sogar eine Vielzahl von Jobs. Dabei rechnete McKinsey aus, wieviele Jobs pro Gigawattstunde Batterie-Kapazitäten pro Jahr entstehen.
Dass die Elektrifizierung des Straßentransports zu erheblichen Arbeitsplatzverlusten führt, wenn Auto-Hersteller und Zulieferer nicht rechtzeitig auf diese Umstellung reagieren, ist zwar durchaus möglich, doch die Arbeitsplätze werden nicht einfach obsolet. Die Unternehmensberatung McKinsey geht in einem aktuellen Fachbeitrag auf diesen Punkt ein und verdeutlicht gleichzeitig, welche Chancen entstehen, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und Gewinne zu erhöhen.
Unternehmen sollen nicht zu lange warten
Asiatische Anbieter wie CATL aus China und LG Energy Solutions aus Südkorea dominieren derzeit den Markt für Batterien für Elektroautos und arbeiten neben den asiatischen Autobauern auch eng mit westlichen Herstellern zusammen. Laut McKinsey ist die Wertschöpfungskette für Batterien in China, dem weltweit größten Markt für E-Fahrzeuge, und in Südkorea gut etabliert.
Die Unternehmensberatung sieht jedoch die größten Chancen für Europa und Nordamerika: Hier seien die Märkte noch relativ jung und unentwickelt, aber diese Gebiete gehören wahrscheinlich in Zukunft zu den Zentren eines nicht unerheblichen Wachstums bei Elektrofahrzeugen. Noch sei genug Zeit, um in den Konkurrenzkampf um die Herstellung von Batteriezellen einzusteigen, jedoch sollten Unternehmen nicht zu lange warten. Auf der Grundlage früherer Entwicklungen in vergleichbaren Branchen wie der Windturbinen-Herstellung und der Automobilzulieferer-Industrie werde sich der Markt auf etwa zehn bis 15 globale Zellhersteller konsolidieren, so McKinsey.
McKinsey prognostiziert starkes Wachstum des Batteriemarktes bis 2030
Laut der Prognose McKinseys werde der weltweite Markt für Batteriezellen bis 2030 im Durchschnitt um mehr als 20 Prozent pro Jahr wachsen und mindestens 360 Milliarden Dollar erreichen. Nicht unrealistisch sei auch ein Szenario, in dem sich der Markt beschleunigt und bis 2030 auf 410 Milliarden Dollar anwächst. Dieses Ziel könnte erreicht werden, wenn man sich die Photovoltaik- und Windkraftbranche als Vorbild nimmt und ähnliche Kostensenkungen für die Batterieproduktion erreicht. Dies würde laut der Prognose zu einer Wachstumsbeschleunigung des Marktes für Elektrofahrzeuge und dann durch den raschen Anstieg der Nachfrage zur Entwicklung zusätzlicher Kapazitäten entlang der gesamten Wertschöpfungskette führen.
Gigafactory-Kapazitäten steigen massiv an
Der Begriff der Gigafactory für große Zellfabriken hat sich seit der Einführung durch den Elektromobilhersteller Tesla etabliert. McKinsey sieht ein enormes Wachstum dieser Gigafactorys: Die typische Kapazität werde in Zukunft bei 30 bis 40 Gigawattstunden pro Jahr liegen. 2016 lag sie bei gerade einmal 2,5 GWh, 2019 wurden bereits 7 GWh produziert. Zielsetzungen für die Umsetzung in diesen Zellfabriken werden - so zeigen neue Pläne der Produzenten - immer größer. Bei der erst kürzlich eingeweihten deutschen Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin hat Elon Musk eine Batterieproduktion in einer Größe von 100 Gigawattstunden pro Jahr geplant, wobei zunächst einmal 50 Gigawattstunden beantragt wurden. Der derzeit größte Batteriehersteller der Welt CATL hat zum Ende des vorigen Jahres in einer neuen Fabrik mit der Produktion von 60 Gigawattstunden pro Jahr an Batteriezellen begonnen, später sind sogar 120 Gigawattstunden pro Jahr geplant.
TeslaSo soll Teslas neue Gigafactory in Gründheide aussehen. Es werden viele neue Jobs entstehen
Für die kommenden Jahre sehen die Unternehmensberater ein immensen Wachstum der Batteriebranche. Dieses Wachstum bringe auch Chancen für tausende neue Arbeitsplätze. McKinsey nennt dabei konkrete Zahlen: Durch die Analyse der Daten angekündigter Projekte rechnen sie je Gigawattstunde jährlicher Kapazität mit 80 neuen direkten Arbeitsstellen. Eine ähnlich große Anzahl von Arbeitsplätzen könnte indirekt durch Zulieferer, das Baugewerbe sowie durch den Lebensmittel- und Grundversorgungssektor geschaffen werden.
Laut einer Ende 2021 durch Morgan Stanley veröffentlichten Übersicht planen westliche Autohersteller wie beispielsweise GM, Stellantis und Ford gemeinsam mit ihren Partnern bis zum Jahr 2030 Batteriefabriken mit insgesamt 1,2 Terawattstunden pro Jahr.
Nimmt man die Arbeitsplatz-Prognose von McKinsey als Grundlage, würde dies bedeuten, dass dadurch rund 190.000 Jobs (direkt und indirekt) entstehen würden. Tesla hat sich als Ziel gesetzt bis 2030 in eigenen Gigafactorys insgesamt 3 TWh pro Jahr Batterie-Kapazität umzusetzen. Dies würde noch einmal 480.000 Arbeitsplätze schaffen.
Insgesamt hieße dies laut McKinsey-Rechnung, dass durch neue Projekte der westlichen Unternehmen in der Akku-Fertigung rund 700.000 direkte und indirekte Jobs geschaffen werden könnten.
Das könnte Sie auch interessieren: Second-Life von E-Auto-Akkus
Was passiert mit den alten Akkus aus Elektroautos? Die Ansätze und Ideen gehen von recyceln über schreddern bis hin zur Wiederverwendung an ganz anderer Stelle, beispielsweise, um ein Fußballstadion zu erleuchten. Lesen Sie hier, wie das neue Leben alter E-Auto-Akkus aussieht oder bald aussehen wird:
Wiederverwendung von alten E-Auto-Akkus: Stadionbeleuchtung, Haus-Stromspeicher
Wirtschafts-Experten verraten: So viele Jobs stecken in der Akku-Fertigung - EFAHRER.com
Read More
No comments:
Post a Comment