Stand: 30.01.2022 22:17 Uhr
Das Sturmtief "Nadia" hat in Norddeutschland am Wochenende für Tausende Polizei- und Feuerwehreinsätze gesorgt. Bäume kippten auf Häuser, Autos und Bahngleise. Strände wurden teilweise abgetragen, in Westmecklenburg waren zeitweise bis zu 12.000 Haushalte ohne Strom.
Bis zum Sonntagabend galt für die Ostseeküste um Rügen eine Sturmflutwarnung des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (NSH). Der Wasserstand sollte dort bis zu 1,20 Meter höher als der mittlere Wasserstand sein. In Wismar wurden Straßen in Hafennähe unter Wasser gesetzt. Auch andernorts an der Ostseeküste stiegen die Pegelstände um rund einen Meter höher als normal - etwa in Warnemünde, in Greifswald, in Koserow auf Usedom und Sassnitz auf Rügen. Über Schäden war zunächst nichts bekannt. Für die Kieler Bucht erwartete das BSH gegen Mitternacht Wasserstände bis 1,35 Meter.
Für die Lübecker Innenstadt und Travemünde sowie den Innenhafen von Flensburg wurde für den Abend ebenfalls vor Überflutungen gewarnt. Die Behörden forderten Bewohner daher auf, betroffene Gebiete zu meiden und nicht durch überflutete Straßen zu fahren.
Viele Unfälle und umstürzende Bäume
Bereits am Sonnabend und in der Nacht zu Sonntag hatte "Nadia" für erhebliche Schäden im ganzen Norden gesorgt. Allein im Bereich Oldenburg (Niedersachsen) zählte die Polizei insgesamt 19 Unfälle, drei Menschen wurden leicht verletzt. Insgesamt verzeichneten die Beamten rund 100 Einsätze wegen des Sturms. In Bunnen (Landkreis Cloppenburg) übersah eine 19-Jährige einen umgestürzten Baum. Sie fuhr dagegen und wurde leicht verletzt. In den Landkreisen Hildesheim und Goslar kippten Bäume direkt vor zwei Autos. Ein 64-Jähriger und eine 27-Jährige konnten nicht mehr rechtzeitig bremsen, blieben laut Polizei aber unverletzt. Im Landkreis Rotenburg (Wümme) stürzte ein Baum auf einen Zug - auch hier wurde niemand verletzt.
Sturmflut spült tonnenweise Sand ins Meer
Auf der Ostfriesischen Insel Langeoog wurde der Strand von der Sturmflut beschädigt. Es sei erneut viel Sand weggespült worden, so Bürgermeisterin Heike Horn. Für die Insel bestehe aber keine Gefahr. Erst vor zwei Jahren war der Strand dort für mehrere Hunderttausend Euro aufgespült worden. Auch auf Wangerooge wurden große Teile des Strands weggerissen. In Wilhelmshaven haben nach Angaben der Einsatzkräfte Deich und Deichtore gehalten. Lediglich ein Weg vor dem Deich sei komplett überschwemmt, hieß es.
Bahn: Massive Probleme im Regional- und Fernverkehr
Das Sturmfeld selbst zog laut Deutschem Wetterdienst (DWD) seit Sonntagvormittag langsam ab. Seine Unwetterwarnung für Norddeutschland hob der DWD daher am späten Vormittag auf. Am Samstagabend und in der Nacht zu Sonntag hatte "Nadia" dagegen fast überall im Norden für Probleme gesorgt. Unter anderem im Bahnverkehr: Die Deutsche Bahn stellte den Fernverkehr in Norddeutschland am Samstagabend vorübergehend komplett ein. Seit Sonntagmorgen hat sich die Lage laut Bahn nach und nach normalisiert, trotzdem kann es weiter im Regional- und Fernverkehr vereinzelt zu Behinderungen kommen. Die Bahn informiert auf ihrer Webseite über den aktuellen Stand.
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Hamburg: 750 Unwetter-Einsätze und Sturmflut an der Elbe
In Hamburg zählte die Polizei rund 300 Unwetter-Einsätze, die Feuerwehr sogar 450. Laut Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) war es in der Nacht im Hamburger Elbgebiet zu einer schweren Sturmflut gekommen. Der Fischmarkt in St. Pauli wurde am Wochenende gleich zweimal unter Wasser gesetzt. Zudem verkeilte sich am späten Samstagabend ein Baggerschiff unter den Elbbrücken. Wie die Polizei Hamburg mitteilte, mussten infolge der Havarie mehrere Brücken gesperrt werden - mit den entsprechenden Behinderungen für den Verkehr.
Manövrierunfähiger Frachter vor der ostfriesischen Küste
Eine weitere Havarie ereignete sich in Niedersachsen: Rund 30 Kilometer vor der ostfriesischen Küste trieb ein unbeladener Frachter mehrere Stunden im Meer. Die Maschine der 190 Meter langen "Vienna" sei zu schwach gewesen, bei Sturm und schwerer See zu manövrieren, hieß es vom Havariekommando in Cuxhaven. Daher wurden unter anderem Notschlepper zu dem Havaristen entsandt. Das Sturmtief habe den Einsatz erheblich erschwert: Auch am Sonntagmorgen seien die Wellen fünf bis sechs Meter hoch gewesen. Nach etwa sechs Stunden sei der Frachter gesichert gewesen, so ein Sprecher des Havariekommandos. Die 24 Crewmitglieder blieben unverletzt. Auch der Frachter wurde nicht beschädigt.
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Mehr als 2.000 Feuerwehr-Einsätze in Mecklenburg-Vorpommern
Das Sturmtief über der Nordsee bescherte auch Feuerwehr und Polizei in Mecklenburg-Vorpommern viel Arbeit. In Schwerin und Umgebung sei man zu knapp 200 Einsätzen ausgerückt, sagte ein Feuerwehrsprecher. Landesweit wurden sogar mehr als 2.000 Einsätze gezählt. In der Gemeinde Feldberger Seenlandschaft prallte ein 16 Jahre alter Motorradfahrer mit seinem Fahrzeug gegen einen umgestürzten Baum und wurde schwer verletzt. Wegen umgestürzter Strommasten waren in Westmecklenburg zeitweise bis zu 12.000 Haushalte ohne Strom.
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Schleswig-Holstein: 1.000 Einsätze und 127 km/h Windgeschwindigkeit
Die höchste Windgeschwindigkeit in Schleswig-Holstein maßen die Meteorologen auf Hallig Hooge (Kreis Nordfriesland): Dort habe "Nadia" bis zu 127 Kilometer pro Stunde erreicht, so der DWD. Die Feuerwehren mussten landesweit rund 1.000-mal ausrücken. Die meisten Einsätze wurden im Süden verzeichnet: Allein die Leitstelle Bad Oldesloe meldete bis zum Sonntagvormittag knapp 400 sturmbedingte Einsätze.
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Sturm über dem Norden - Viele Feuerwehreinsätze | NDR.de - Nachrichten - NDR.de
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