In Bayern und anderen Bundesländern mit niedriger Impfquote sterben derzeit im Verhältnis deutlich mehr Menschen an und mit Covid-19 als im besser durchgeimpften Norden Deutschlands. Das geht aus statistischen Analysen der Ludwig-Maximilians-Universität in München hervor. Grundlage sind die offiziellen Daten des Robert Koch-Instituts und der Gesundheitsbehörden.
Höchste Covid-Todesrate in Thüringen - vor Sachsen und Bayern
In Bayern sind demnach im Verhältnis zur Bevölkerung in den sieben Tagen bis 1. Dezember mehr als dreimal so viele Covid-Patienten gestorben wie in Bremen, dem Land mit der höchsten Impfquote. So gab es im Freistaat im genannten Zeitraum 3,9 Todesfälle pro 100.000 Einwohner, in Bremen 1,18. Die meisten Toten im Verhältnis zur Bevölkerungszahl zu beklagen hatten zuletzt Thüringen (7,88) und Sachsen (6,75). Bayern lag am Mittwoch auf Platz drei.
Bundesweit am besten steht derzeit Schleswig-Holstein mit lediglich 0,82 Toten pro 100 000 Einwohner da. Unterdurchschnittlich ist die Zahl der Covid-Toten auch in Hamburg oder in Niedersachsen, wo sehr viele Menschen gegen Corona geimpft sind. Nachzulesen sind alle Zahlen auf den "Corona Maps" des Instituts für Statistik an der LMU (externer Link). Die Zahlenverhältnisse differieren von Tag zu Tag etwas. Klar ist aber: Einhergehend mit dem rasanten Anstieg der Infektionszahlen hat sich bundesweit auch die Zahl der täglich gemeldeten Todesfälle in den vergangenen Wochen vervielfacht.
Absolute Zahlen: Bayern aktuell deutlich vorne
In absoluten Zahlen hat der Freistaat in den sieben Tagen bis 1. Dezember mehr an oder mit Covid-19 Verstorbene gemeldet als jedes andere Bundesland: 512. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen, das fast fünf Millionen mehr Einwohner als Bayern hat, waren es im gleichen Zeitraum 265 gemeldete Todesfälle.
Betrachtet man die gesamte Corona-Pandemie, weist laut der LMU-Statistik in Bayern der Landkreis Tirschenreuth die höchste Covid-Todesrate im Freistaat auf: 373,8 Todesfälle (an oder mit Covid-19 Verstorbene) pro 100.000 Einwohner. Es folgen Wunsiedel im Fichtelgebirge (290,4), Schwabach (287,4) und Hof Stadt (283,4). Zum Vergleich: Den bundesweit höchsten Wert hat demnach der sächsische Landkreis Görlitz (491,7 an oder mit Covid-19 Verstorbene pro 100.000 Einwohner). Den bundesweit niedrigsten Wert hat Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein mit 24,4.
Experte: Zusammenhang zwischen Impfquote und Sterblichkeit
Am Statistik-Institut der LMU dokumentiert und analysiert eine Covid-19 Datenanalysegruppe laufend Infektions-, Patienten- und Todesfallzahlen auf regionaler Basis. "Derzeit sehen wir in Bundesländern mit einer niedrigeren Impfquote im Moment tatsächlich die höchsten Anstiege in der Sterblichkeit", sagt Professor Göran Kauermann der Deutschen Presse-Agentur.
Das gilt nach Kauermanns Worten auch, wenn man nicht nur die nackten Todeszahlen ins Verhältnis zur Bevölkerung setzt, sondern die Unterschiede in der Bevölkerungsstruktur berücksichtigt. "Man muss sich altersspezifische Sterbezahlen anschauen, weil wir in verschiedenen Bundesländern eine ganz unterschiedliche Altersstruktur haben", sagt Kauermann. "Deswegen muss man das immer auf sogenannte standardisierte Mortalitäten herunterrechnen." So sind die Sachsen im Schnitt etwas älter als die Bayern.
Doch auch unter Berücksichtigung dieser Faktoren liegt nach Kauermanns Worten ein Zusammenhang zwischen niedriger Impfquote und höherer Sterblichkeit auf der Hand, auch wenn es keinen zweifelsfreien wissenschaftlichen Beweis gibt. Es gebe hinreichend Evidenz, die zeige, dass eine höhere Impfquote zu einer niedrigeren Hospitalisierungsrate und zu einer geringeren Belegung der Intensivstationen führe und sich dann eben auch auf die Sterbewahrscheinlichkeiten auswirke, sagt Kauermann. In Bayern waren am Mittwoch laut Impfdashboard des Bundes 66,9 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, in Bremen dagegen über 80 Prozent.
mit Informationen von dpa
Zuletzt überdurchschnittlich viele Corona-Tote in Bayern - BR24
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