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Tuesday, November 9, 2021

Viele Beschäftigte erkranken an einer Depression - HNA.de

Jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutschland hat laut einer Umfrage schon einmal die Diagnose Depression bekommen.

© Fabian Sommer/dpa/dpa-tmn

In Corona-Zeiten hat sich die Arbeit für viele Menschen verändert. Einige sehen sich durch Homeoffice belastet. Die Deutsche Stiftung Depressionshilfe hat einen Rat an Arbeitgeber und klärt über die Ursachen der Erkrankung auf.

Berlin - Jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutschland hat laut einer Umfrage schon einmal die Diagnose Depression bekommen. Weitere 19 Prozent glauben, schon einmal im Leben ohne entsprechenden Arztbefund daran erkrankt gewesen zu sein. Das geht aus dem Deutschland-Barometer Depression 2021 hervor, das nun veröffentlicht worden ist.

An der repräsentativen Befragung der Deutschen Stiftung Depressionshilfe nahmen im September rund 5300 Erwachsene bis 69 Jahre teil, darunter über 3800 Beschäftigte.

Es handle sich um hohe Zahlen, sagte der Vorstandschef der Stiftung, Ulrich Hegerl. „In der Gesamtbevölkerung ist es so, dass jedes Jahr in Deutschland etwa 8 Prozent der Erwachsenen unter einer behandlungsbedürftigen Depression leiden.“ Die Diagnose wird nach Stiftungsangaben gestellt, wenn über zwei Wochen hinweg oder länger mindestens zwei der drei Hauptsymptome (Verlust von Interesse und Freude, depressive Stimmung, Antriebsmangel) und zusätzlich mindestens zwei Nebensymptome vorliegen (darunter zum Beispiel Schlafstörungen, Suizidgedanken, Appetitminderung).

Unternehmen müssen reagieren

Wegen der Häufigkeit der Erkrankung sollten Unternehmen „dringend Basiswissen und auch Handlungskompetenz zu Depression und Suizidprävention aufbauen“, appellierte Hegerl. Es sei wichtig, dass Menschen rascher professionelle Hilfe bekommen, die sich noch zur Arbeit schleppten, aber ihre Leistung bei weitem nicht mehr erbringen könnten. Depression sei gut behandelbar, dies bleibe jedoch oft aus. Ein Großteil der Befragten gab an, am Arbeitsplatz nicht über die Depression zu sprechen. „Das ist etwas, was man in jedem einzelnen Fall sich gut überlegen muss“, sagte Hegerl.

Wie der AOK Bundesverband auf Anfrage mitteilte, haben vergangenes Jahr 2,2 Prozent der rund 14 Millionen erwerbstätigen AOK-Mitglieder die Diagnosen „Depressive Episode“ und „Rezidivierende depressive Störung“ bekommen. Verzeichnet sind für 2020 17,6 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage in dem Kontext.

Homeoffice-Auswirkungen

Die Corona-Maßnahmen der vergangenen sechs Monate hatten laut der Befragung der Stiftung insbesondere für Menschen in einer depressiven Phase negative Folgen, beispielsweise verschlechterten sich die Symptome - bis hin zu Suizidversuchen.

Zu den Homeoffice-Auswirkungen berichtete ein Drittel der 1123 Umfrageteilnehmer, die während der Pandemie überwiegend zu Hause waren, dass der Verzicht auf den Arbeitsplatz und den Umgang mit Kollegen sich negativ auf das psychische Befinden ausgewirkt habe. Jeder Zehnte berichtete, dies treffe sogar „sehr zu“.

Entscheidend ist die Veranlagung

Viele Befragte halten zwar die Belastung durch Arbeit oder Konflikte im Arbeitsumfeld für wichtige Ursachen von Depression. Die Bedeutung dieser Faktoren werde jedoch überschätzt, entscheidend sei die Veranlagung, machte Hegerl deutlich. Die Erkrankung habe nichts mit persönlichem Versagen zu tun oder damit, ob sich jemand gehen lässt.

Seit 2017 geht es im Deutschland-Barometer Depression regelmäßig um die psychische Verfassung im Land. Die Befragung wird von der Deutsche Bahn Stiftung gefördert.

Das Meinungsforschungsinstitut Ipsos stellt im Vorjahresvergleich einen Anstieg der Sorge um psychische Gesundheit fest, wie es in einer Mitteilung vom Dienstag zu einer Umfrage in 30 Ländern mit über 20 000 Befragten hieß. Knapp ein Drittel der deutschen Teilnehmer halte psychische Probleme für eines der beunruhigendsten gesundheitlichen Probleme im eigenen Land - diese kommen damit auf Rang zwei hinter Corona und vor Krebs. Die Ergebnisse legten nahe, dass das gesellschaftliche Bewusstsein für psychische Gesundheit zusehends wachse und vor allem unter jüngeren Generationen nicht mehr so stark stigmatisiert werde wie noch vor einigen Jahren, hieß es. dpa

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