Kurz vor der Wahl hat Fridays for Future für mehr Klimaschutz protestiert. Zehntausende sind durch Berlin gezogen, Greta Thunberg und Luisa Neubauer sprachen vorm Reichstagsgebäude.
Julius Geiler Christoph Kluge
Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer sprach vorm Reichstagsgebäude und richtete sich direkt an die beiden Kanzlerkandidaten. Foto: AFP
Zwei Tage vor der Bundestagswahl geht die Klimaschutzbewegung Fridays for Future am Freitag bundesweit noch einmal bei einem großangelegten Klimastreik auf die Straßen. Nach Angaben der vor allem von jungen Menschen getragenen Bewegung sind Demonstrationen in mehr als 400 Städten geplant. Im Mittelpunkt steht Berlin: Dort ist die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, die die globalen Fridays-for-Future-Aktionen maßgeblich inspirierte, dabei. Die Aktionen in Deutschland sind dabei erneut Teil eines globalen Klimastreiks der Bewegung. Es ist der insgesamt achte weltweite Aktionstag von Fridays for Future seit 2019. Wir begleiten den Klimastreik in Berlin in diesem Liveblog.
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Luisa Neubauer und Greta Thunberg kritisieren Bundesregierung
Klimaaktivistin
Luisa Neubauer hat bei der großen Fridays for Future Demonstration in Berlin
die Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD) für ihre Klimapolitik kritisiert. „Einen Sommer lang musste sich Olaf Scholz anhören, dass sein
durchgeknallter Plan Kohle bis 2038 laufen zu lassen, zum Scheitern verurteilt ist“ , sagte Neubauer am Freitag auf der Bühne vor dem Reichstagsgebäude. „Wir haben die Parteien dazu gezwungen, einen Sommer lang über Klimapolitik zu reden, obwohl ihre Programme dafür nicht ausreichen und das wissen sie auch selbst.
Kein Wunder, dass Sie dann lügen müssen, Herr Laschet.“
Vor ihr hatte auch die schwedische Initiatorin von Fridays for Future, Greta Thunberg, eine Rede gehalten und Deutschland als „einen der größten Klima-Bösewichte“
bezeichnet. „Deutschland ist der viertgrößte Kohlenstoffdioxid-Emittent in der
Geschichte, und das bei einer Bevölkerung von 80 Millionen Menschen“, sagte
Thunberg am Freitag vor dem Bundestag. „Deutschland ist objektiv gesehen einer
der größten Klima-Bösewichte.“
In ihrer Rede, die von Applaus und Zustimmung begleitet wurde, forderte sie
eine Veränderung des „Systems“. Man könne sich aus der Krise nicht
„herausinvestieren, bauen oder kaufen“ , so Thunberg. „Und je länger sie so tun,
als könnten wir die Krise innerhalb des heutigen Systems lösen, desto mehr Zeit
verlieren wir.“ (dpa)
Greta Thunberg und Luisa Neubauer im Interview
Zwei führende Figuren der Fridays-for-Future-Bewegung haben dem Tagesspiegel vor einigen Tagen ein Interview gegeben: Greta Thunberg und Luisa Neubauer, bekannteste Vertreterin der Bewegung in Deutschland, zeigen im Gespräch mit Ruth Ciesinger und Sinan Reçber ihre Maßnahmen gegen die Klimakrise auf und äußern sich auch zur deutschen Politik. "Wir werden immer noch politisch betrogen", sagt Thunberg und macht dabei auch Angela Merkel schwere Vorwürfe . Und auch das stellt sie klar: "Das ist dieses Missverständnis, alle Klimaaktivisten würden automatisch mit den Zielen der Grünen übereinstimmen." Neubauer allerdings ist Grünen-Mitglied.
Das ganze Interview gibt's bei Tagesspiegel Plus.
Klimastreik Bild: Christoph M. Kuge
Vergleichsweise wenig Beachtung findet das Camp der Hungerstreikenden am Rand des Spreebogenparks. Viele Menschen laufen vorbei und schauen. Manche machen schnell ein Foto. Aber nur sehr wenige suchen das Gespräch zu den Menschen im Camp. Die Gruppe wirkt isoliert.
Platz der Republik Bild: Christoph M. Kluge
Nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung leert sich der Platz der Republik schnell. Die Menschen laufen zum Hauptbahnhof oder zur U-Bahn.
Einige Leute sitzen noch in Kleingruppen herum oder nehmen Selfies auf. "Nehmt euren Müll mit!" , erinnert ein Mitorganisator durch die Lautsprecheranlage. Eine Ordner:in fordert die Verbliebenen zum Gehen auf.
Weg zum Hauptbahnhof Bild: Christoph M. Kluge
Linksradikaler Block am Kanzleramt
Antikapitalistischer Block Bild: Christoph M. Kluge
Auch kurz vor Ende der Veranstaltung sind noch nicht alle Demonstrant:innen eingetroffen. Linksradikale Gruppen, die mit einem "Antikapitalistischen Block " im hinteren Teil gelaufen waren, treffen am Bundeskanzleramt ein. Im Block waren mehrere Hundert Menschen.
Redner warnt vor einem Kanzler Laschet
Laschet-Ballon vor dem Bundestag
Auf der Bühne tritt die Rapperin Nura mit ihren Song "Niemals Stress mit Bullen" auf. Danach sagt sie:
"Geht am Sonntag wählen!" Sie selbst habe kein Wahlrecht, obwohl sie seit über 30 Jahren in Deutschland lebe, sagt die in Kuwait geborene Musikerin.
Über allem schwebt ein Ballon, der den CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet darstellen soll. Mit dem Ballon protestiert Campact gegen die Klimapolitik der Christdemokraten . Ein Redner warnt vor Armin Laschet und wirft ihm vor, als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen eine klimaschädliche Politik gemacht zu haben.
Schauspieler:innen und Kunstschaffende für das Klima
Nach einem Auftritt das Sängers Clueso sind jetzt mehrere Kunstschaffende und Schauspieler:innen auf der Bühne und fordern in dramatischen Appellen die Politik auf, gegen die Klimakrise intensiver vorzugehen. Zu der Gruppe gehören auch bekannte Fernseh-Gesichter wie die Schauspielerin Katja Riemann.
Bild: Julius Geiler
Wir haben aus der größten Klimakrise der Menschheit die größte Klimabewegung der Menschheit gemacht.
Luisa Neubauer
Konrad-Adenauer-Straße Bild: Christoph M. Kluge
Es kommen immer noch Demonstrierende durch die Konrad-Adenauer-Straße an. Auf der Bühne hat eben die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer gesprochen. Fridays for Future habe "Geschichte geschrieben" und "die größte Klimabewegung der Menschheit" geschaffen, sagte sie.
Keine Kinder kriegen wegen des Klimas
Diese Demonstrantin denkt darüber nach angesichts der sich verschärfenden Klimakrise „keine Kinder in die Welt zu setzen“ , wie sie erzählt.
Bild: Julius Geiler
Greta Thunberg spricht vor dem Bundestag
Greta Thunberg vor dem Bundestag Bild: Christoph M. Kluge
Greta Thunberg tritt vor dem Bundestag auf. "Es ist lange her, dass ich so viele Menschen gesehen habe", sagt sie. Viele Jugendliche strömen nach vorn zur Bühne . Die Menge hört leise zu. Zuschauer filmen mit Smartphones. "Wenn viele Menschen den Wandel fordern, wird der Wandel kommen" , sagt Thunberg.
Die Demospitze ist längst wieder am Bundestag angekommen. Aber der hintere Teil der Demo ist eben erst losgelaufen . Überall im Regierungsviertel sind Trommeln und Sprechchöre zu hören.
Unser Reporter Julius Geiler schildert hier im Facebook-Video seine Eindrücke von der Klimastreik-Demo in Berlin.
Kundgebung gestartet, Aufzug teilweise immer noch am Startpunkt
Mittlerweile hat auf der Wiese vor dem Reichstag die Abschlusskundgebung begonnen. Es sprechen Klima-Aktivist:innen aus der ganzen Bundesrepublik. Derweil befindet sich das Ende des Demo-Zuges immer noch an der selben Stelle am Bundestag . Das spricht für eine hohe Teilnehmerzahl, die über die 12.000 Menschen, die von der Polizei kommuniziert wurden, hinausgehen dürfte.
Bild: Julius Geiler
Demo in der Friedrichstraße - und ein markiges Transparent
Bahnhof Friedrichstraße Bild: Christoph M. Kluge
Mit Trommeln und Sprechchören zieht die Großdemo durch die Friedrichstraße und unter der Bahnhof hindurch. Auf dem Bahnsteig stehen Aktivist:innen mit einem Transparent, auf dem in Englisch steht: "Kämpft mit uns oder sterbt schuldig" .
Anwälte demonstrieren Klagebereitschaft
Lawyers for Future
Die Gruppe "Lawyers for Future" verkündet auf einem Transparent: "Wir klagen, bis ihr handelt".
Zirkusmusik für den Klimaschutz
Kapelle Circo Sollievo Bild: Christoph M. Kluge
Unter den Linden spielt eine Zirkus-Kapelle für die Demonstrierenden. Die Gruppe "Circo Sollievo" kommt aus Den Haag in den Niederlanden und war für eine Woche in Berlin. "Wir unterstützen das Anliegen der Demo", sagt ein Musiker.
Kilometerlanger Aufzug, mindestens 12.000 Teilnehmende
Während die Spitze des Aufzugs mit Greta Thunberg und Luisa Neubauer bald schon das Ende der Route am Bundestag erreichen dürfte, befinden sich dort immer noch Demonstranten auf der Wiese vor dem Reichstag , die noch gar nicht losgelaufen sind. Die Polizei spricht in einer ersten Prognose von mindestens 12.000 Teilnehmenden , die Zahl dürfte sich im Laufe des Tages noch erhöhen.
Bild: Julius Geiler
„Wir haben Angst!“
Sarah, 21, und Lennardt, 23, studieren beide und sind heute auf der Straße, weil sie „Angst haben“. Keines der Programme der zur Wahl stehenden Parteien am Sonntag sei ausreichend im Hinblick auf die Bekämpfung der Klimakrise, sagt Sarah. „Ich weiß einfach nicht, wie wir das schaffen sollen“, fügt Lennardt hinzu. Dennoch werden sie natürlich wählen gehen, Grüne und Linke bieten immerhin „die besten Ansätze“, meinen die Studierenden.
Sarah und Lennardt Bild: Julius Geiler
Teilnehmerfeld gemischt, Junge dominieren
Übrigens kamen hier einige Einträge im Blog etwas langsam an - auch das ist typisch für den Klimastreik: Mit dem Netz gibt es manchmal Probleme. Diese Beobachtung von Julius Geiler reichen wir gern nach: Auf der Wiese vor dem deutschen Parlament findet man Demonstranten aller Altersklassen . Viele Eltern sind mit ihren Kindern gekommen, aber auch ältere Generationen bis hin zu Großeltern sind vertreten. Eindeutig dominierend ist aber vor allem eine hohe Anzahl an sehr jungen Teilnehmenden , darunter viele Schulklassen, die sich gemeinsam von unterschiedlichen Schulen in Berlin auf den Weg nach Mitte gemacht haben.
Bild: Julius Geiler
Demo zieht durch Mitte - Sprechchöre gegen Kohleindustrie
Großdemo in der Dorotheenstraße Bild: Christoph M. Kluge
Die große Demonstration zieht durch die Dorotheenstraße. Teilnehmende rufen Parolen-Klassiker wie: "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut" . Aber einige Gruppen von Schüler:innen geben auch aufwendig einstudierte Sprechchöre gegen die Kohleindustrie zum Besten.
Fahne von Extinction Rebellion Bild: Christoph M. Kluge
Politische Organisationen nehmen mit eigenen Blöcken an der Demo teil. Zum Beispiel die Nichtregierungsorganisationen Greenpeace, Campact und BUND sowie das Protestnetzwerk Extinction Rebellion.
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