Stand: 26.09.2021 16:54 Uhr
David Schröder ist 31 Jahre alt und hat zum ersten Mal gewählt. Ihm ist die politische Selbstbestimmung wichtig. Er wünscht sich eine bessere Bezahlung für Behinderte in Werkstätten. Er ist einer von 85.000 inklusiven Erstwählern in ganz Deutschland.
"Du darfst hier zwei Kreuze setzen." - "Und wenn ich eines mehr machen würde, dann wäre es ungültig?" - "Genau. Dann können wir die Stimme nicht werten." Aufmerksam lauscht David Schröder den Anweisungen der Wahlhelferin. Es ist sein erster Gang zur Urne. Sein erstes Kreuz überhaupt - im Alter von 31 Jahren. David gilt als schwerbehindert. Er hat einen Grad der Behinderung von 50. Lesen fällt ihm manchmal schwer. Jetzt ist auch noch Superwahljahr - als wäre eine Wahl nicht schon kompliziert genug. Doch David geht zielstrebig in die Wahlkabine.
1.600 Erstwähler zusätzlich
Er ist einer von 85.000 Menschen in ganz Deutschland, die heute zum ersten Mal wählen dürfen. Seit 2019 gilt das inklusive Wahlrecht, das auch Menschen einschließt, die in rechtlicher Vollbetreuung stehen. Für Mecklenburg-Vorpommern sind das etwa 1.600 Erstwähler in dieser Kategorie. Sie wollen jetzt endlich auch mitbestimmen. David zum Beispiel arbeitet in einer DRK-Werkstatt in Rostock und wünscht sich, dass der Mindestlohn angepasst wird. Seiner Meinung nach ist es vor allem die Linke, die ihn hier vertritt.
Wahlprüfsteine von der Lebenshilfe
David arbeitet in einem sogenannten "arbeiterähnlichen Verhältnis". Nach aktueller Gesetzeslage steht ihm kein Mindestlohn zu. Das Thema Arbeit gehört unter anderem zu den Themen der Wahlprüfsteine der Bundesvereinigung der Lebenshilfe. Die Prüfsteine sollen in einfacher Sprache die verschiedenen Aspekte zum Thema Wahl näherbringen - beispielsweise Wohnen, Familie oder Pflege.
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Wahlprogramme angeguckt
Susanne Krone ist Leiterin der Wohnstätte der Lebenshilfe in Rostock und hat David auf die Wahl vorbereitet: "Angefangen haben wir natürlich mit der Frage: Was ist eine Partei? Dann haben wir uns die Wahlprogramme angeguckt und überprüft, wo da so Berührungspunkte zur behinderten Lebensrealität sind. Wir haben Fragen erarbeitet und dann sogar Politiker aus verschiedenen Parteien eingeladen."
"Ein gutes Gefühl"
Das hat anscheinend gut funktioniert. Denn schon nach zwei Minuten raschelt es in der Wahlkabine und David tritt mit einem stolzen Lächeln hervor. In der Hand: die geknickten Wahlzettel. Die wirft er rasch in den Schlitz. Dann ist es vollbracht: "Kompliziert war es nicht. Es ist ein gutes Gefühl, das man jetzt selbst mitentscheiden kann. Ich bin gespannt, was bei der Wahl rauskommt, wenn alles ausgezählt ist." Zufrieden verlässt er das Wahllokal - seine erste politische Teilhabe liegt hinter ihm.
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Viele behinderte Menschen in MV wählen zum ersten Mal - NDR.de
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