Stand: 05.09.2021 21:15 Uhr
Die GDL wird ihre dritte Streikwelle wohl wie geplant durchziehen. Damit werden auch am Montag noch viele Züge ausfallen. Weiterhin gilt ein Notfahrplan, der nach Angaben der Bahn auch gut funktioniert.
Trotz wachsender Kritik am Streik der GDL gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Lokführergewerkschaft einlenkt. Auch am Montag werden damit viele Züge ausfallen. Enden soll die mittlerweile dritte Streikrunde im laufenden Tarifkonflikt in der Nacht auf Dienstag um 2 Uhr.
Erstmals war auch ein Wochenende von den Streiks betroffen - und damit die Tage, an denen normalerweise besonders viele Menschen mit Fernverkehrszügen unterwegs sind. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag fielen nach Angaben der Bahn rund 70 Prozent der Züge im Fernverkehr aus.
Notfahrplan läuft stabil
Im Regionalverkehr standen 60 Prozent still - allerdings mir großen regionalen Unterschieden. So waren etwa ostdeutsche Bundesländer stärker betroffen als westdeutsche, unter anderem, weil im Westen noch relativ viele Lokführer arbeiten, die verbeamtet sind und nicht streiken dürfen.
Die Bahn hat für alle fünf Tage des Streiks einen Notfahrplan erarbeitet, der nach ihren Angaben bislang auch stabil lief. Trotzdem ruft sie weiterhin dazu auf, nicht unbedingt notwendige Reisen bis nach Ende des Streiks zu verschieben. Bereits gekaufte Tickets können - bis auf wenige Ausnahmen - zurückgegeben oder flexibel genutzt werden.
Bahn: Von 9760 Streikenden sind 7000 Lokführer
Die GDL fordert 3,2 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 28 Monaten sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro. Zum Streikauftakt hatte die Bahn ein verbessertes Angebot vorgelegt. Der Konzern stellt etwa eine Corona-Prämie für 2021 von bis zu 600 Euro in Aussicht sowie eine Tarifvertrags-Laufzeit von 36 Monaten. Die Löhne sollen in zwei Stufen um 3,2 Prozent steigen. GDL-Chef Claus Weselsky hatte dies abgelehnt.
In dem Streit geht es auch um die Frage, für wen der Tarifvertrag gelten soll. Hier konkurriert die Lokführergewerkschaft GDL mit der deutlich größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). 2014/2015 war es der GDL nach Streiks gelungen, auch für Zugbegleiter einen Abschluss auszuhandeln. In der laufenden Tarifrunde will sie für weitere Berufsgruppen verhandeln, etwa für Werkstattbeschäftigte, Angestellte in der Verwaltung oder der Bahn-Infrastruktur und den Stellwerken.
Die Bahn lehnt das ab. Sie geht davon aus, dass die GDL in den Infrastrukturbetrieben kaum Mitglieder hat. Entsprechend betonte eine Bahnsprecherin auch, dass sich kaum Beschäftigte aus diesen Bereichen am Streik beteiligt hätten. Von den 9760 Beschäftigten, die sich seit Beginn des Streiks am Mittwochnachmittag bis einschließlich Sonntagmorgen an dem Arbeitskampf beteiligt hätten, seien rund 7000 Lokführerinnen und Lokführer gewesen, so die Sprecherin. Die zweitstärkste Berufsgruppe im Streik ist in der Regel das Bordpersonal, also Zugbegleiter oder Beschäftigte in den Bordbistros.
Kritik an der GDL vom DGB
Kritik zog sich die GDL am Wochenende auch vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) zu. "Was wir kritisch sehen, ist, dass hier eine Berufsgruppe wie die Lokführer ihre partikularen Interessen gegen das Gesamtinteresse aller anderen Bahn-Beschäftigten durchsetzt", sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann der "Rheinischen Post".
Statt um Löhne und Arbeitsbedingungen gehe es GDL-Chef Weselsky im "Kern" darum, seine Gewerkschaft "zu erhalten und ihren Einflussbereich zu vergrößern, um auf diese Weise mehr Mitglieder zu gewinnen". Bisher sei die GDL nur in 16 der insgesamt mehr als 300 Bahn-Betriebe in der Lage, Tarifverträge auszuhandeln. Für alle anderen sei die größere Verkehrsgewerkschaft EVG zuständig. Diese gehört zum DGB, die GDL gehört zum Deutschen Beamtenbund (dbb).
Weselsky hatte diesen Vorwurf bereits mehrfach zurückgewiesen und sah sich auch durch die Gerichtsentscheidung vom Freitag bestärkt. "Wir sind sehr erleichtert, dass wir Recht bekommen haben in einem gerechten Arbeitskampf", sagte Weselsky. Er sei stolz darauf, dass die Mitglieder durchhalten. Die Ziele der GDL seien rechtmäßig. Das gelte auch für die Forderung, Tarifverträge nicht nur für Lokführer und Zugbegleiter abzuschließen, sondern auch für Mitarbeiter in Stellwerken, Werkstätten und der Verwaltung.
Bahnstreik: Auch am Montag fallen viele Züge aus - tagesschau.de
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