Mit dem Abzug der Truppen aus Kabul haben die USA ihre diplomatische Präsenz in Afghanistan beendet. Man habe die diplomatischen Aktivitäten in die qatarische Hauptstadt Doha verlegt, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Montagabend. „Angesichts der unsicheren Sicherheitslage und der politischen Situation in Afghanistan war dies ein umsichtiger Schritt.“
Eine neue diplomatische Mission habe nun begonnen. Von Doha aus wolle man konsularische Angelegenheiten regeln, aber auch humanitäre Hilfe verwalten und die Zusammenarbeiten mit den Verbündeten organisieren. „Wir wollen unsere unnachgiebigen Bemühungen fortsetzen, Amerikanern, Ausländern und Afghanen, zu helfen, Afghanistan zu verlassen, wenn sie sich dafür entscheiden“, sagte Blinken.
Mehr als 100 Amerikaner weiterhin in Afghanistan
Nach Angaben von US-Außenminister befinden sich noch mehr als 100 Amerikaner in Afghanistan, die das Land verlassen wollen. Man gehe davon aus, dass ihre Zahl „unter 200, wahrscheinlich näher an 100“ liege, sagte Blinken. Die US-Regierung wolle auch US-Staatsbürgern helfen, die familiäre Wurzeln in Afghanistan hätten und sich womöglich erst später für eine Ausreise entscheiden würden. „Wir werden ihnen helfen, auszureisen.“
Mit dem Abzug der letzten US-Soldaten vom Flughafen Kabul hatten die Vereinigten Staaten zuvor den Militäreinsatz in Afghanistan nach fast 20 Jahren beendet. Alle US-Truppen hätten das Land verlassen, verkündete General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, am Montag Washingtoner Zeit im Pentagon. Damit endete auch die militärische Mission zur Evakuierung von US-Bürgern, Verbündeten und schutzbedürftigen Afghanen.
Blinken sagte, man habe sich intensiv um die Evakuierung von Afghanen bemüht, die mit den USA zusammengearbeitet hatten. „Wir haben viele herausgeholt, aber viele sind noch dort.“ Man werde weiter daran arbeiten, ihnen zu helfen. „Unsere Verpflichtung ihnen gegenüber hat keine Frist.“ Blinken betonte, die Taliban hätten zugesagt, Afghanen ausreisen zu lassen, „einschließlich jener, die für die Amerikaner gearbeitet haben“.
Eine Regierung unter Führung der Taliban in Afghanistan muss sich laut Blinken internationale Legitimität und Unterstützung verdienen. „Die Taliban können das tun“, sagte Blinken. Sie müssten dafür ihre Zusagen zur Reisefreiheit einhalten, Grundrechte respektieren und eine inklusive Regierung bilden. Sie dürften außerdem Terroristen keine Zuflucht gewähren und keine Racheaktionen gegen ihre Kontrahenten ausüben.
Blinken kündigte an, die USA würden weiterhin humanitäre Hilfe für die Afghanen leisten. Diese Hilfe werde aber nicht über die Taliban-Regierung erfolgen, sondern über unabhängige Organisationen wie die Vereinten Nationen oder Hilfsorganisationen. „Wir erwarten, dass diese Bemühungen nicht durch die Taliban behindert werden.“
„Wir haben viele herausgeholt, aber viele sind noch dort“ - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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