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Wednesday, August 4, 2021

Viele Wähler schon festgelegt | Cicero Online - Cicero Online

Schon Mitte August beginnen mit dem Start der Briefwahl die Bundestagswahlen. Wahrscheinlich wird fast jeder zweite Wähler von der Möglichkeit der Briefwahl Gebrauch machen. Über 80 Prozent der Briefwähler wollen frühestmöglich abstimmen. Das bedeutet, dass bereits Ende August – vier Wochen vor dem tatsächlichen Wahltag – viele Wählerinnen und Wähler ihre Entscheidung schon endgültig getroffen haben.

Aber auch diejenigen, die ihre Briefwahlstimme später abgeben oder erst am Wahltag im Wahllokal abstimmen, sind sich ihrer Wahlabsicht oft schon sehr gewiss. Inzwischen sind sich etwa zwei Drittel der späteren Wähler sicher, dass sich ihre aktuelle Wahlabsicht nicht mehr ändern wird.

Es gibt zwar Unterschiede je nach Anhängerschaft, aber im Prinzip sind viele schon festgelegt. Oft findet der Austausch dann innerhalb der eher rechten oder eher linken Wählerschaften statt. Neben der aktuellen Sonntagsfrage erheben wir regelmäßig, wie sicher sich die Befragten in ihrer Wahlabsicht sind und welche weiteren Parteien sie alternativ wählen würden. Mit unserer Potentialanalyse blickt man hinter die Sonntagsfrage und sieht auch, woher die möglichen Stimmen kämen, die die Parteien und Kandidaten noch gewinnen könnten.

Befragung im INSA Meinungstrend vom 30. Juli bis 2. August 2021
Befragung im INSA-Meinungstrend vom 30. Juli bis 2. August 2021 / INSA

Viele Wähler geben an, von Umfragewerten beeinflusst zu werden

Wir wissen, dass es aus ganz unterschiedlichen Gründen auf der „Zielgerade“ unerwartete Trendwenden geben kann. Themen können an Bedeutung gewinnen oder verlieren, was den Parteien entsprechend der ihnen unterstellten Kompetenzerwartung nutzen oder schaden kann. Spitzenpolitiker können in einem besseren oder einem schlechteren Licht erscheinen. Und auch die Umfragelage hat Einfluss auf das Wahlverhalten. So sagte jeder vierte Wähler bei unserer Nachwahlbefragung in Sachsen-Anhalt, dass Umfragen seine Wahlabsicht beeinflusst hätten. Unter den Unionswählern sagten das sogar über 40 Prozent. 
 
Das ändert nichts am Wahrheitsgehalt des Satzes, dass erst mit der Schließung der Wahllokale eine Wahl wirklich beendet ist. Und natürlich wird man am Wahlabend des 26. September die Wahlgewinner und die Wahlverlierer kennen. Wir werden die Balken der Gewinne und der Verluste sehen. Wer aber am Ende in dem Sinne Wahlsieger ist, dass er in Zukunft die Bundesregierung führen oder zumindest mitregieren wird, kann sich noch lange hinziehen.

Derzeit sieht es so aus, als ob für parlamentarische Mehrheiten drei Fraktionen benötigt werden. Das macht es wahrscheinlich, dass nicht nur Parteien, die im Vergleich zur Wahl vor vier Jahren Zugewinne erzielt haben, sondern auch solche, die Verluste hinnehmen mussten, für die Regierungsbildung gebraucht werden. Wichtiger als die reine Stärke der einzelnen Parteien könnte werden, welche Konstellationen, Personen und Inhalte am Ende besser zusammenpassen.

Richtungswahl 2021

Auch wenn bisher bei fast jeder Bundestagswahl behauptet wurde, diese sei eine ganz besonders wichtige, eine Richtungswahl, hier gehe es um das Wohl und Wehe des ganzen Landes: Bei der Bundestagswahl 2021, bei der erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik ein amtierender Kanzler bzw. eine amtierende Kanzlerin nicht mehr antritt, könnte wirklich eine solche Richtungswahl stattfinden. Dem sollten sich alle Wahlberechtigten bewusst sein. Denn egal, ob sie an der Wahl teilnehmen oder ihr fernbleiben: Sie können damit die Wahl entscheiden. Auch Nicht-Wähler beeinflussen die Wahl, weil sie das Gewicht der Stimmen der tatsächlichen Wähler verstärken.

Es mag sein, dass sich der Wahlkampf bis zum Wahltag wie im Schlafwagen anfühlt. Das Erwachen kommt aber mit Sicherheit danach. Fast jeder Fünfte rechnet unseren Erhebungen zufolge bei der Bundestagswahl mit Wahlbetrug. Wer aber nicht an der Wahl teilnimmt, betrügt sich selbst um seine Stimme. Es würde mich freuen, wenn sich all jene täuschten, die mit einer niedrigen Wahlbeteiligung rechnen.

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