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Tuesday, June 1, 2021

Verärgerung über viele Schaulustige bei Unfällen auf der A 81 - Ludwigsburger Kreiszeitung

Möglingen/Korntal-Münchingen. Front und Heck der Autos sind völlig eingedellt, Reifen aufgerissen, Teile liegen weit verstreut auf dem Asphalt, nachdem ein Van in ein Pannenfahrzeug auf der mittleren Spur in Fahrtrichtung Leonberg geknallt war – der Unfall auf der A81 am Freitagnachmittag auf Höhe des Möglinger Wasserturms war heftig. Und spektakulär – mit entsprechenden Folgen.

Denn angesichts des schönen, warmen Wetters waren ohnehin schon einige Spaziergänger auf den Feldwegen dort unterwegs, zudem schienen manche extra in die Nähe zu spazieren, um etwa von einer Anhöhe aus einen besseren Blick auf die Unfallstelle und den Rettungshubschrauber zu erhaschen – trotz Sichtschutz. Aber auch auf den Spuren in Fahrtrichtung Ludwigsburg stockte der Verkehr, einige Autoinsassen zückten sichtbar ihre Handys, um Bilder zu machen. Ein Schaulustiger habe gar versucht, ein Foto von einem der Verletzten zu machen, ehe er vom stellvertretenden Möglinger Feuerwehrkommandanten erwischt wurde, wie dieser gegenüber einem professionellen Fotografen angab. „Sofort versuchte er, den Mann zu schnappen und das Handy mit Hilfe der Polizei zu kontrollieren, doch der Mann hat das Bild schon gelöscht“, so Simon Adomat, der ähnliche Erlebnisse aus seiner täglichen Praxis kennt.

Rettungskräfte wurden, anders als es das bei früheren Unfällen immer wieder gibt, zwar keine behindert. Aber: „Die ganzen Leute, die zugeschaut haben, hätten lieber helfen sollen“, sagte Maverick Schmelzer von der Feuerwehr Korntal, der zufällig vor Ort war und Erste Hilfe leistete.

„Grenzwertige“ Erlebnisse

Auch sein Kommandant, Jürgen Hieber, kennt solche Geschichten. Die Korntal-Münchinger Wehr wurde am Samstag auf die Autobahn gerufen, nachdem es kurz vor 15 Uhr in Fahrtrichtung Heilbronn zu einem Auffahrunfall zwischen drei Fahrzeugen gekommen war, bei dem ein Mensch leicht verletzt wurde. Auch da gab es – im Gegensatz zur mal wieder fehlenden Rettungsgasse, die das Durchkommen erschwerte („Die Menschen sind unbelehrbar“) – zwar keine Behinderungen durch Spaziergänger. „Aber das ist trotzdem grenzwertig“, berichtet er von Erlebnissen, in denen wie bei dem Unfall bei Möglingen versucht wurde, Verletzte zu fotografieren oder filmen – was übrigens auch als Straftat und mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden kann.

Eine umgehende Handhabe gegen ein solches und immer stärker um sich greifendes Tun – oder die von der Gegenspur aus gaffenden und damit behindernden Fahrer, wie das auch am Samstag geschehen sei – haben er und seine Kameraden freilich nicht. „Wir haben schlichtweg keine Zeit, um belehrend auf die Leute einzuwirken“, sagt Hieber. „Und das ist auch nicht unsere Aufgabe“.

Wohl aber die der Polizei. Deren Beamte waren bei dem schweren Unfall bei Möglingen zwar durchaus auf den Feldwegen im Einsatz, und sprachen unter anderem jenen Mann an, der offenbar Verletzte filmte, wie auf einem Video von Fotograf Adomat zu sehen ist. Doch hauptsächlich gehe es darum, zu schauen, dass die Rettungsarbeiten nicht behindert werden, so Polizeisprecher Peter Widenhorn. Wohl auch deshalb, weil die Neugierigen zumindest dieses Mal Abstand hielten, sind laut Widenhorn im Einsatzprotokoll keine entsprechenden Vorkommnisse oder Anzeigen vermerkt. Vielmehr wurden die Menschen nur weggeschickt.

Nach mehr als drei Stunden sei dann am Freitagabend auch der Einsatz der Feuerwehr beendet gewesen und die Autobahn Richtung Süden wieder freigegeben, so Adomat. „Das Problem mit den Gaffern wird man aber so schnell nicht mehr los.“

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