Stand: 04.06.2021 13:37 Uhr
Wie hoch wird die Inflation in diesem Jahr noch steigen? Einer Umfrage des ifo-Instituts zufolge haben zahlreiche deutsche Betriebe vor, die Preise in den kommenden Wochen anzuheben.
Laut einer Studie des Münchener ifo-Instituts planen viele Unternehmen in Deutschland Preiserhöhungen. "Viele Unternehmen geben Preiserhöhungen auf der Beschaffungsseite weiter", sagte ifo-Experte Klaus Wohlrabe anlässlich einer Konjunkturumfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts. "Zudem gibt es teilweise Nachholeffekte aufgrund früherer Preissenkungen während der Coronakrise." Die starken Preissteigerungen bei vielen Rohstoffen zögen sich quer durch die gesamte Wirtschaft, so Wohlrabe.
Großhandel an erster Stelle
Insbesondere der Großhandel steht demnach vor einer Welle von Preiserhöhungen. Der Umfrage zufolge stieg die Prozentzahl der Unternehmen, die sie anheben wollen - abzüglich jener, die sie senken wollen - auf 65 Punkte, im April waren es 54 Zähler. In der Industrie legte der Wert von 32 auf 37 Punkte zu, auf dem Bau sogar von zwölf auf 32 Punkte.
"Auch im Einzelhandel und den Dienstleistern sind Höchstwerte nicht mehr weit entfernt", so das Institut. Es gebe nur noch wenige Branchen, in denen keine Preiserhöhungen vorgesehen seien.
Tanken deutlich teurer
Bereits jetzt ist der Preisauftrieb bei einigen Produkten sehr deutlich spürbar. Beispielsweise sind viele Baumaterialien wie Holz zuletzt deutlich teurer geworden. Auch die Preise an den Tankstellen sind auf dem Weg nach oben. Laut dem ADAC sind die Benzinpreise im Mai auf den höchsten Stand seit zwei Jahren gestiegen. Der Dieselpreis war zuletzt so hoch wie seit November 2018 nicht mehr. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent legte zuletzt bis auf 71,99 Dollar zu und damit auf den höchsten Stand seit Mai 2019.
Die Inflationsrate erreichte im Mai mit 2,5 Prozent den höchsten Wert seit fast zehn Jahren. Experten halten für möglich, dass in der zweiten Jahreshälfte sogar zeitweise eine Vier vor dem Komma stehen könnte. Dies hängt auch damit zusammen, dass 2020 die Mehrwertsteuer temporär auf 16 Prozent gesenkt worden war. Deswegen gehen Experten der Europäische Zentralbank davon aus, dass sich der Preisauftrieb im kommenden Jahr wieder abschwächt.
Schreckgespenst Lohn-Preis-Spirale
Ob die höhere Inflationsraten von Dauer sind, dürfte entscheidend davon abhängen, inwieweit die derzeit hohe Nachfrage weiterhin mit knappen Kapazitäten zusammenfällt - und wie stark die Löhne beziehungsweise Personalkosten der Unternehmen zulegen. Denn die Preise für Vorprodukte sind nur ein Kostenfaktor der Firmen.
Manch Beobachter fühlen sich derzeit an die 1970er-Jahre erinnert. Damals hat ein dramatischer Preisschock an den Ölmärkten eine sogenannte Lohn-Preis-Spirale in Gang gebracht. Steigende Preise hatten zu höheren Lohnforderungen und Löhnen geführt. Dies hatte zu weiteren Preiserhöhungen geführt. Erst ein beherztes Eingreifen großer internationaler Notenbanken mit Zinserhöhungen beendete den starken Preisauftrieb. So hob der damalige US-Notenbankchef Paul Volcker den Leitzins Anfang der 1980-er Jahre auf 15 Prozent an.
Steigende Inflation: Viele Firmen wollen Preise erhöhen | tagesschau.de - tagesschau.de
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