Die meisten Kindergärten in Rheinland-Pfalz sind nach Ansicht der Gewerkschaft GEW unzureichend auf die neuen Anforderungen vorbereitet. Viele Einrichtungen wissen der Umfrage zufolge noch immer nicht, wie viel Personal ihnen künftig zur Verfügung stehen wird. Der GEW-Landesverband befürchtet, dass in den Kitas deshalb Chaos droht.
Ab Juli Rechtsanspruch auf täglich sieben Stunden Betreuung
Ab Juli besteht in rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten ein Rechtsanspruch, dass Kinder dort sieben Stunden durchgehend betreut werden und auch ein Mittagessen bekommen. Zugleich werden die Personalschlüssel neu berechnet. Das bedeutet, dass einigen Einrichtungen mehr Personal zur Verfügung steht als bisher, anderen dagegen weniger.
"Kitas werden Eltern und Kinder enttäuschen müssen"
"Viele Einrichtungen werden Eltern und Kinder, die ihre Bedarfe anmelden, erst einmal enttäuschen müssen", sagte Gewerkschaftssekretär Ingo Klein. Das habe die Umfrage ergeben, an der sich mehr als 1.200 Beschäftigte und Kita-Leiterinnen im Land beteiligt hätten. Demnach könnten die meisten Kitas den neuen Betreuungsanspruch zunächst nicht erfüllen. In vielen Kitas fehlten dafür Personal sowie Schlaf- und Speiseräume.
Schlechte Stimmung bei Kita-Personal
Nach Ansicht der GEW Rheinland-Pfalz zeigen die Ergebnisse der Umfrage, dass die Stimmung in den rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten schlecht ist. Über 80 Prozent der Umfrage-Teilnehmer seien überzeugt, dass sie unter den aktuellen Rahmenbedingungen keine Arbeit leisten könnten, die ihren eigenen qualitativen Ansprüchen genüge.
95 Prozent der Kita-Beschäftigen beklagen geringe Wertschätzung
Knapp zwei Drittel der Einrichtungen kennen der Umfrage zufolge ihre neue Betriebserlaubnis noch immer nicht oder seit weniger als einem Monat. "Für eine verantwortungsvolle und solide Planung in den Kindertagesstätten ist das deutlich zu spät", bemängelte Klein. Mehr als die Hälfte der Leitungskräfte beklagt demnach, dass sie bei der Bedarfsplanung nicht die von der Landesregierung versprochene fachliche Unterstützung erhalten haben.
Landesregierung bestätigt fehlende Betriebserlaubnis bei Kitas
Anfang der Woche hatte die Landesregierung eingeräumt, dass die Neuregelung der Kindergarten-Finanzierung in den Kommunen noch nicht abgeschlossen sei und dass einige Kitas noch keine Betriebserlaubnis hätten. Unklar ist demnach auch, welchen Eigenanteil an den Kosten freie Träger künftig zahlen müssen. Nach der 2019 beschlossenen Gesetzesreform entscheidet künftig nicht mehr die Zahl der Kindergarten-Gruppen, sondern die Anzahl der betreuten Kinder maßgeblich über die Höhe der zugewiesenen Landesmittel.
Ministerium will Kita-Personal auch aus anderen Fachbereichen
Auch das rheinland-pfälzische Bildungsministerium sieht mit der Neufassung des Kita-Gesetzes einen erhöhten Personalbedarf und will, dass mehr Personal angestellt wird - allerdings auch aus anderen Fachgebieten. Nach Angaben von Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) könnten bis zu 30 Prozent andere Fachkräfte - etwa Musiker oder Schreiner - in den Kitas arbeiten, um den Übergang zu erleichtern.
GEW: Viele Kitas in Rheinland-Pfalz können neue Aufgaben nicht erfüllen - SWR
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