Stand: 30.06.2021 16:10 Uhr
Organisierte Partyreisen nach Mallorca sind beliebt - vor allem bei Teenagern. Und seit sie wieder möglich sind, ist die Inzidenz deutlich angestiegen. Die Behörden bemühen sich nun, den Schaden zu begrenzen.
Von Reinhard Spiegelhauer, ARD-Studio Madrid
Auf Mallorca sitzen rund 250 Teenager in einem Quarantänehotel fest - ein Viertel von ihnen ist positiv getestet worden. Diejenigen, bei denen ein erster Test negativ ausgefallen ist, haben den Sinn der Quarantäne offenbar nicht verstanden. "Wir sind negativ, wir wollen raus", skandieren sie von den Hotelbalkonen: "Uns ist langweilig, wir können nichts machen, wir sitzen hier was ab, das wir nicht verdient haben", sagt ein Schüler.
Einige Eltern haben Anwälte engagiert, um ihre, wie sie es nennen, entführten Kinder zu befreien. Der für die Kontrolle von Infektionskrankheiten zuständige Amtsarzt, Javier Arranz, findet, die Eltern sollten auf dem Teppich bleiben: "Dass die Betroffenen in ein anderes Hotel ziehen mussten - das ist halt eine Quarantäne. Klar, dass das niemandem gefällt. Aber hier geht es um allgemeinen Gesundheitsschutz."
Inzidenz steigt deutlich
Und im Übrigen kenne man das jetzt alles schon ein Jahr lang, man habe die Maßnahmen nicht gestern erfunden, meint Arranz. Die Sieben-Tage-Inzidenz auf Mallorca ist in den vergangenen Tagen deutlich angestiegen und liegt jetzt bei über 50. Das liegt nicht zuletzt an den Schülerinnen und Schülern vom Festland, die auf der Insel positiv getestet worden sind.
"Mit Quarantäne - und wenn wir die Nachverfolgung hier auf der Insel schnell hinbekommen - kann die Inzidenz auch rasch wieder runter gehen", sagt Arranz. Aber: Das Ganze könnte auch nur das Vorspiel für eine neue Corona-Ausbreitung auf der Insel sein, warnt der Amtsarzt. Die Inselregierung will jetzt mehr Polizei einsetzen, um Strandpartys zu verhindern. Und ab sofort werden auch junge Leute bis 29 Jahre geimpft.
Viele Rückkehrer positiv
Auch diejenigen, die von den ausgelassenen Abschlussfahrten schon aufs Festland zurückgekommen sind, machen Schlagzeilen: In Madrid alleine sind inzwischen 500 Rückkehrer positiv getestet worden. Rund 30 Prozent davon haben die gefährliche Delta-Variante, bestätigte die Regionalregierung dem ARD-Studio Madrid. Vor wenigen Tagen noch hatte die Zentralregierung behauptet, in Spanien gebe es nur einen kleinen Delta-Anteil von etwa fünf Prozent. Allerdings ist in Spanien zuletzt wenig sequenziert worden, und es gibt einen deutlichen Meldeverzug.
Auf der Insel sei es zugegangen, als ob es gar kein Covid gäbe, sagt eine Behördensprecherin. Und Fernando Simon, Chefberater der Regierung für Corona, erklärt: Die Situation auf Mallorca sei der perfekte Nährboden für das Virus gewesen: "Mehrere Ursprungsorte, Leute aus Gegenden mit hoher Inzidenz, Veranstaltungen ohne vernünftige Kontrollen".
Hohe Strafen angedroht
Gegen den Veranstalter eines Konzertes in der Stierkampfarena von Palma und gegen die Verantwortlichen von neun Hotels wird ermittelt, weil Corona-Regeln nicht eingehalten worden sein sollen. Es drohen Strafen in Höhe von bis zu 600.000 Euro. Auch in ganz Spanien zieht die Inzidenz nach den Superspreader-Abschlussfahrten wieder an. Sie liegt bei über 50, bei den 20- bis 25-Jährigen mehr als doppelt so hoch.
Auch junge Leute kämen ins Krankenhaus, sagt Simon: "Es kann sein, dass einige sterben", sagt er. "Aber nur sehr wenige." Was eigentlich eine gute Nachricht sein soll, klingt doch ziemlich makaber. Ganz besonders, nachdem sich der Zustand eines 18-Jährigen, der sich auf Mallorca ansteckte, so verschlechtert hat, dass er auf die Intensivstation verlegt werden musste.
Folge von Abschlussfahrten: Viele Schüler auf Mallorca infiziert | tagesschau.de - tagesschau.de
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