Berlin. Zum internationalen Tag des Kindes am 1. Juni fordern Diabetes-Organisationen gesundheitsbezogenes Personal und eine bundeseinheitliche Gesundheitsförderung an Schulen und KiTas. Aufgrund von Defiziten würden Kinder mit Typ-1-Diabetes in vielen Einrichtungen unzureichend betreut und häufiger sogar vom Regelschulbesuch ausgeschlossen, kritisieren in einer gemeinsamen Mitteilung die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie (AGPD) der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), die gemeinnützige Gesundheitsorganisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und die Selbsthilfeorganisation Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M).
Die Organisationen fordern ein bundesweites Gesetz und konkrete Finanzierungsmöglichkeiten, um das Recht chronisch kranker Kinder und Jugendlicher auf uneingeschränkte Teilhabe an Bildung umzusetzen sowie die Gesundheit aller Heranwachsenden zu fördern.
Erst Zwölfjährige können Typ-1-Diabetes selbst managen
Kinder mit Diabetes sind normal leistungsfähig und belastbar, betonen die Diabetes-Verbände. Dennoch benötigen Betroffene – je jünger desto mehr – kompetente Unterstützung im Umgang mit der Insulintherapie und der Kontrolle der Stoffwechsellage in der Schule oder Kindertageseinrichtung (KiTa). Denn sie können das komplexe Management der Erkrankung erst etwa ab dem 12. Lebensjahr verstehen und selbst übernehmen.
„Der Rechtsanspruch für Unterstützungsleistungen, um eine angemessene Schulbildung zu sichern, ist unbestritten und ergibt sich ganz klar aus dem Grundgesetz sowie der UN-Menschenrechtskonvention“, wird Karina Boß vom diabetesDE-Vorstand in der Mitteilung zitiert. „Die konkrete Umsetzung in KiTa und Grundschule ist aber nach wie vor in hohem Maße defizitär“, so die Diabetesberaterin und Medizinpädagogin.
Sie fügt hinzu: „Nach wie vor gibt es keine bundeseinheitliche Regelung, welche eine passende Versorgung verlässlich sicherstellt.“ Zudem überschneiden sich die Zuständigkeitsbereiche bei Kindertageseinrichtungen beziehungsweise Schulen, Krankenkassen, Gesundheits-, Sozial-, Schul- und Jugendämtern.
Ruf nach bundeseinheitlichen Regelungen
„Häufig verzweifeln Eltern an den Ablehnungen dieser Institutionen, da sie jeweils auf die anderen verweisen“, berichtet Norbert Kuster, Vorsitzender des Landesverbandes NRW der DDH-M. Zwar haben einige Bundesländer Modellvorhaben wie „Diabetes in Schule und KiTa“ auf den Weg gebracht. „Wir fordern jedoch eine bundesweite einheitliche gesetzliche Regelung zur Gesundheitsfürsorge von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes in KiTa und Schule“, ergänzt AGPD-Sprecher Privatdozent Dr. Thomas Kapellen.
„Dazu gehört auch, die Betreuungspersonen der jeweiligen Kinder in den Bildungseinrichtungen unter Einbindung der Behandelnden und Erziehungsberechtigten entsprechend fortzubilden. Denn nur so können sie die jungen Betroffenen bei der Therapie begleiten und unterstützen“, betont der Diabetologe und Chefarzt der MEDIAN Kinderklinik „Am Nicolausholz“ in Bad Kösen.
Darüber hinaus fordern die Organisationen für alle Kinder und Jugendliche strukturierte Gesundheitsförderungsmaßnahmen an Bildungseinrichtungen bundeseinheitlich etabliert werden. Denn 13 Prozent der Kinder hierzulande haben Übergewicht, mehr als sechs Prozent sogar Adipositas. Dies kann die spätere Entstehung eines Typ-2-Diabetes fördern.
„Aus unserer Sicht müssen Konzepte zur Gesundheitsförderung in Schulen Verhaltens- und Verhältnisprävention beinhalten“, mahnen die Verbandsvertreter. Sie sprechen sich für die Aufnahme von Themen zur Prävention und Gesundheitsförderung in den Rahmenlehrplan aller Schulen, den Zugang zu kostenfreien Trinkwasserspendern sowie kostenfreie und niederschwellige Sportangebote an Schulen für alle Kinder und Jugendlichen aus. (eb/eis)
„Viele Schulen und Kitas lehnen Kinder mit Diabetes ab“ - Ärzte Zeitung
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