Nicht nur in Deutschland kam es am 1. Mai vielerorts zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten. In Frankreich sind bei Demonstrationen für mehr soziale Gerechtigkeit zahlreiche Menschen festgenommen worden. Nach Polizeiangaben versuchten Anhänger des linksextremen »Schwarzen Blocks«, den Protestmarsch der Gewerkschaften durch die französische Hauptstadt zu blockieren. 34 Menschen wurden demnach festgenommen, die Polizei setzte Tränengas ein. Insgesamt seien 56 Personen vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen worden, davon 46 in Paris, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP.
Demonstranten schlugen die Scheiben von Bankfilialen ein, setzten Mülleimer in Brand und bewarfen Polizisten mit Wurfgeschossen. Die Polizei war in Paris mit 5000 Kräften im Einsatz. Auch in zahlreichen anderen Städten des Landes gab es Demonstrationen. Nach Angaben des Gewerkschaftsbunds CGT sind mehr als 170.000 Menschen auf die Straße gegangen, davon 25.000 in Paris. Das französische Innenministerium sprach von mehr als 106.000 Teilnehmern, davon 17.000 in Paris. Die Umzüge verliefen größtenteils friedlich.
Zahlreiche Festnahmen in der Türkei
In der Türkei gingen zahlreiche Demonstranten am 1. Mai trotz eines landesweiten Lockdowns auf die Straße, Behörden nahmen Medienberichten zufolge Dutzende Demonstranten fest. Wie »Cumhuriyet« und andere Zeitungen berichteten, riegelte die Polizei in der Metropole Istanbul Straßen, die zum zentralen Taksim-Platz führen, mit gepanzerten Fahrzeugen ab.
Als Demonstranten dennoch versuchten, zum Platz zu marschieren, sei es zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Rund 100 Menschen seien festgenommen worden, berichtete das Blatt. Die regierungskritische Anwaltsvereinigung CHD sprach von mehr als 230 Festnahmen in Istanbul.
Polizei hindert Journalisten am Filmen der Proteste
Nach Angabe der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu hatte die Polizei zuvor Gewerkschaftsvertretern und Oppositionspolitikern gestattet, mit Masken und Transparenten am Taksim-Platz zusammenzukommen, Erklärungen abzugeben und begleitet von einer starken Polizeipräsenz einen Kranz niederzulegen. Der Platz hat für die 1.-Mai-Feierlichkeiten in der Türkei eine besondere Bedeutung, im Jahr 1977 eröffneten dort Heckenschützen am 1. Mai das Feuer auf eine Demonstration mit rund 500.000 Teilnehmern. Mindestens 34 Menschen starben. Bis heute ist unklar, wer die Täter waren.
In Ankara und anderen Städten habe die Polizei einige Journalisten daran gehindert, Proteste zu filmen, berichteten der Fernsehsender »Yol TV« und die Dachorganisation linker Arbeitergewerkschaften Disk auf Twitter. Zur Eindämmung der hohen Corona-Fallzahlen hatte in der Türkei am Donnerstag ein landesweiter Lockdown begonnen. Die Menschen dürfen bis zum 17. Mai nur noch aus triftigen Gründen wie etwa zum Einkaufen auf die Straße.
Belgische Polizei löst illegale Corona-Demonstration auf
In der belgischen Hauptstadt Brüssel löste die Polizei eine nicht genehmigte Demonstration von mehreren hundert Jugendlichen in einem Park gewaltsam auf. Die Beamten setzten Wasserwerfer und Tränengas gegen die Demonstranten ein, die sich trotz eines Verbots versammelt hatten. Vor einem Monat hatte es einen ähnlichen Party-Protest in dem Park mit rund 2000 Teilnehmern gegeben, bei der Auflösung der Veranstaltung waren mehrere Menschen verletzt worden.
Ministerpräsident Alexander de Croo hatte im Vorfeld des 1. Mai davor gewarnt, an dem sogenannten Boum-2-Protest teilzunehmen, der über das Internet organisiert wurde. Schon zu Beginn säumten hunderte Polizisten den Park, über Lautsprecher wurden die Teilnehmer aufgefordert, Abstand zu halten und Masken zu tragen. Wenig später wurde unter anderem Feuerwerk in Richtung der Beamten abgefeuert. Wegen der Corona-Pandemie sind in Belgien seit Oktober Bars und Restaurants geschlossen. Ab dem 8. Mai darf die Außengastronomie wieder öffnen.
1. Mai in Europa: Krawalle in Paris, viele Festnahmen in Istanbul - DER SPIEGEL
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