Nur knapp ein Viertel der Beschäftigten kann sich am Arbeitsplatz auf das Coronavirus testen lassen. Das geht aus einer Untersuchung des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hervor.
Die Umfrage ist nicht repräsentativ, erlaube aber "aufgrund der hohen Fallzahlen" detaillierte Einblicke in die Arbeitsbedingungen, heißt es von den Studienmacher*innen. So geben konkret 23 Prozent der befragten Beschäftigten für die 2. Märzhälfte an, dass alle Präsenzbeschäftigten in ihrem Betrieb schon mindestens einmal pro Woche einen Schnelltest machen können.
Mehrheit berichtet, es gebe keine Schnelltests
17 Prozent gaben an, dass der Arbeitgeber Schnelltests zwar angekündigt, aber noch nicht umgesetzt hat. Und: Die Mehrheit sagt, dass es weder Schnelltests gibt noch diese angekündigt worden sind.
Elke Ahlers vom WSI-Institut der Boeckler-Stiftung kritisiert: Das Testen in den Betrieben laufe nur schleppend an. Es sei das eingetreten, "was zu befürchten war", sagt Ahlers. Die versprochene breitflächige Umsetzung von Schnelltests in den Betrieben sei bis jetzt "nicht zufriedenstellend umgesetzt worden".
(imago / Metodi Popow)BDA-Hauptgeschäftsführer Kampeter - "Die Wirtschaft testet"
BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter sprach sich gegen Produktionseinschränkungen im Rahmen eines Lockdowns aus. In Betrieben werde großflächig gegen Corona getestet. "Die Wirtschaft hat keinen Mangel an Enthusiasmus, die Politik möglicherweise einen Mangel an Wahrnehmung", sagte Kampeter.
Bund und Länder hatten bei der letzten Konferenz keine Testpflicht für Unternehmen und ihre Beschäftigten beschlossen. Eine Selbstverpflichtung der Wirtschaftsverbände sollte erstmal reichen, damit Beschäftigte, die nicht zuhause arbeiten können, mindestens einmal sich testen lassen können.
Strenger haben es bisher die Bundesländer Sachsen und Berlin geregelt. Über die Länderverordnungen müssen Unternehmen ihren Beschäftigten Tests anbieten, wenn diese in die Firma müssen. Zumindest in Berlin aber klagt mittlerweile ein Unternehmer dagegen.
Für Elke Ahlers aber geht es nicht anders als über eine Testpflicht. "Wir sehen, dass wir eine Freiwilligkeit bis jetzt nicht zielführend war." Sie fordert eine verbindliche Testpflicht. Der Gesetzgeber solle dies regeln. Lieferschwierigkeiten und Beschaffungsprobleme
Doch genau gegen diese Testpflicht wehren sich die Spitzenverbände der Wirtschaft und versuchen, mit eigenen Zahlen dagegenzuhalten: Von einem "erfolgreichen Start der Coronatests in Betrieben" ist die Rede, die Wirtschaft liefere, heißt es im eigenen Sachstandsbericht. So würden zwischen 80 und 90 Prozent der deutschen Unternehmen testen oder würden den Teststart unmittelbar vorbereiten.
So steht es auch in einem Brief der Spitzenverbände BDA, BDI, DIHK und ZDH an die Bundeskanzlerin. Man wolle, so heißt es weiter, nicht verschweigen, dass es auch Herausforderungen gebe. Dazu zählten Lieferschwierigkeiten und Beschaffungsprobleme, aufwändige Organisation der Tests in Betrieben sowie eine zögerliche Annahme des Testangebots bei Beschäftigten und zusätzlich rechtliche Unsicherheiten.
Eine Differenzierung, wie viele Unternehmen Stand heute bereits ein Testangebot ihren Beschäftigten tatsächlich machen und wie viele noch in der Planungsphase sich befinden, gibt es allerdings nicht.
Wirtschaft und die Schnelltests - Viele Arbeitnehmer vermissen Tests in ihrem Betrieb - Deutschlandfunk
Read More
No comments:
Post a Comment