Die Ausgangssperre ist umstritten, doch nun ist sie auch in Bremen Realität. Wen betrifft die Maßnahme der Notbremse eigentlich? Wie viele Menschen bewegen sich normalerweise nachts, wenn keine Ausgangssperre ist?
Eine Auswertung des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Humboldt Universität liefern einige Anhaltspunkte. Die Forschergruppe hat dabei anhand von Standortdaten die täglichen Bewegungen in den einzelnen Bundesländern ermittelt. Die Berechnungen beruhen auf Handydaten der Firma Teralytics: Eine Bewegung wird dann gezählt, wenn ein Handy die Funkzelle wechselt.
In Bremen gab es im März täglich durchschnittlich 500.000 solcher Bewegungen. Auf die Stunden der nun beschlossenen Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr entfielen dabei nur 40.700 Bewegungen, was gut acht Prozent der gesamten Mobilität des Tages entspricht.
Betrachtet man nur den Straßenverkehr, zeigt sich ein ähnliches Bild. Das Amt für Straßen und Verkehr überwacht den Verkehr in Bremen mithilfe von Hunderten Messstellen, die die Fahrzeuge zählen. Eine der meistfrequentierten Stellen ist etwa die B6 in Höhe Stephanibrücke. In der Kalenderwoche 14 fuhren an dem Messpunkt werktäglich im Schnitt mehr als 35.000 Fahrzeuge vorbei. Auf die Nachtstunden entfielen dabei nur knapp sechs Prozent, was 2100 Fahrzeugen entspricht.
Ähnlich sieht es auch auf anderen Straßen in Bremen aus: In der Martinistraße beträgt der Anteil 6,3 Prozent, auf der Zufahrt zur A281 liegen die Nachtfahrten bei 5,8 Prozent. In Sebaldsbrück ist der Nacht-Anteil am gesamten Verkehrsaufkommen mit 8,7 Prozent etwas höher, vermutlich wegen der vielen Menschen, die zur Arbeit im Daimler-Werk fahren.
Deutlich wird die geringe nächtliche Mobilität auch in der Obernstraße. Wegen der Schließung von Gastronomie und Einzelhandel ist dort tagsüber ohnehin schon wenig los. Die Sensoren der Datenfirma Hystreet maßen in der Kalenderwoche 15 am Tag durchschnittlich 6780 Passanten. Nur 122 Menschen waren dabei in der Zeit von 22 bis 5 Uhr auf der Oberstraße unterwegs.
Schon vor der Ausgangssperre war nachts also sehr wenig los in Bremen. „Zu beachten ist, dass bei einer Ausgangssperre nicht 100 Prozent der Bewegungen im Zeitraum der Sperre wegfallen“, schreiben die Forscher des RKI und der Humboldt Universität in ihrem Bericht. Zudem gebe es vermutlich Ausweicheffekte, indem etwa einzelne Trips auf den Zeitraum außerhalb der Ausgangssperre verlagert werden. Aktualisierte Daten werden künftig zeigen, ob die neuen Maßnahmen die Mobilität der Menschen noch einmal senken konnten.
Wie viele Menschen die Ausgangssperre in Bremen betrifft - WESER-KURIER
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