Bönen – Liebe gibt es natürlich auch in der Pandemie. Doch wenn es darum geht, das Ganze verbindlich zu machen, dann wollen die Bönener offenbar lieber warten, bis sie ihr Glück mit Freunden, Verwandten, Nachbarn und Kollegen teilen können. So traten im vergangenen Jahr nur zwei Paare vor den Traualtar in den evangelischen Kirchen in der Gemeinde.
Angemeldet hatten sich dabei bei Pfarrer Detlef Belter und seinen Kollegen Joachim Zierke und Thomas Melloh zuvor 16 Paare, 14 haben die Feier abgesagt. Ein Paar musste die Hochzeit sogar zwei Tage vor dem geplanten Termin platzen lassen, weil der Bräutigam aufgrund eines Corona-Falles in seinem näheren Umfeld unter Quarantäne gestellt wurde. „Das ist natürlich besonders traurig, wenn man alles geplant und sich darauf eingestellt hat“, fühlt Thomas Melloh mit den Betroffenen.
Zwar durften zwischen den beiden Lockdowns im Frühjahr und im Herbst/Winter generell Gottesdienste gefeiert werden, allerdings nur mit wenigen Besuchern sowie mit einigen Auflagen. „Das Problem war für die meisten aber wahrscheinlich die anschließende Feier“, vermuten Melloh und Belter. Die soll für die meisten schließlich größer ausfallen, mit vielen Gästen, Musik, Tanz und einem gemeinsamen Festmahl im passenden Umfeld – also mit allem, was in Pandemiezeiten eher nicht angesagt ist.
Gaststätten und Restaurants sind geschlossen
Und auch in diesem Jahr sind die Heiratswilligen zurückhaltend. Bei Pfarrer Melloh haben sich bislang fünf Brautpaare gemeldet, für eines soll der große Tag bereits in diesem Monat sein. „Bisher haben sie sich aber noch nicht wieder gemeldet. Ich gehe fast davon aus, dass die Trauung nicht stattfinden wird“, so der Pastor. „Wir hatten bisher acht Anmeldungen, drei Termine wurden wieder abgesagt“, erzählt sein Kollege Detlef Belter.
Dabei waren die Trauungen mit ihm oder Joachim Zierke fast allesamt erst im zweiten Halbjahr geplant. Ganz offenbar machen sich die Bönener aber wenig Hoffnung darauf, dass im Sommer wieder richtig gefeiert werden darf, im großen Rahmen und zum Beispiel in einer Gaststätte oder einem Restaurant. „Die meisten wollen einfach warten, bis das wieder möglich ist“, hat Detlef Belter erfahren. Viele würden aber zumindest standesamtlich heiraten.
Das bestätigen die Zahlen aus dem Bönener Rathaus. Demnach gaben sich 2020 immerhin 64 Paare das Ja-Wort vor den Standesbeamten der Gemeinde, zehn weniger als im Jahr zuvor, 2018 gab es 76 Eheschließungen in Bönen. Für dieses Jahr liegen im Standesamt indes bisher nur fünf Anmeldungen vor.
In den drei katholischen Kirchen der Pfarrei Sankt Barbara Bönen-Heeren wollten sich im vergangenen Jahr ursprünglich fast 40 Frauen und Männer trauen lassen. Am Ende tauschte gerade mal ein frischgebackenes Ehepaar die Ringe – und das war im Januar, Wochen, bevor die Pandemie die Gemeinde erreicht hat. Alle anderen angehenden Eheleute haben abgesagt.
Familien sind auch bei Taufen zurückhaltend
„Einige, die 2020 heiraten wollten, haben den Termin gleich ins Jahr 2022 verschoben“, erzählt Pfarrer Benno Heimbrodt. In diesem Jahr sollte er bisher 18 Paare das heilige Sakrament der Ehe spenden, vier haben die Anmeldung wieder zurückgezogen. Sie wollten im April und Mai heiraten. „Ich denke, da werden noch mehr Trauungen abgesagt“, befürchtet Heimbrodt. Die stärksten „Hochzeitsmonate“ lägen erfahrungsgemäß im Sommer, zwischen Mai und August. „Ich glaube aber nicht, dass wir im Juni oder Juli mit 50 bis 60 Leuten feiern können“, teilt er die Bedenken der Brautleute.
Ähnlich wie bei den Trauungen sieht es bei den Taufen aus. „Auch dabei halten sich die Leute zurück“, schildert Heimbrodt. Zwar gab es 2020 einige Taufen in der Bönener Sankt-Bonifatius-, der Christ-König- oder der Herz-Jesu-Kirche in Heeren, doch waren es weniger als in den Jahren zuvor. „Wir feiern die Taufen nach der Messe und nehmen jetzt auch nur ein Kind oder zwei Kinder jeweils dafür an“, beschreibt der katholische Pfarrer. Möglich sei das in einem überschaubaren Rahmen mit zehn bis zwölf Angehörigen. Doch eine Taufe ist eben gleichfalls ein Grund, sich an langen Tischen mit der Familie, Paten und engen Freunden zusammenzusetzen. Und darauf, dass das wieder machbar ist, wollen viele lieber warten.
„Da wir zurzeit überhaupt keine Gottesdienste feiern, gibt es bei uns auch keine Taufen“, erklärt hingegen Thomas Melloh von der Evangelischen Kirchengemeinde. Im vergangenen Jahr konnten der Pfarrer und seine Kollegen dennoch einige neue, junge Gemeindemitglieder segnen. „Statt im normalen Gottesdienst haben wir die Kinder dann in einem reinen Taufgottesdienst getauft, an dem nur die Familie teilgenommen hat“, berichtet Detlef Belter. Aber auch er hat festgestellt, dass viele Eltern diesen wichtigen Termin lieber verschieben – auf Zeiten, in denen Glückwünsche mit einer festen Umarmung einhergehen.
Viele Brautpaare in Bönen verschieben ihre Hochzeit aufgrund der Corona-Pandemie - Westfälischer Anzeiger
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