Stand: 23.04.2021 13:27 Uhr
Es sind die schwersten Zusammenstöße zwischen der israelischen Polizei und Palästinensern seit Jahren: Die Polizei hatte einen Aufmarsch rechtsextremer Juden geschützt - diese riefen Hassparolen.
Schon seit Tagen geraten palästinensische Einwohner aus dem Osttteil Jerusalems und Israelis aneinander - die Lage ist während des Fastenmonats Ramadan meist besonders angespannt. In der vergangenen Nacht dann eskalierte die Situation, es kam zu den schwersten gewalttätigen Konfrontationen seit Jahren. Auslöser war ein Aufmarsch rechtsextremer Juden am Zugang zur Altstadt von Jerusalem.
Mehrere hundert Polizisten waren dort, um diesen Aufmarsch der jüdisch-rechtsextremen Organisation Lahava abzuschirmen. Die Polizei bezeichnete dies als Schutz der "Meinungs- und Kundgebungsfreiheit". Nach Angaben von Augenzeugen riefen Lahava-Mitglieder "Tod den Arabern!" Das führte zu Konfrontationen mit Palästinensern, die nach dem nächtlichen Gebet zum Fastenmonat Ramadan vom Tempelberg zurückkamen.
Stimmung durch Videos angeheizt
Die palästinensische Hilfsorganisation Roter Halbmond teilte mit, bei den Zusammenstößen zwischen israelischen Polizeieinheiten und den meist jugendlichen palästinensischen Demonstranten seien mehr als 100 Menschen verletzt worden. Nach Angaben des Roten Halbmonds wurden rund 20 Verletzte ins Krankenhaus gebracht. Die israelische Polizei verzeichnete in ihren eigenen Reihen bei den Zusammenstößen ebenfalls rund 20 Verletzte. 44 Menschen wurden nach ihren Angaben festgenommen.
Die Polizei setzte am Damaskus-Tor und in den umliegenden Vierteln Wasserwerfer, Blendgranaten und Kavallerie ein. Auch sperrte die Polizei einige Bereiche der Altstadt ab. Schon in der Nacht zum Mittwoch hatte es Auseinandersetzungen gegeben, nachdem im Internet verschiedene Videos aufgetaucht waren: Auf einigen war zu sehen, wie Palästinenser und Journalisten in der Jerusalemer Altstadt belästigt wurden. Jüdische Jugendliche riefen demnach auch dort: "Tod den Arabern!" Ein anderes Video zeigt, wie ein Palästinenser einen ultra-orthodoxen Juden in einem Nahverkehrszug ohrfeigt.
Seit Beginn des Ramadans kommt es in Jerusalem fast jede Nacht zu Auseinandersetzungen. Die Spannungen begannen, als die Polizei Barrikaden vor dem Damaskustor in der Altstadt errichtete, wo sich muslimische Gläubige traditionell zum abendlichen Essen verabreden. Die Polizei bereitet sich auf weitere Unruhen vor Beginn der muslimischen Freitagsgebete vor.
Vereinte Nationen mit Appell
Die Vereinten Nationen haben inzwischen Israel aufgefordert, die Teilnahme der palästinensischen Einwohner Jerusalems an den Wahlen in den Palästinensergebieten in rund einem Monat zu gewährleisten. Ein Teil der Wahlberechtigten soll in israelischen Postämtern abstimmen - die israelische Regierung hat diesem Plan weder zugestimmt noch ihn offiziell abgelehnt.
Israel hat den besetzten Ostteil Jerusalems annektiert und beansprucht die gesamte Stadt als Hauptstadt. Die Palästinenser wollen Ost-Jerusalem zur Hauptstadt eines eigenen, souveränen Staates machen.
Mit Informationen von Tim Aßmann, ARD-Studio in Tel Aviv
Krawalle in Jerusalem: Viele Festnahmen, mehr als 100 Verletzte | tagesschau.de - tagesschau.de
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