Düsseldorf Die Rekordjagd am deutschen Aktienmarkt geht weiter. Vormittags erreicht der Dax mit 15.104 Punkten eine neue Rekordmarke. Derzeit liegt der Leitindex 0,4 Prozent im Plus bei 15.088 Zählern.
Die Entwicklung am heutigen Vormittagshandel war ein klassischer „Squeeze Out“, ein fulminanter Kurssprung ohne fundamentale Änderungen. Innerhalb von rund 30 Minuten stieg die Frankfurter Benchmark um mehr als 70 Punkte. Dieser Kurssorung lässt sich vor allem mit dem hohen Absicherungsverhalten der Profis und der Privatanleger erklären.
Denn sowohl die Profis an der Terminbörse Eurex als auch die Privatanleger am Stuttgarter Handelsplatz Euwax hatten vor Handelsbeginn extrem viele Put-Produkte in ihren Depots. Damit wollen sie vermutlich ihre Buchgewinne absichern. Doch als der Dax plötzlich stieg, mussten sie damit beginnen, diese gehebelten Derivate zu verkaufen, damit die Verluste nicht ausufern.
Der gestrige Handelstag war ein konstruktives Kräftesammeln mit Kursen rund um die Marke von 15.000 Punkten. Letztendlich beendete das deutsche Börsenbarometer die Sitzung unverändert bei 15.008 Zählern.
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Saisonale Gründe signalisierten bereits vor dem Handelsstart deutliche Kursgewinnen. Seit Wochenbeginn läuft die Oster-Rally, die bereits in den beiden vergangenen Jahren für höhere Notierungen sorgte. So stieg der Dax 2020 in diesen beiden verkürzten Handelswochen um rund sechs Prozent – es waren die bislang besten Osterwochen in der Index-Historie. Auch im Jahr 2019 lag der Zuwachs in diesem Zeitraum bei mehr als 2,5 Prozent.
Und bei solch einer Rally ragt nach einer Untersuchung der Bank HSBC vor allem der Gründonnerstag heraus. An diesem Tag war in der Vergangenheit das Pluszeichen am höchsten.
Getreu dem Motto der Friedensbewegung „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“ lässt sich derzeit formulieren: Der Dax erreicht ein Rekordhoch und kaum einer ist beteiligt. Das legen zumindest die Anlegerumfragen nahe.
Laut der Handelsblattumfrage Dax-Sentiment haben vermutlich viele Privatanleger die falschen Aktien im Depot. Und die neue wöchentliche Erhebung der Börse Frankfurt unter mittelfristig agierenden Privatanlegern und Profis zeigt: Viele Akteure warten auf einen deutlichen Rücksetzer, um einigermaßen günstig die verpassten Käufe nachholen zu können.
Offenbar fiel der kleine Einbruch am Donnerstag vergangener Woche, als der Dax um rund ein Prozent auf 14.422 Punkte abrutschte, zu gering aus, um diese Anleger zum Einstieg zu bewegen. Zudem war dieser Einbruch schnell beendet. Gekauft haben nach Einschätzung von Joachim Goldberg, der die Umfrage auswertet, vermutlich heimische Investoren mit einer langfristigeren Sichtweise.
Angesichts neuer Rekordhochs beim Dax geraten nun vor allem die Anlageprofis unter Kaufdruck. Sollte die Performance ihrer Fonds oder anderer Anlagevehikel nicht mit der Entwicklung an der Börse mithalten können, dürften sie wiederum von den Privatanlegern mit dem Entzug von Investitionen abgestraft werden.
Die neue Wunschmarke zum Einstieg haben die Geldmanager mittlerweile höher gesetzt. Die Profis wollen nicht bei rund 14.400 Punkten (dem Korrekturtief dieser Rally) kaufen, sondern warten auf einen Rücksetzer Richtung 14.550/14.600 Zähler, um ihre verpassten Käufe nachzuholen. Entsprechend hat der deutsche Leitindex dort eine wichtige Unterstützungsmarke.
Beflügelt von der Wall Street legen am heutigen Gründonnerstag die sogenannten Corona-Gewinneraktien zu. So liegen im Dax die Papiere des Essens-Lieferanten Delivery Hero und des Chip-Herstellers Infineon zu. Auch die kleineren Indizes zeigen ein ähnliches Bild: Im MDax haben die Papiere von Hellofresh, Wacker Chemie und Shop-Apotheke den größten Wertzuwachs, im SDax führen New Work (Betreiber der Netzwerk-Plattform Xing) sowie die Online-Händler Westwing und Home 24 die Gewinnerliste an.
An der Wall Street stieg am Mittwoch der technologielastige Nasdaq, der in den vergangenen Tagen gegen den Trend verloren hatte, um 1,5 Prozent und damit deutlich mehr als die anderen Indizes.
Was die Dax-Charttechnik sagt
Das mittelfristige Kursziel für den Dax liegt nach Meinung von Martin Utschneider, technischer Analyst der Privatbank Donner & Reuschel, bei rund 16.200 Punkten – natürlich mit dem Warnhinweis, dass diese Marke nicht sofort erreicht wird.
Derzeit ist der deutsche Leitindex auf dem besten Weg, die Prophezeiungen von Charttechnik und Sentimentanalyse vom Jahresanfang 2021 zu erfüllen. Laut der technischen Analyse wurde ein Punktestand von mehr als 15.500 Zählern in den ersten sechs Monaten des Jahres erwartet.
Anleger sollten aber nicht den Blick auf die Unterseite vergessen. Dort liegt seit der vergangenen Woche eine neue Aufwärtskurslücke zwischen 14.621 Zählern auf der Unter- und 14.694 Punkten auf der Oberseite. Tradingorientierte Anleger können diesen Bereich als Stop-Loss-Marke nehmen. Solche Aufwärtskurslücken entstehen, wenn der höchste Stand eines Handelstags unter der tiefsten Notierung des Folgetags liegt. Das gilt umgekehrt bei Abwärtskurslücken.
Die erste wichtige Anlaufstelle darunter liegt bei 14.409 und 14.422 Punkten, den bisherigen Korrekturtiefs der Rekordjagd in diesem Monat. Darunter bieten sich die ehemaligen Dax-Rekordmarken zwischen 14.131 Punkten, die im Februar erreicht wurde, und 14.197 Zählern aus dem Monat März als weitere Stop-Loss-Marke an.
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Dax aktuell: Dax erklimmt Rekordhoch – Viele Anlageprofis laufen der Rally verzweifelt hinterher - Handelsblatt
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