Eine Kundgebung als Reaktion auf die Enthüllungen um ein AfD-Geheimtreffen hat in Berlin viele Menschen angezogen. Die Organisatoren sprachen von mehr als 25.000 Teilnehmern.
Auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor ist gegen 16 Uhr eine Kundgebung gegen die AfD zu Ende gegangen. Aufgerufen dazu hatte ein Bündnis um „Fridays for Future“ und den Paritätischen Gesamtverband. Wegen des großen Zulaufs waren die U-Bahn-Ausgänge auf dem Pariser Platz gesperrt worden – zu einem Zeitpunkt, zu dem der Platz schon sehr voll war.
Die Kundgebung war eine Reaktion auf die Enthüllungen um das Geheimtreffen einer Rechtsfront aus AfD-Leuten und Identitären in Potsdam, das von der Rechercheplattform Correctiv aufgedeckt und publik gemacht worden war.
„Seit Monaten erleben wir, wie AfD und andere extreme Rechte die Stimmung im Land immer weiter anheizen. Sie hetzen, spalten die Gesellschaft und versuchen, menschenverachtende Politik salonfähig zu machen“, hieß es in der Ankündigung. Es gehe um nicht weniger, als die Grundpfeiler der Demokratie zu verteidigen. „In diesem Land fragen sich gerade viele, wo die Menschen sind, die jetzt Haltung zeigen.“
Laut Angaben einer Polizeisprecherin versammelten sich am Sonntagnachmittag „mehrere Tausend“ Teilnehmer. Eine Sprecherin von „Fridays for Future“ bezifferte die Zahl am Ende der Veranstaltung auf 25.000. Zwischen den Reden waren immer wieder Sprechchöre wie „Nazis raus aus den Parlamenten“ und „Ganz Berlin hasst die AfD“ zu hören.
Auch viele Familien mit Kindern waren zu der Demo gekommen, teilweise mit Kinderwagen und Transparenten wie „Babies gegen rechts“. Auf anderen Transparenten standen Slogans wie „Lasst uns die AfD zu einem Vogelschiss der Geschichte machen“ oder „Braune Flaschen gehören in den Glascontainer, nicht in die Parlamente“. Auf vielen Plakaten wurde ein Verbot der AfD gefordert.
„25.000 Menschen demonstrierten gegen rechtsextremistisches, völkisches und demokratiefeindliches Gedankengut – und für eine offene, vielfältige, tolerante und demokratische Gesellschaft“, hieß es in einer Mitteilung von Fridays for Future nach der Veranstaltung. Zahlreiche Bündnispartner hätten sich beteiligt, darunter die NGOs Campact, German Zero, Hàwar.help, sowie die Gruppen Grüne Jugend, Jusos, BUNDjugend und OMAS GEGEN RECHTS.
„Demokratie lebt davon, verteidigt zu werden. Was aber, wenn sie jeden Tag angegriffen wird?“, hieß es in der Mitteilung weiter. Mit dem breiten Bündnis, das am Sonntag vor dem Brandenburg Tor dagegen protestiert habe, sei ein starkes Zeichen für Vielfalt, Offenheit und Toleranz gesetzt worden. „Wir müssen gemeinsam für diese Demokratie kämpfen, uns schützend vor sie stellen.“
Das nahmen offensichtlich sehr viel mehr Menschen ernst, als auch von den Veranstaltern erwartet worden war: Die hatten lediglich 100 Teilnehmer angemeldet. Dass diese Zahl überboten werden würde, war schon gegen 13.30 Uhr am Alexanderplatz deutlich, der Zustrom von Menschen, die mit der U5 Richtung Brandenburger Tor fuhren, nahm nicht ab.
Auch die Polizei hatte offensichtlich nicht mit einem derart großen Andrang gerechnet: Bis 14.45 – also eine Dreiviertelstunde nach Beginn der Kundgebung – blieb die Straße Unter den Linden bis zur Wilhelmstraße, die den Pariser Platz nach Süden begrenzt, für den Verkehr frei. Dort trafen immer mehr auf dem Mittelstreifen gen Brandenburger Tor laufende Menschen auf den in der Wilhelmstraße nach rechts und links abfließenden Verkehr, vor allem Autos, aber auch BVG- und Sightseeing-Busse.
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Immer wieder mussten Ordner und Ordnerinnen per Lautsprecher darauf hinweisen, dass die Straße für den Verkehr freizuhalten sei. Kurz vor 15 Uhr riegelte die Polizei schließlich den Zugang zum Pariser Platz mit mehreren quergestellten Einsatzfahrzeugen komplett ab.
„Wegen des großen Andrangs haben wir von der Glinkastraße bis zum Brandenburger Tor die Straße unter den Linden für den Verkehr gesperrt, sagte eine Polizeisprecherin dem Tagesspiegel.
Auf der Veranstaltung sprachen Luisa Neubauer, der Chef des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Ulrich Schneider sowie die Autorin und Journalistin Düzen Tekkal.
Auch in Potsdam hatten Tausende Menschen am Sonntag ein Zeichen gegen Rechts gesetzt. Unter den Teilnehmenden waren Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne).
Ebenfalls am Sonntag war es in Berlin bei der jährlichen Demonstration zum Gedenken an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu Ausschreitungen gekommen. Dabei wurden 21 Einsatzkräfte verletzt, vier von ihnen mussten ins Krankenhaus gebracht werden.
„Demokratie verteidigen“: Viele Tausende bei Kundgebung gegen die AfD am Brandenburger Tor - Tagesspiegel
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