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Saturday, August 12, 2023

Ende der Rente mit 63: Später Eintritt „bedeutet für viele frühen Tod“ - Merkur.de

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Die Rente mit 63 spaltet die Politik. Während Experten ihr Abschaffung fordern, lehnen Arbeitsminister Heil, SPD und der DGB ein Ende strikt ab.

Berlin – Die Diskussion um die Rente in Deutschland ist um ein Kapitel reicher. Neben der Debatte über eine Inflationsprämie für Rentner soll laut einer Gruppe von Ökonomen die Ende der Rente mit 63 bald der Vergangenheit angehören. Dieser Vorstoß geht aus einem Brief des Wissenschaftlichen Beirats an Robert Habeck (Grüne) im Hinblick auf die anstehenden Koalitionsgespräche für das geplante Rentenpaket hervor.

Bei Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil (SPD) beißt der Vorstoß der Ökonomen allem Anschein nach aber auf Granit. Denn den Aussagen einer Sprecherin des Ministeriums zufolge seien Änderungen des Renteneintrittsalters „kein Bestandteil der rentenpolitischen Vorhaben der derzeitigen Regierungskoalition“. Was bedeutet, dass der SPD-Politiker aller Wahrscheinlichkeit nach sein Veto einlegen würde, selbst wenn die Koalitionspartner aus Grünen und FDP sich für diesen oder einen ähnlichen Vorschlag aussprechen würden.

Ende der Rente mit 63: „Späte Rente bedeutet für viele einen frühen Tod“

Heil halte gemäß dem Tagesspiegel Rentenkürzungen für Menschen mit vielen Beitragsjahren für leistungsfeindlich und unfair – und ein Ende der Rente mit 63 träfe jene, die mindestens 35 Jahre Beiträge gezahlt und Ansprüche gesammelt haben.

Mit seiner Ablehnung gegenüber der Abschaffung der Rente mit 63 steht Heil, der wegen seiner Jobcenter-Pläne unter Druck geraten ist, keineswegs alleine da. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz lehnt ein höheres Renteneintrittsalter vehement ab. Unterstützung bekommt der Arbeitsminister zudem von Anja Piel. Die Vorständin im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) ist vom „Lied vom drohenden Kollaps der Rentenversicherung“ wenig überzeugt. „Eine späte Rente bedeutet für viele Beschäftigte einen frühen Tod“, erklärte sie beim Tagesspiegel.

Rente mit 63 abschaffen: Menschen müssen das reguläre Renteneintrittsalter überhaupt erreichen

„Wer Jahrzehnte lang hart arbeitet, hat eine deutlich geringere Chance, gesund ein hohes Lebensalter zu erreichen.“ Das sei besonders bei belastenden Tätigkeiten der Fall. „Dazu muss sich bekennen, wer Forderungen nach einem höheren Rentenalter immer wieder in den Raum stellt“, sagte Piel weiter über den Vorschlag, die Rente mit 63 abzuschaffen.

Zwei Rentner spazieren durch eine Fußgängerzone

Auch Tanja Machalet sieht ein Ende der Rente mit 63 kritisch: „Bei der Rente geht es vor allem um den Respekt gegenüber der erbrachten Lebensleistung“, sagt die rentenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Bei allen Diskussionen über das Renteneintrittsalter müsse es in erster Linie darum gehen, dafür zu sorgen, dass Menschen das reguläre Renteneintrittsalter überhaupt erreichen. „Dazu braucht es gute und gesunde Arbeitsbedingungen nach dem Postulat ‘Prävention vor Reha vor Rente’“, heißt es vonseiten Machalets weiter.

Ende der Rente mit 63: Mehrheit der Renteneintritte vor dem regulären Eintrittsalter

Der Vorschlag der Ökonomen fußt dabei auf der Aussage in dem Brief an Habeck, dass schon jetzt die Mehrheit der Renteneintritte vor dem regulären Eintrittsalter erfolgt, das in den kommenden Jahren auf 67 Jahre steigt. Jede dritte Rentenphase beginne demnach mittlerweile mit 63. „Entgegen landläufiger Vorstellung“, heißt es in dem Brief, werde die Rente mit 63 „überwiegend von gut ausgebildeten, überdurchschnittlich verdienenden und gesünderen Menschen in Anspruch genommen“.

Während ein italienischer Betrieb durch den Fachkräftemangel lieber drei Rentner einstellt, zielt die Renten-Forderung der Ökonomen auf den prognostizierten Fachkräftemangel in Deutschland ab. Diesen fürchten auch die Arbeitgeberverbände seit längerer Zeit. Sie empfehlen eine Änderung bei den Regelungen für die Rente mit 63. Der Wissenschaftliche Beirat stellt zudem einen Lösungsvorschlag in den Raum, der den Renten-Vorstoß ein wenig abfangen könnte. Ein früherer Renteneintritt solle allenfalls denen zugestanden werden, „die gesundheitlich und/oder einkommensmäßig weniger privilegiert sind“.

Abschaffung der Rente mit 63: Motivieren und Arbeitsbedingungen flexibilisieren

Nachdem der baden-württembergische Finanzminister Bayaz Überzeugung ist, dass die Rente mit 63 unhaltbar sei, behandelt Reinhard Houben das sensible Thema mit mehr Fingerspitzengefühl. „Wir erkennen, dass wir die Kenntnisse und Erfahrungen älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin benötigen – auch nach ihrem 63. oder 67. Geburtstag“, betonte der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion beim Tagesspiegel.

Daher sei es „unsere Aufgabe, sie zu motivieren, länger zu arbeiten. Entscheidend ist dafür, die Arbeitsbedingungen weiter zu flexibilisieren und auf die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stärker einzugehen.“

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