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Sunday, April 9, 2023

Tunesien und Marokko: Viele Ertrunkene befürchtet - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Vor der Küste Tunesiens und Marokkos sind am Osterwochenende mehrere Migrantenboote gesunken. Die tunesische Küstenwache suchte nach zwei Bootsunglücken nach mehr als 20 Vermissten, nachdem bei Sfax am Samstag vier Leichname gefunden worden waren. Bei den meisten Vermissten handelte es sich nach Angaben eines Gerichtssprechers um Migranten aus Ländern südlich der Sahara. Die Schiffe waren in Richtung Italien in See gestochen.

Auf dem Weg zu den Kanarischen Inseln ertranken am Wochenende laut marokkanischen Presseberichten am Wochenende elf Migranten, nachdem ihr Boot vor der marokkanischen Küste in der Nähe der Stadt Guelnim gekentert war. Unter den Ertrunkenen waren acht Marokkaner und ein Ehepaar aus Subsahara-Afrika mit seinem zwei Jahre alten Kind, berichtete die Online-Zeitung „Alyaoum24“. In den vergangenen Monaten waren deutlich weniger Migranten aus Marokko nach Spanien gekommen. Seit dem Ende der diplomatischen Krise zwischen beiden Staaten greifen die marokkanischen Sicherheitskräfte wieder härter gegen illegale Migranten durch.

In Tunesien führt die sich verschärfende Wirtschaftskrise dazu, dass sich immer mehr Menschen in die Boote setzen. Die tunesische Küstenwache stoppte nach eigenen Angaben seit Anfang 2023 bis Ende März 14.406 Migranten. Das seien mehr als fünf Mal so viele Menschen wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres gewesen. Laut dem italienischen Innenministerium kamen seit Jahresbeginn mehr als 14.000 Migranten in Italien an, im Vorjahreszeitraum seien es rund 5300 gewesen. Afrikanische Union und Europäische Union warnen vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch, der die Migrantenströme nach Europa noch anwachsen lassen könnte.

Ein Darlehen des Internationalen Währungsfonds (IWF), das seit Monaten bereit steht, könnte einen solchen Kollaps verhindern. Doch der tunesische Präsident Kaïs Saïed lehnt die Bedingungen für das Rettungspaket in Höhe von 1,9 Milliarden Dollar ab. „Die Diktate des IWF sind inakzeptabel“, sagte Saïed vor wenigen Tagen. Sie würden zu mehr Armut führen. Nun müsse Tunesien aus eigener Kraft den sozialen Frieden wahren und „Brotunruhen“ verhindern, wie es sie vor 40 Jahren schon einmal gegeben habe.

Der IWF verlangt einen schrittweisen Abbau der Subventionen für Treibstoffe und eine Reihe von Grundnahrungsmitteln. Diese Maßnahmen sind Teil des Haushalts für 2023, wurden aber bislang noch nicht umgesetzt. Vor allem der einflussreiche Gewerkschaftsverband UGTT lehnt die Reformen und Kürzungen ab. Frankreich und Italien wollen Tunesien kurzfristig helfen, um zu verhindern, dass noch mehr Migranten nach Europa kommen. Tunesien ist in den vergangenen Monaten zum wichtigsten Tor für die Migranten auf dem Weg nach Europa geworden und hat Libyen und Marokko überrundet.

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