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Friday, December 2, 2022

Jung und Alt stellen viele Fragen buergerversammlung erlensee hallenbad - op-online.de

An Stationen mit Stellwänden konnten Bürger Detailinformationen einsehen und mit Experten sprechen.

Erlensee – Wie sehr die geplante Schließung des Hallenbades die Menschen in Erlensee und Umgebung beschäftigt, zeigte sich eindrücklich bei der Bürgerversammlung am Montagabend. Über 400 Menschen waren in die Erlenhalle gekommen und der Einladung von Stadtverordnetenvorsteher Uwe Laskowski gefolgt, um aus erster Hand Informationen zum Hallenbad zu erhalten.

Nach einem rund einstündigen Vortrag von Bürgermeister Stefan Erb (SPD), der nochmals im Detail alle Haushaltszahlen darstellte, die zu der Entscheidung, das Bad zu schließen, geführt haben, konnten die Bürgerinnen und Bürger Fragen stellen. Und davon machten sie rege Gebrauch. Zeitweise bildeten sich an den im Saal aufgestellten Mikrofonen sogar Schlangen. Trotz des emotionalen Themas blieb die Diskussion durchweg sachlich. Und obwohl für die allgemeine Fragerunde im Saal eigentlich nur 30 Minuten eingeplant gewesen waren, ließ der souveräne Moderator Laskowski geduldig zu, dass jeder zum Zuge kam.

Viele Kinder und Jugendlichen waren im Publikum

Im Publikum saßen ganze Familien, sogar viele Kinder und Jugendliche, aber auch Senioren waren gekommen. Auch die Mehrzahl der 31 Stadtverordneten war im Saal. Ihnen obliegt am Ende im Stadtparlament die Entscheidung über den Haushalt und somit auch über das Hallenbad.

Einige Kinder nutzten ebenfalls die Gelegenheit, Fragen am Mikrofon zu stellen. So wie Lina: „Warum werden die Fußballplätze erhalten und das Hallenbad aber nicht? Schwimmen lernen ist doch wichtiger als Fußball“, sagte das Mädchen unter dem johlenden Applaus des Publikums. Der Bürgermeister antwortete: „Die Fußballplätze kosten die Stadt jährlich nur 230 000 Euro und nicht 1,5 Millionen wie das Hallenbad.“ Außerdem würden immerhin 500 Kinder und Jugendliche das Erlenseer Fußballzentrum nutzen.

Eine Grundschullehrerin, die auch Schwimmen unterrichtet, fragte, ob die Stadt in Erwägung ziehe, das Land Hessen auf Finanzierung des Hallenbades zu verklagen. Denn schließlich sei das Recht auf Schwimmen in der hessischen Verfassung festgehalten. Und sie wollte wissen, ob Erlensee schon Gespräche mit anderen Bäderstandorten führe, um für die Schulkinder der drei Erlenseer Grundschulen das Schwimmen zu gewährleisten, wenn es das Hallenbad nicht mehr gibt. Erb sagte, dass es am Kreis als Schulträger und am Staatlichen Schulamt liege, den Schwimmunterricht zu organisieren. Wie das Land den Schwimmunterricht gewährleisten wolle, wenn Kinder immer weiter bis zu einem Bad fahren müssten, wisse er jedoch nicht, betonte der Bürgermeister.

Er machte deutlich, dass weder er noch einer der Stadtverordneten das Erlenseer Bad schließen wollen. Das aber dieser Schritt notwendig sei, um einen korrekten und genehmigungsfähigen Haushalt für kommendes und für die Folgejahre aufzustellen. „Es ist eine einschneidende Maßnahme, zu der wir uns aber zum Wohle unserer Stadt gezwungen sehen und weil wir keine ausreichende Unterstützung vom Bund und Land bekommen.“ Erb weiter: „Was können wir denn sonst streichen? Entweder das Hallenbad oder alle anderen freiwilligen Leistungen. Wir schlagen die Schließung vor, aber nur um unsere anderen Angebote aufrecht zu erhalten.“

Sehr emotionales Thema

Wie sehr eine Schließung die Menschen berührt, zeigte sich in vielen Beiträgen und Fragen. So zeigte sich eine Frau ungläubig: „Ich bin entsetzt über diese Zahlen, das sind doch alles fiktive Zahlen. Und ich vermisse kreative Ideen zur Rettung des Hallenbades. Das gibt es doch gar nicht, dass es keine Lösungen gibt, das will mir nicht in den Kopf.“ Sie habe den Eindruck, dass die Schließung schon beschlossene Sache sei, sagte sie ins Mikrofon.

Erb hatte in seinem Vortrag jedoch aufgezeigt, dass die Stadt schon viele Finanzierungsalternativen geprüft hat. Es seien in Begleitung von Anwälten Gespräche mit einigen der großen in Erlensee ansässigen Firmen zum Thema Sponsoring geführt worden. Weil sich die Unternehmen an bestimmte Regeln halten müssten (Compliance), sei ein Sponsoring über Beträge von einigen Tausend Euro hinaus jedoch rechtlich nicht möglich, so Erb. Und der Bürgermeister antwortet der ungläubigen Bürgerin: „Es wird eine Arbeitsgruppe geben.“ Die soll aus Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses und ausgewählten Bürgern bestehen und sich weiter um Lösungen bemühen.

Andreas Lindner, Vorsitzender der TSG Erlensee wollte wissen, wie realistisch es sei, dass das Bad wiedereröffnet, wenn es am 30. Juni 2023 tatsächlich geschlossen werde. Der Bürgermeister betonte, noch sei die Schließung ja nicht beschlossen und dass das Grundstück von der Stadt vorgehalten werde. Das Gelände sei schließlich auch in Zukunft weiterhin ein guter Standort für ein Bad, wenn es denn irgendwann vielleicht einen Neubau geben würde.

TSGE bekommt 1 Million Euro für ihren Hallenbau von der Stadt

Ein anderer Bürger fragte, ob es denn nötig sei, so viele Hallen in Erlensee zu betreiben. Die Hallenkapazitäten für die Vereine seien schon jetzt am Limit, antwortete Erb, der Bedarf an Hallenzeiten sei groß. Eigentlich bräuchte die Stadt eher weitere Hallen. Darum unterstütze die Stadt auch die TSGE mit einem Betrag von einer Million Euro für deren Hallenneubau. „Auch andere Vereine haben eine Daseins-Berechtigung“, sagte Erb unter Applaus.

Über 400 Bürgerinnen und Bürger kamen Montagabend in die Erlenhalle zur Bürgerversammlung, um über das Hallenbad zu diskutieren.

Auch die Situation der Kinder und Jugendlichen wurde in den Fokus gerückt. „Die Kinder haben schon unter Corona sehr gelitten, jetzt soll auch noch das Hallenbad schließen“, sagte ein Fußball-Trainer vom FC Erlensee. „Das belastet die Kinder sehr“, wusste er zu berichten. Der Bürgermeister konnte nur nochmals betonen, dass auch ihm die mögliche Schließung des Bades an die Nieren gehe.

Im Foyer der Erlenhalle wurden die Fragen, Ideen und Vorschläge der Bürger gesammelt.

Reiner Bousonville, Erlenseer Bürger, der für die Grünen im Kreistag sitzt, hob das hohe bürgerschaftliche Engagement hervor, dass wegen des Hallenbades in Erlensee entstanden sei. Dieses Engagement sei erfreulich und gelte es nun für Lösungen zu nutzen.

Auch Marcus Stickler-Jäger, der Initiator der Online-Petition zur Rettung des Hallenbades war am Montagabend in der Erlenhalle. Er zeigte sich positiv überrascht über das große Bürgerinteresse an der Veranstaltung. „Dass die Bürgerversammlung so gut besucht war, ist ein deutliches Signal nach außen“, so Stickler-Jäger auf Nachfrage. „Wir brauchen den Protest der Öffentlichkeit“, fügte er hinzu.

Positiv sei auch gewesen, dass die Fragerunde so lange gedauert habe, damit alle zu Wort kommen konnten. Ihm sei mittlerweile klar geworden, dass der Magistrat den Vorschlag zur Bad-Schließung nicht leichthin getroffen hätte. „Es ist schwer, Alternativen zu finden.“ Aber aufgeben will er nicht. Er hofft nun auf die angekündigte Arbeitsgruppe, die bei der kommenden Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses ins Leben gerufen werden soll.

An kreativen Vorschlägen mangelte es den Bürgern nicht, wie eine Pinnwand zeigte.

Viele Anregungen von Bürgern auf einer Pinwand

Die Bürgerversammlung ging erst kurz vor 23 Uhr zu Ende. Denn nach der Fragestunde in der großen Runde konnten Bürger an drei Stationen noch Einzelgespräche mit Verwaltungs-Experten führen. Dazu hatte die Stadt Stellwände mit Grafiken und Erläuterungen zu den Haushaltszahlen aufgebaut. Diese Stationen wurden rege genutzt. Ebenso die Pinnwand am Ausgang der Halle, wo Bürger ihre Ideen und Anregungen niederschreiben konnten.

Ausschusssitzung

Öffentliche Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, Mittwoch, 7. Dezember, 18.30 Uhr, Erlenhalle. Auf der Tagesordnung stehen der Haushaltsentwurf, Anträge der Fraktionen dazu sowie der Tagesordnungspunkt „Schließung des Hallenbades und der Sauna“.

(Von Monica Bielesch)

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