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Thursday, November 10, 2022

VdK-Kreisverband Büdingen: Viele Anfragen, wenig Aktive - fnp.de

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Trotz einer steigenden Mitgliederzahl konnten im VdK-Kreisverband Büdingen die Vorstände von acht Ortsverbänden nicht mehr besetzt werden. Vorsitzender Willi Rullmann spricht über Gründe und Ziele.

Die Postkarte mit dem Konterfei von Lauterbach irritiert. Kippt man sie ein bisschen, zeigt sich ein um circa 20 Jahre gealterter Bundesgesundheitsminister. »Glauben Sie, Ihre Nächsten würden Sie unter diesen Bedingungen pflegen, Herr Lauterbach?«, ist daneben zu lesen. Die Karte ist eine offensive Werbekampagne des Sozialverbandes VdK.

Im Interview spricht Willi Rullmann, Vorsitzender des Kreisverbands Büdingen und des Bezirksverbands Gießen, über den Status Quo des VdK und der zugehörigen Ortsverbände, treue Kriegerwitwen und Prozentesammler.

In den vergangenen Monaten musste die Kreisgeschäftsstelle in Nidda sieben Ortsverbände kommissarisch übernehmen, Ranstadt wackelt. Die Anzahl der Mitglieder aber steigt. Wie passt das zusammen?

Seit 2020 gibt es große Probleme mit der Besetzung der Vorstände. Corona hat uns zwei Jahre lahmgelegt. Wir konnten keine Veranstaltungen durchführen und Besuche abstatten, um die Älteren zu schützen. Die Probleme wurden bei den Mitgliedern mehr, Krankheiten nicht weniger. Wir haben versucht, auch in dieser Zeit die Mitglieder per Mail, online oder per Telefon zu betreuen. Der Betrieb ging weiter, aber langsamer. Erschwerend kommt dazu, dass durch Corona viele Gastronomen aufgehört haben und uns die Räume für Veranstaltungen fehlen.

Welches sind die wichtigsten Aufgaben eines Ortsverbands?

Deren Vertreter sind die ersten Ansprechpartner vor Ort. Sie betreuen die Mitglieder und organisieren gesellige Veranstaltungen. Sie informieren und leiten Anfragen an den Kreisverband weiter, sodass unsere Kolleginnen Widersprüche bearbeiten, mit Versorgungsamt, Krankenkasse, Pflegekasse oder auch der Berufsgenossenschaft sprechen können. Sie sind geschult und beraten in der Kreisgeschäftsstelle in Nidda Hand in Hand mit einer Juristin.

Wie hat sich die inhaltliche Arbeit des VdK in den vergangenen Jahren verändert?

Wir mischen uns noch mehr in die Sozialpolitik ein. Seit 2019 ist der VdK gezielt in verschiedene Themen eingestiegen, fährt Kampagnen, spricht mit Entscheidungsträgern oder solchen, die gewählt werden wollen, um unsere Interessen zu vertreten. Wenn der VdK das nicht machen würde, würden viele alte Leute auf der Strecke bleiben.

Welche Kampagnen sind das zum Beispiel?

Die Senioren wurden anfänglich bei der Energiepreispauschale vergessen. Dank der Mitwirkung des VdK erhalten sie zum 1. Dezember ebenfalls die 300 Euro.

Jährlich findet unser »Equal Pay Day« statt, bei dem es um eine gerechtere Bezahlung von Frauen in der Arbeitswelt geht.

Aktuell läuft die Pflegekampagne. Es gibt einerseits viele Pflegekräfte, doch in den Heimen fehlt das Personal. Das sind unsere Probleme.

Früher waren sie vornehmlich für Kriegsopfer da, durch den demografischen Wandel wird der Fokus folgerichtig vermehrt auf den Senioren liegen. Wie ist heute Ihre Zielgruppe definiert?

Wir haben uns für jedermann geöffnet. Wir haben beim VdK in Hessen und Thüringen etwa 285 000 Mitglieder mit steigender Tendenz trotz aller Schwierigkeiten, die entstanden sind. Unter den Hilfesuchenden sind nicht nur Senioren. Wir arbeiten auch mit Menschen mit Behinderung zusammen und betreuen Kinder, was so noch nicht bekannt ist. Wen wir nicht betreuen dürfen, sind Privat-Versicherte.

Ist es richtig, dass sich der VdK verjüngt hat?

Die »55-Jährigen plus« machen in Nidda, die knapp 1400 Mitglieder haben, etwa 70 bis 80 Prozent aus. Den meisten geht es vorwiegend um den Grad der Behinderung. Vor vier, fünf Jahren wollten viele in den Vorruhestand gehen. Rentenanträge bearbeiten wir vor Ort zwar keine, aber Widersprüche beim Versorgungsamt oder der Pflegekasse. Alleine kommen die Antragsteller nicht zurecht. Eine ähnliche Entwicklung gibt es in anderen Ortsverbänden auch. Was uns große Sorgen macht, ist, dass man keinen von ihnen gewinnen kann, ein Ehrenamt zu übernehmen. Es kommt auch vor, dass sie ihre Anträge stellen und, sobald der Widerspruch erfolgreich war, wieder austreten.

Das hört sich an, als würde der VdK als Dienstleister gesehen…

Das war in einigen Fällen auch so. Jeder kann es sich ausrechnen: Wenn ich zu einem Juristen gehe, zahle ich für die Hilfe deutlich mehr als 66 Euro. Das ist nämlich die Höhe unseres Jahresbeitrags. Und weil das immer dieselben waren, haben die Delegierten 2019 beim Landesverbandstag dem einen Riegel vorgeschoben. Dort wurde beschlossen, dass jeder nur einmal Mitglied im VdK werden darf. Wer ausgetreten ist, wird nicht mehr aufgenommen, egal in welchem Ortsverband. Denn das ist auch unsozial den Personen gegenüber, die sich den Beitrag mühsam zusammensparen und uns schon lange treu geblieben sind, wie zum Beispiel einige Kriegswitwen.

Hat das gefruchtet?

Ja, das merkt man. Seitdem dieser Hinweis auf der Kündigungsbestätigung steht, werden ab und zu die Kündigungen zurückgenommen.

Wie machen Sie, um Jüngere, die dann auch aktiv sind, zu gewinnen?

Wir arbeiten unter Hochdruck an Veränderungen, wollen uns noch mehr öffnen und eine jüngere Zielgruppe, das heißt die 40- oder 45-Jährigen ansprechen, das ist bei uns sehr jung. In der Geschäftstelle ist fast alles digitalisiert. Wir hoffen, dass wir damit mehr junge Leute erreichen. Trotz aller Schwierigkeiten werden wir weiterhin versuchen, die Ortsverbände mit Vorständen zu besetzen. Denn das, was ein Ortsverband leistet, können wir hier vom Kreisverband nicht komplett übernehmen.

INFO:

Im Wetteraukreis gibt es die Kreisverbände Friedberg und Büdingen. 2020 betreute der Kreisverband Büdingen 9169 Mitglieder, 2021 waren es 9294 und im November 2022 sind es 9385 Mitglieder. Die Tendenz ist steigend. Zum Kreisverband Büdingen gehören 24 Ortsverbände. Büdingen, Hirzenhain, Himbach, Eckartshausen, Dauernheim, Echzell und Nidda-Eichelsdorf werden kommissarisch von der Kreisgeschäftsstelle Nidda mitbetreut. Ranstadt steht auf der Kippe. Die Ortsverbände sind eingetragene, gemeinnützige Vereine. Willi Rullmann (71 Jahre) ist Vorsitzender des Kreisverbands Büdingen und des Bezirksverbands Gießen, zugleich Schulungsbeauftragter und Seminarleiter. Die Geschäftsstelle in der Neue Straße 4 in Nidda ist telefonisch montags bis donnerstags von 9 bis 12 Uhr unter der Rufnummer 0 60 43/9 88 83 88 zu erreichen. Termine sind nach Voranmeldung montags, dienstags und mittwochs von 9 bis 12 Uhr möglich. Nähere Informationen dazu gibt es online auf https://ift.tt/iNreBFO. VON MYRIAM LENZ

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